Kinder. Karriere. Kinder & Karriere.

Bevor ich das richtige Studium für mich entdeckt hatte bin ich einen kleinen fehlerhaften Weg gegangen. Ich habe für 2 Semester International Business studiert. Das Studium lief nicht besonders gut. Das lag unter anderem daran, dass ich das Fach nicht studieren wollte aber Sätze wie: „Wenn du schon studierst dann mach auch was gscheits!“ mich leiteten, oder auch, dass weder der Ort an dem ich studierte noch die Menschen mit denen ich studierte mich erfüllten. Ich habe also nichts für mein Studium getan weil ich das Studium hasste. Weil ich es nicht wollte. Beim Gespräch mit einem hochschulinternen Studienberater fiel die Frage was ich bildungstechnisch überhaupt erreichen möchte. Meine Antwort war, dass ich gerne einen hohen akademischen Grad erlangen möchte in einem Bereich in dem ich aufgehen kann und damit der Gesellschaft gutes tun kann. Er riet mir, den Titel den ich haben möchte auf ein Plakat zu schreiben und es mir in der Wohnung zu hängen – irgendwo, wo ich es gut sehen kann.

So kommt es, dass ich jetzt ein Blatt an meiner Tür kleben habe mit einer Aufschrift, was ich in meinem akademischen Werdegang erreichen möchte.

Als ich einmal Besuch von einer Freundin hatte, die zuvor noch nie bei mir war, entdeckte sie das Plakat und fragte etwas verwundert: Das willst du erreichen? Du willst Karriere machen? Auf die Antwort „Ja!“ fragte sie, ob ich denn keine Kinder wollen würde. „Doch, klar will ich Kinder!“ antwortete ich ganz selbstverständlich.

Ich dachte noch lange über die Situation nach. Noch bis heute und mir stößt eine Grundproblematik auf, die auch in meinem Studium immer wieder diskutiert wird.

Wieso immer: entweder – oder? Was wollen Frauen? Was sollen Frauen dürfen – und was nicht? Und wer soll da eigentlich bestimmen dürfen?

Das Thema der Frau in Anbetracht von Beruf und Familie ist ein aktuelles Thema und etwas, woran gerade gesellschaftlich und auch politisch sehr stark gearbeitet wird. Was müssen Frauen eigentlich so alles sein?

Frauen stehen meist unter sehr großem Druck. Sie sind die, die Kinder zu Welt bringen (sollen), sie sind aber auch Arbeitskräfte die genutzt werden möchten.

In dem Moment als ich diese Frage gestellt bekommen habe, als würde das Eine das Andere ausschließen, fragte ich mich: wieso entweder – oder? Wieso sollte ich nicht beides haben können?

Frauen sind die Art von Gesellschaftsgruppe über die alles und jeder diskutiert. Ständig werden den Frauen neue gesellschaftliche Richtlinien eingetrichtert (die sicher nur gut gemeint sind) was die Frauen wollen sollen, was sie erreichen wollen und wo sie sich später sehen sollen. Dies nennt man dann freundlich Emanzipation oder Feminismus um dem ganzen einen Namen zu geben und es als reine positive Entwicklung zu sehen. Man geht nämlich ständig davon aus, dass das, was man gerade selbst für am Besten hält und was man sich selbst wünscht sicherlich alle anderen sich auch wünschen und es sicher das Beste für alle ist.

Wie dem auch sei – es gibt Frauen, deren primäres Ziel im Leben die Karriere ist. Sie finden Erfüllung beim Studieren, Lehren und Arbeiten. Es liegt ihnen und sie sind gut darin und glücklich damit.

Dann gibt es Frauen, die Erfüllung darin finden primär Ehefrau und Mutter zu sein. Diese Frauen sind mittlerweile in der Gesellschaft nicht mehr sehr „angesehen“. Man schämt sich etwas dafür, dass man „nur Hausfrau“ ist und vergisst dabei selbst manchmal, dass das ein 24/7 Job ist. Mit den ganzen Debatten über die Gleichstellung der Frau mit dem Mann und evtl. umgekehrt hat man vielen Frauen eine Stimme verliehen. Man hat gezeigt, dass Frauen mehr können. Mehr sind. Frauen sind mehr und individueller als das, was die Gesellschaft sagt, was sie seien. Doch hat man dabei eine Gruppe von Frauen übersehen die ich nicht unerwähnt lassen möchte. Eine Gruppe, die auch vorhanden ist, und der das Recht auf ihre Entscheidung nicht verweigert werden darf. Die Frauen, die ihre Erfüllung darin finden, primär Mutter und Ehefrau zu sein.

Doch dann gibt es Frauen die eben beides wollen – und das zu Recht! So wie sich kein Mann zwischen Familie und Beruf entscheiden muss, (primär deshalb, weil der Mann nicht das Kind auf die Welt bringt und stillen muss etc.) so sollte der Frau auch die Freiheit gegeben sein, beides tun zu können, wenn sie das wünscht. Wieso muss eine Frau ihre Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte für andere Wünsche, Bedürfnisse und Sehnsüchte aufgeben oder sie hinten dran stellen? Wieso kann sie nicht für sich selbst entscheiden, was das Beste für sie, ihre Familie und ihre Kinder ist?

Ich könnte noch ewig über dieses Thema schreiben, doch soll meine Message eine bestimmte sein:

Was wollen Frauen eigentlich?

Frauen wollen unterschiedliche Dinge. Ganz unterschiedliche Dinge die alle berechtigt sind. Frauen wollen Dinge, die akzeptiert werden müssen.

So sollte sich keine Frau als Rabenmutter fühlen müssen, wenn sie ihr Kind früh in die Kita gibt, um weiterhin Karriere machen zu können, und ihre beiden Sehnsüchte zu erfüllen, noch sollte sich eine Frau „schämen“ müssen, weil sie nicht studiert hat, sondern Mutter war und ist.

Frauen sollten selbst entscheiden dürfen, was sie wollen. Und sie sollten sich frei von gesellschaftlichen Ansichten und Anforderungen diese Wünsche erfüllen können.

„Was wollen Frauen eigentlich“ mit der Antwort „–DAS! wollen Frauen“ zu beantworten, wäre eine grobe und ungerechte Pauschalisierung, von denen wir zur Genüge haben.

Frauen sind wunderbar unterschiedliche Wesen, wie ihre Gegenstücke es ebenso sind.

Es wäre eine Entwürdigung ihrer Besonderheit, sie auf einige wenige Rollenbilder zu beschränken und sie in eine Ecke zu drängen, wenn sie in mehreren Ecken gleichzeitig leben könnten.

2 Gedanken zu „Kinder. Karriere. Kinder & Karriere.“

  1. as salamu aleikum,

    Schön geschrieben 🙂 Ich denke dass diese Themen auch sehr stark mit „Armut“ und Geld verknüpft sind. Die Chancen für Frauen steigen enorm, wenn sie finanzielle Sicherheiten haben. Wer Geld hat, kann sich ein Auto leisten, womit er schneller in die Arbeit kommt, einen privaten Kindergartenplatz erhalten oder eine Nanny anstellen (auch wenn es nur für die Abholung vom Kindergarten ist) Man kann sich seinen Job besser aussuchen, weil man nicht gezwungen ist, den erst Besten zu nehmen und kann vielleicht sogar ein Firma finden, die Einen in der Betreuung unterstützt.
    Wenn man hingegen darauf angewiesen ist, Geld zu verdienen, hat man vielleicht eine Firma die überhaupt nicht kinderfreundlich ist, schafft es nicht die Abholung vom Kindergarten mit den Arbeitszeiten zu vereinbaren und kann sich vielleicht nicht einmal ein Auto leisten, mit dem man von A nach B kommt. Wenn man dann noch alleinerziehend ist und auch kein großes soziales Netzwerk hat, ist die Katastrophe perfekt.
    Bei Bewerbungsgesprächen sinken die Chancen gleich um ein vielfaches, wenn man kleine Kinder hat. Ich wurde bis jetzt jedes Mal gefragt. Und wenn ich dann antwortete, ich hätte keine, war immer Erleichterung zu spüren. Und da sage jemand, Frauen würden dadurch keine Nachteile in der Arbeitswelt entstehen.

    Oftmals erlebe ich es auch, dass Kinder als etwas Störendes und Negatives wahrgenommen werden. So höre ich oft, wie Leute schlecht über Frauen reden, die mehr als 2 oder 3 Kinder haben. Oftmals sogar Frauen, die selbst ein Kind haben. Als ob mehrere Kinder eine Last und etwas Schlechtes wären…!?

    Es ist leider auch oft so, dass die Gesellschaft nicht besonders gut darauf reagiert, wenn sich jemand durch mehr als eine Sache definiert. Entweder du bist Studentin, oder Hausfrau, oder Karrierefrau. Entweder du bist arm oder reich. Deutsch oder Migrant. Zwischenstadien existieren kaum oder werden nicht wahrgenommen. Schwarz-Weiß-Malerei ist einfach und begeistert.
    Überhaupt müssen wir es den Leuten nicht Recht machen und uns in eine Rolle oder Frauenbild stecken lassen. Ich muss mich nicht für eine Sache entscheiden, Frauen sind vielseitig, talentiert und frei und können mehr als nur eine Rolle übernehmen. Und wenn sie nur eine Rolle übernehmen wollen, weil sie das glücklich macht, ist das auch vollkommen ok. Wir sollten uns nicht verbiegen um anderen zu gefallen. Wir sollten uns nicht zwingen lassen, eine Rolle anzunehmen die wir nicht wollen. Am Ende zählt doch nur, dass wir mit unserer Entscheidung zufrieden sind. (und diese möglichst im Einklang mit unserem Glauben und Vorstellungen steht) Wir allein müssen zufrieden sein, niemand sonst.

    Liebe Grüße

    1. Salam. Vielen lieben Dank für diesen Kommentar, liebe Rashida! Die Dinge die du ansprichst sind sehr wichtig und wertvoll! Daher finde ich sollte man kleinere politische Gruppen z.B. unterstützen, die das gewährleisten wollen und gegen die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sind, so wie sie Schwarz-Weiß-Denken ablehnen. Dankeschön für den Kommi 🙂

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