Das Gift des Nichtstun.

Ohne mich selbst loben zu wollen, (davor fürchte ich mich) kann ich sagen, dass ich seit vielen Jahren ein aktiver Mensch bin. Ich versuche viel zu tun. Bin in Vereinen, Organisationen etc. aktiv und versuche mich so gut es geht für das Gute einzusetzen. Seien es kleine Dinge, die keiner sieht wie Stunden lang am Eingang einer Jugendherberge auf den Lieferanten der gespendeten Würstchen zu warten oder sichtbar auf einer Bühne stehen und etwas moderieren oder ähnliches. 

Ich hatte immer ein Gefühl der Erfüllung in mir, wenn ich was tat, wenn ich was tun konnte. Wenn ich dem Fortschritt der Gemeinschaft und der Gesellschaft etwas beitragen konnte. 

Ich kenne Menschen, die es genießen  Tage lang nichts zu tun. Solche Zeiten gab es bei mir – dem Herrn sei Dank – selten. Doch die letzen zwei Wochen habe ich wegen persönlicher Umstände einen krassen Cut in meinem Leben durchlebt bzw. durchlebe ihn immer noch. 

Von den meisten Aktivitätsmöglichkeiten, die ich hatte und in die ich fest involviert war, bin ich nun örtlich zu weit weg, so dass die Dinge so einfach nicht mehr zu machen sind. Seit zwei Wochen in etwa sitze ich da, in einer Phase meines Lebens, in der Andere möglicherweise Abstand und Ruhe von Menschen und Arbeit genießen würden. 

Ich merke nur, wie ich das „TUN“ vermisse. Wie das „TUN“ mir selbst gut tat, und wie es mir jetzt nicht gut tut, nichts zu tun. Nichtstun fühlt sich für mich wie ein Gift an, dass sich in dich setzt und tatsächlich lähmt. 

All die vielen Zitate großer Denker, all die Worte von großen Menschen meines Herzens, all die Koranverse  über das „TUN“ – jetzt ergeben sie Sinn. Nie, wenn wir etwas tun, tun wir es für andere. Wir tun es immer für uns selbst. Wir tun es, damit wir uns selbst und andere schätzen und respektieren lernen. Wir tun es damit wir ruhig schlafen können. Wir tun es damit unsere Seele das Gefühl von Erfüllung erlangt. Denn der Mensch der „tut“, verändert im Endeffekt die Welt. 

Selten weiß ich nicht, wieso ich einen Text schreibe oder was ich überhaupt damit sagen möchte. Selten ist ein Text so, auf diese Art und Weise persönlich. Ich möchte nur eine Geschichte erzählen, mit dieser abschließen, hoffen und beten, dass auch ich, in naher naher Zukunft wieder etwas zu Tun finde/bekomme/habe, und andere zum aktiven Tun motivieren kann. 

Die Geschichte des Propheten Ayyoub/Hiob kennen sicher viele von uns. Ayyoub a.s. wurde auf eine Art und Weise geprüft, wie vielleicht kein anderer. Irgendwann, richtet er sich an den Herrn, in Mühsal und Leiden erstickend und spricht sein Leiden aus:

„Und erinnere dich an unseren Diener Hiob, (wie es war) als er zu seinem Erhalter rief: „Siehe, Satan hat mich mit völliger Mühsal und Leiden heimgesucht.“ 

Der Prophet ist so am Ende. Im Türkischen wird „Mühsal“ als „bitiş noktası“ beschrieben. Der Punkt, an dem man am Ende angelangt ist. Leiden wird als „Azab“beschrieben. Azab bedeutet „allein-sein, niemanden haben, dass Gott dir den Rücken zugewendet hat“. An diesem Punkt war Ayyoub a.s. angelangt und rief sein Leiden dem Herrn zu. Der Herr antwortet: 

„(und ihm daraufhin geantwortet wurde: „Schlage mit deinem Fuß (auf den Boden): hier ist kühles Wasser zum Waschen und zum Trinken.“ 

Es ist einfach nur krass. Einfach nur viel zu krass. Gott spricht nicht von Mitleid, Gott zieht seine Prüfungen nicht zurück. Gott sagt ihm, er solle aufstehen, sich aus der Situation lösen, auf den Boden schlagen. „Schlag mit deinem Fuß“ – tu etwas, bewege dich, lieg nicht da und bemitleide dich nicht selbst! Wasch dich und trinke Wasser und mach weiter. Kennt ihr diese Menschen, die einem sagen man solle sich das Gesicht waschen und ein Glas Wasser trinken, wenn etwas Schlimmes passiert ist oder man erschöpft ist? Genau das sagt Gott zu Ayyoub. Raff dich auf, lese ich in diesen Zeilen. Raff dich auf und „TU“ etwas! Denn am Ende des Tuns ist Erfolg und Zufriedenheit. 

„Und wir erteilten ihm neue Nachkommenschaft und verdoppelten die Zahl als ein Akt der Gnade von Uns und als eine Erinnerung an alle, die mit Einsicht versehen sind.“

Wenn das Tun uns von der Schlimmsten Lage unseres Lebens befreien kann, wie kann es noch Menschen geben, die das Nichtstun preisen? 

 

Ich wünsche allen Fastenden einen gesegneten Monat mit viel Liebe, Licht, Einsicht und vielen Aktivitäten. Ich wünsche mir, dass das Tun nicht lang auf sich warten lässt, dass ich nicht lange auf mich warten lasse! 

 

Aber Frau und Mann sind doch gleich! Bla, bla!

Warnung: Wutpredigt.

Warum ich mich denn nicht mit wichtigeren Themen befasse, als mit der Rolle der Frau im Islam, fragen sie mich. Weiß nicht, vielleicht weil viel blödes auf der Welt wegen falschen Rollen- und Weltbildern aus geht?

Es ist unglaublich, sie sitzen auf Podien, halten Vorträge, sind Vorzeigemodelle der muslimischen Gesellschaft in Deutschland/Österreich oder gar Europa, reden mir etwas von „Ach nein, wissen Sie, so ist das doch gar nicht. Die Frau ist dem Mann gleich gestellt, wir respektieren und achten jeder unserer Schwestern…“ bla bli blub! 

Ich solle das nicht öffentlich machen, was ich denke, ich solle mir nicht einbilden, eine Revolution starten zu können. Naja, vielleicht bin ich größenwahnsinnig, aber probieren schadet ja nichts! 

Ganz ehrlich „lieber Bruder“, und auch „liebe Schwester“, die dem Bruder bei jedem Wort in den Mund schaut, ob das denn ok ist was sie sagt: mich interessiert es kein bisschen, was ihr auf den Podien erzählt, solange das Gesagte nicht mit den Taten hinter den Türen übereinstimmt. Sich als ach so aufgeklärt und fortschrittlich darstellen, aber nicht damit klar kommen, dass eine „Schwester“ eine andere Meinung vertritt und sich nicht scheut diese offen zu kommunizieren?! 

Was soll ich tun? – gegenüber den Ungerechtigkeiten gegenüber der Frau meine Klappe halten, nur weil die Mehrheit der Menschen, die eine „anerkannte Meinung“  zu Dingen haben und vor allem eine theologische Ausbildung besitzen, die sie dazu befähigt ein Anspruch auf absolute Wahrheit und Richtigkeit zu haben, vor allem diese fast ausschließlich Männer sind, weil die Frau nicht zu Wort kommen SOLL, diese soll ich einfach weiter ihr Unwesen treiben lassen?

Was ich mir denn einbilde, den Mädchen zu sagen, sie sollen sich ein Selbstbewusstsein als Frau aufbauen, als Frau, als eigenständige Frau, so wie Gott sie schuf unabhängig vom Mann. Was ich mir denn denke, denn Mädchen ein falsches Bild von Mann-Frau-Beziehungen zu vermitteln?

Lieber Bruder, gestern hast du noch gesagt, dass du doch so auf Gleichberechtigung aus bist, dass du sogar den Müll runter bringst, obwohl du es nicht möchtest.

Und genau das mein Lieber, ist der springende Punkt. Es geht weder um den Müll, noch um den Abwasch, noch ums Geld und weder um die Zeit für die Kinder!

Primär geht es um dein Bild in deinem Kopf und deinem Herzen. Sind diese Bilder mit dem quranischen Bild vereinbar? Hast du dich selbst mal hingesetzt, und selbst in quranischer Weise versucht Themen zu erarbeiten, oder hast du es bisher nur bevorzugt dir ein paar Vorträge über Frauen(rechte) von Männern rein zu ziehen und hast deine Liberalität darauf aufgebaut?!

Und die Frauen, die das noch akzeptieren, die damit noch einverstanden sind solange er den Müll runter bringt – naja, dann wundert mich nichts mehr! Wenn die Frau nicht aufsteht, ihre Stimme bei Ungerechtigkeit erhebt und sich aktiv ihre Recht sucht, wer denn dann bitte?! Die Männer werden dir ganz sicher nicht einen roten Teppich ausrollen.

Mich nervt diese Falschheit. Entweder ganz oder gar nicht. Entweder Ehrlichkeit oder Stille. Sprich nicht in meinem Namen – ich spreche für mich! Lass mich für mich sprechen – ich brauche keinen Mann dazu!  

Wechselwirkung – Hand verschmutzt Hand. „machtWorte“

Zur Lesung geht es hier entlang: Lesung – Wechselwirkung

Allahu akbar“ schreien sie, welch’ laute Horde mit unreiner Brust! Schatten in ihren Augen, sie stoßen ab mit ihren bärtigen, grimmigen Gesichtern. Sie lüstern nach Macht und dursten nach Blut. Sie schreien „Allahu Akbar“ und missbrauchen den Namen des Liebenden, Geliebten. Erheben sich damit in ihrer Perversität.
Ihre Zungen sprechen mächtige Worte bei Tag und bei Nacht – sie stoßen die Worte aber von sich ab statt diese in ihre Herzen eindringen zu lassen.
Sie rufen „Gott ist groß“, doch sind sich dessen Konsequenz bewusst?!

„Allahu akbar“ schreien sie während sie töten, zerstören, in Brand setzen. Menschen erschrecken, Angst einflößen kleinen weinenden Kindern, das Gute auslöschen, den Frieden zunichte machen.

Hätten sie doch aber auf das erste Wort ihrer Worte gehört – „Iqra – Lies!“ so wäre das was sie tun ihnen selbst zuwider.

Sie erschaffen sich Königreiche und Mächte mit ihren Worten. Machen mit ihren Worten aus Königen Sklaven, aus Sklaven Könige. Bestimmen mit einem Wort über Gut und Böse, über Leben und Tod. Machen aus Menschen das, was sie nie hätten sein sollen. Nie hätten sein können.
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch!

*

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, laut, so dass ihnen die Stimmen zu verschwinden drohen.
Ihre eisblauen Augen stechen in der Dunkelheit hervor, pflanzen sich in die Erinnerungen, in die Herzen kleiner weinender Kinder, die vor „Allahu akbar“ – Schreienden geflüchtet sind, um mit „Wir sind das Volk“ empfangen zu werden?

Hineingetaucht sind ihre patriotischen Geister in Liebe zu Schwein, deutschem Kulturgut und Heimatgefühl! Machen ihre Identität an einem Tier fest, sind nichts weiter, als Mitbürger auch anderer Beheimateter – wollen es aber nicht fühlen!

Sie merken nicht, dass sie mit ihren Worten das Licht am Ende des Tunnels auslöschen, während sie andere dunkle Lichter die seit Jahrzehnten erloschen sind, wieder anzünden zu versuchen.
Mit ihren Worten färben sie Seelen braun, während sie das Kunterbunte zu ersticken versuchen! Wollen eine Alternative für das Land sein, doch mit ihren Worten machen sie krank die gesunden Herzen und gesund die Kranken. Steigen hinauf in die obersten Ebenen der Mächtigen; unter den von Steuergeldern bezahlten Nadelstreifen verstecken sich ihre Springerstiefel!

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, missbrauchen unverschämt und in Absolutismus badend den Namen des Volkes! Erheben sich in ihrer Perversität damit. Sie sprechen Worte, mächtige Worte, während sie zerstören, in Brand setzen, Menschen erschrecken, Kinder zum weinen bringen, das Gute und die Hoffnung auf Frieden auslöschen! Hetzen, Hass verbreiten und das Eine spalten!
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

*

Da stehe ich nun, inmitten dieser beiden Seiten. Keiner weiß mehr so recht was richtig und falsch ist. Und ich mittendrin, werde bekämpft, getreten, angefeindet und befremdet von Beiden! Kann kaum eine Zeitung aufschlagen, ohne dass einer der Beiden, am besten im Verbindung miteinander, thematisiert werden. Stehe da während 1000 nachte Zeigefinger gegen mich gestreckt sind!

Sie sagen Ich sei die Ungläubige, nein, ich bin! die Ungläubige, die, die den Ungläubigen in den Arsch kriecht, die Gott für die Demokratie verkauft hat, die, die ihre erotische Stimme selbst vor Männern erhebt, sich ihnen zeigt, sich ihnen vorführt! Ich bin ein ausgepackter Lutschbonbon, an dem sich Sarrazin, Hamed Abdelsamed und Petry gemeinsam, Lippe an Lippe vergnügen, während ich nicht beachte, dass meine Glaubensgeschwister für Gott kämpfen und sterben.
Ich bin die Ungläubige, die ignorante Egoistin, die einen liberalen Islam geschaffen hat, die vom Propheten bekämpft werden würde, wenn er lebte. Ich bin die, die das Tuch trägt, aber keinen Glauben mehr in sich. Die, die sich verkauft hat. Ich bin die, die Gott niemals erreichen wird, die, die in Reue verrecken sollte, die Gottes Vergebung niemals erhalten wird, da mein Gott nun Europa ist!

Auf der anderen Seite bin ich die Kopftuchschlampe, sagen sie, die Putze von Muhammad, die Sexsklavin meines Mannes, die Knechtin meines Vaters, der Boxsack meines Bruders! Die Kanakin, die ewige Kanakin die kein Deutsch spricht, die die niemals einen Abschluss erlangen wird, die, die unterrückt ist, befreit werden muss, die keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Ich bin die, die gerade mal gut genug für einen Putzjob ist, aber auch die Sozialschmarotzerin, die von ihren Steuergeldern lebt. Ich bin die Hinterweltlerin, die Zurückgebliebene, die, die das Land ins Verderben stürzt, eine Seuche für jeden Deutschen, ich bin die Pest!

Anhören muss ich mir beides, von beiden Seiten, immer und immer und immer wieder.
Es scheint, als seien sie eins die Beiden, als seien sie das Selbe im Kern, als verfolgten sie die selben Ziele, hätten die selbe Motivation, wären aus dem selben Material gestrickt in ihrem Hass gegen mich, gegen die Mitte, gegen die Leute der Mitte!

Und da stehe ich nun, im Stillen schreiend, in der Schlacht friedenstiftend und im Scheinfrieden kämpfend!

Mein Haupt ist erhoben, immer, denn ich werde mich niemals meinem Glauben, meinen Flügeln der Herkunft, noch mich meinem Deutschsein berauben lassen!

Das Wort also. So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

So viel wie es Schlechtes anrichten kann, kann es auch Gutes tun – wenn man es denn zu benutzen weiß, zu formen – wie eine Kunst.

Die Macht liegt also in den Händen der Lauten.
Ist das Schweigen dann wirklich eine Lösung?

*

Nachtrag: Der Text ist für eine Lesung in Karlsruhe entstanden. Dieser wird auch im Sammelband „Farblos – Junge Dichter über Flucht und Migration“ erscheinen. Alle Infos dazu hier: facebook.com/farblospoesie/

Weisheit und Unrecht.

Sie sitzt neben mir und strickt. Sie ist alt und ich liebe sie sehr. Plötzlich, aus dem Nichts atmet sie tief ein und wieder aus. Beim Ausatmen spricht sie „Audhu Billahi mina-Shaitan-nir-Rajeem, Bismillahi RahmaniRahim.“(Ich suche Zuflucht bei Gott vor dem verfluchten Satan. Mit dem Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen) Ich muss lächeln. 

*

Wenn wir, die Menschen, oder die Muslime eine Sache erforschen, lernen  wollen, dann lesen wir uns Texte von Imamen, Gelehrten oder sonst etwas durch und übernehmen diese. Meist ohne zu hinterfragen. Wie mich das nervt möchte ich nicht näher erläutern. Ich hatte dazu in meinem Text „Mein Hoca hat gesagt…“ genug geschrieben.  Mir geht es heute um etwas anderes. 

Oft schauen wir uns einen Sachverhalt an und versuchen diesen islamisch, also u.a. koranisch zu belegen, zu untermauern – besser; wir suchen irgendetwas, dass uns das gibt wonach uns gerade ist, damit wir raus schreien können bei Kritik: „aber das steht im Koran!“

Ich habe eine Sache gelernt: man muss, wenn man eine Sache begreifen will nach einer Sache streben und sich vor einer fürchten. 

Die erste Sache vor der man sich fürchten sollte ist das Unrecht. Zulm auf arabisch. Zulm bedeutet, dass man eine Sache von dem Platz entreißt, den Gott eigentlich ursprünglich für diese Sache vorhergesehen hatte. 

Die zweite Sache, nach der man streben sollte ist Weisheit. Arabisch Hikma. Hikma bedeutet, etwas an den Platz legen den Gott für eine Sache vorgeschrieben hat. 

Ich mache mir oft Gedanken über Gott. Über Gott und mich. Wirklich über das Wesen und meine Beziehung zu Ihm. Manchmal sitze ich da und rede einfach mit Ihm. Man könnte mich für verrückt erklären. Ich sitze in einem leeren Zimmer und rede, in irgendeinem Gefühlszustand mit „etwas,“ das man weder sehen, hören noch physisch spüren kann. Aber ich kann sagen, dass ich Gott kennengelernt habe. Irgendwie.  Nicht nur durch einen Weg, den Islam, sondern durch Verschiedene. Und mittlerweile kommen wir gut miteinander klar. 

Wenn ich mir bei einer Sache denke, was Er wohl möchte, und diese dann so umsetze, dann hoffe ich, dass ich das „Richtige“ tat und mit Hikma gehandelt habe, bzw. angewendet habe. Ich habe die Sorge Zulm zu begehen, in Zulm zu handeln. 

Mein Streben danach, etwas an dem Platz zu legen, sei es nur eine kleine Tat, den Gott für diese Sache vorgesehen hat erfüllt mich. Wenn diese Sache dann noch diesen Platz erreicht, ja dann kann ich von innerem Frieden sprechen. Denn die Sache die an dem richtigen Platz gelegt wurde, ist dann nur vollkommen und gut. Fühlen wir uns als Menschen nicht etwa unwohl, wenn wir an einem Ort sind, der eigentlich nicht der Richtige für uns ist? Ich schon. Erst wenn ich wieder dort bin, wo ich mich hingehörig fühle geht es mir gut, kann ich gut schlafen. 

Ich frage mich, wie oft wir mit in Hikma und wie oft in Zulm handelt – vor allem wenn es um religiöse Themen geht. Setzen wir die Sachen, Geschehnisse, Personen und und und an die Stellen, und leben sie auf die Art und Weise wie sie Gott vorhergesehen hat? 

Zuflucht vor dem Satan Suchen. Mit dem Namen Gottes alles beginnen ist nicht eine Sache, die man unbewusst „nur“ sprechen sollte. Sie ist eine Bewusstseinsebene, in die man eintauchen muss, damit man mit Weisheit handeln kann und dem Unrecht die Stirn bietet. 

Mögen wir alle dieses tun können. Ich – vor allem ich. 

Mit dem Wunsch, dass das Leben in Hikma gefüllt ist. Zulm weit weg von uns bleibt!

Wieso ich Anwältin werden wollte. Wieso ich Pädagogin (werde) geworden bin.

Seit dem ich denken kann wollte ich Anwältin werden. Ich wollte in einem Gerichtssaal stehen, mit meiner Robe über meinen Schultern, bei dem Gedanken alleine fühlte ich mich groß und so, als könnte ich jemandem etwas Gutes tun – dem, der neben mir sitzt.

Ich wusste schon immer Ungerechtigkeiten zu erkennen, diese zu verurteilen und die Menschen bestrafen zu wollen – in dem Maße, wie sie es verdient haben. Ja ich finde, es sollte Strafe geben – im verdienten Maße.

Ich habe nie in die Gesichter der Menschen lachen können, von denen ich wusste, dass sie andere zum Weinen bringen. Ich habe es nie geschafft mein Gewissen zum Schweigen zu bringen, auch einmal „böse“ zu sein, damit ich etwas habe/bekomme, dass ich wollte, nie aber sonst haben könnte. Ich war immer zufrieden damit. Ich war bekannt als die, die immer versucht das Richtige zu tun – die meisten meiner Klassenkameraden haben mich auf Ausflügen gehasst, die meisten LehrerInnen benutzen mich als Hilfsbetreuerin. Kein Witz! 

Ich sitze wieder an meinen Laptop, jetzt gerade im Moment seit ca. 3 Stunden und versuche eine blöde Hausarbeit zu schreiben. Früher habe ich es geliebt nun aber, wo Stress mein stetiger Begleiter geworden ist, will ich sie nur noch schreiben und abgeben. Mit der Hoffnung auf einen baldigen Titel als  Pädagogin. Ja, ich habe mich gegen ein Jura -Studium entschieden. Wieso, wenn ich doch so viel mehr Prestije und vor allem Geld hätte haben können? 

Es geht um die Ungerechtigkeit, die mich viele Nächte nicht schlafen lässt, die mich viele Tränen gekostet hat, viele Nerven, viele Tage, in denen ich versuchte mit ihnen klar zu kommen – es gelang nie – bis heute nicht. 

Anwälte, Richter – sie bestrafen jemanden, nach dem er eine Tat begangen hat. Erst wenn etwas passiert, so in Deutschland, kann auch wirklich etwas unternommen werden. (so krank es auch klingt). Als Juristin also sorge ich dafür, dass das „böse“ hinter Gittern kommt, aber das „Böse“ hat sich zuvor schon entfalten können. 

Als Pädagogin kann ich es vielleicht schaffen, dass Böse in dem Menschen zu ersticken und statt dessen den Platz mit Liebe zu füllen? So, dass gar keine bösen Taten mehr gemacht werden? So dass er gar nicht vor den Richter treten muss? 

Ich mag meine Hausarbeit noch immer nicht. Auch nach diesem Text nicht. Aber ich mag den Gedanken, mit dem Titel, den mir u.a. diese Arbeit bringt möglicherweise, in Zukunft, irgendwann einmal etwas Böses verhindern zu können! 

 

Wir haben ein Männer-Problem!

Ich stehe an der Haltestelle nach dem ich meine warme türkische Suppe getrunken habe, und warte auf meine Bahn Richtung Heim. 

Da steht plötzlich ein Mann vor mir, viel größer und breiter als ich – starrt mich an, als würde er mir den Hals umdrehen wollen, lässt eine kurze Beleidigung fallen, rempelt mich an und läuft weg. 

Naja, denke ich mir – scheiße ist es, aber ich habe schon schlimmeres erlebt. Rege mich kurz darüber auf, und da ist auch schon meine Bahn. 

Ich setze mich an einen Einzelplatz am Fenster, bin in mein Handy vertieft bis ein Blick mich sticht. Er steht schräg gegenüber von mir. Ca 2 Meter weg und schaut mich auf eine so widerliche, ekelhafte und fast schon sabbernde Art an. Kurz davor habe ich mich in der Reflexion des Fensters angeschaut und dachte mir, wie schlimm ich denn heute aussehe. An mir kann es also nicht liegen. 

Ich werfe ihm einen „bösen“ Blick zu, aber das juckt ihn nicht weiter. Er lächelt und starrt weiter. Wirklich, ich meine es ernst – es war Ekel erregend dieses Starren! Das macht er die ganze Fahrt über. Ich schaue nur noch in mein Handy und versuche ihn zu ignorieren. Beim Aussteigen muss ich leider an ihm vorbei laufen, und wer hätte das gedacht: da ist er, der widerliche und extrem sinnfreie Anmachspruch begleitet von einem Tier ähnlichen Grinsen! 

Ich steige aus, schüttel den Ekel von mir ab und will mir Wasser kaufen gehen. An der Kasse hinter einem Mann angestellt, der sich laut mit der Kassiererin unterhält: ‚die Frau hat 7 Kinder, können sie das fassen, 7! Wie kann man heute in dieser Zeit noch 7 Kinder auf die Welt bringen. ich finde, was zur Zeit los ist in unserer Welt ist kaum zu ertragen!‘

Ich bezahle und das Fass ist voll! 

Was denken sich Männer eigentlich?! Was denken sich Rechte Männer, eine Frau zu beleidigen, nur weil sie offensichtlich einer Religion angehört? 

Was denken sich Männer, Frauen anstarren zu dürfen, zu können, ihnen Sprüche hinterher zu rufen, in der Öffentlichkeit oder auch nicht! 

Was erlauben sich Männer Frauen wegen der Anzahl ihrer Kinder verurteilen zu können! Sie hat das Kind 9 Monate im Bauch getragen, sie hat das Kind unter Todesschmerzen auf die Welt gebracht, sie kümmert sich sicher rund um die Uhr um die Kinder – nicht der Mann. Schließlich braucht es nicht viel um biologischer Vater zu werfen! Um Mutter zu werden aber schon! 

Welches Bild haben diese Männer von der Frau? Welches Bild vom Mann? Der Mann als derjenige, der über die Frau urteilen darf – egal aus welchen Motiven heraus? Der, der die Frau gerne als die Unterlegene, geile Person sehen würde, der der einem immer geilen und bereiten Tier ähnelt, der der seinen Genitalbereich nicht unter Kontrolle halten kann? Geschweige denn seine Gedanken?

Welch eine Erziehung haben dies Menschen genossen – gar keine?! Was bilden sie sich ein! Wie respektlos, zurück geblieben und ekelhaft kann man eigentlich sein? 

Ich finde es unmöglich was Männer sich raus nehmen! Unmöglich! Und das ist nicht das Problem der Frauen! Jede/r der meint, es sei die Schuld der Frau wenn Männer sie schlecht behandeln, über sie urteilen oder sie dumm anmachen hat wirklich keine Ahnung von sich selbst und solch Menschen ist das Wort Selbstreflexion sicher auch ein Fremdes! 

Sorry Leute, aber wir haben ein ernstes Männer-Problem das weit über die Grenzen von Religion, Nationalität oder Herkunft geht! 

Wählen als MuslimIn?

 

Wählen am Sonntag als MuslimIn?

(Durch Klick auf den Link gelangt ihr zum Video auf Youtube)

Liebe Leute! 

Ich habe mich vor die Kamera getraut und spreche über die Wahlen in BaWü die am Sonntag anstehen! Wenn ihr Euch das Video nicht ansehen möchtet hier in ganz kurz: bitte, bitte, bitte, geht am Sonntag wählen und tut etwas Gutes für unsere Gesellschaft! 

Mit der Hoffnung auf gute Ergebnisse am Sonntag. 

Alles Gute und viel Liebe

Eure 

Esim

Glauben oder nicht glauben – das ist hier die Frage.

Ich stehe vor etwa 10 Jugendlichen und spreche, ‚halte einen Vortrag’. Ich merke plötzlich, wie ich die Personen nicht mehr richtig wahrnehmen.
Ich spreche nur noch vertieft über das, wofür ich hier bin, über das, wofür ich mich tagelang vorbereitet habe.
Ich habe das Gefühl, dass ich abhebe, ich trete weg, ich tauche ein.
Ich bin so vertieft in die von mir ausgesprochenen Worte; ich merke nicht mehr, dass ich zu jemandem spreche, dass ich spreche, ich fühle, als ob mein Geist zuhört, als ob zu mir, zu mir – in das Innerste des Ichs gesprochen wird.

Gott spricht im Koran: „Und sag: (Es ist) die Wahrheit von eurem Herrn. Wer nun will, der soll glauben, und wer will, der soll ungläubig sein.“ (18:29)

Ich spreche in etwa: Gott sagt euch, wie wir gesehen haben, eindeutig, unmissverständlich, offen und klar: Ich bin dein Freund, ich bin dein Helfer, ich bin dein Verwalter, dein Beschützer, deine Heilung, dein Trost, deine Vergebung, deine Hoffnung, dein Begleiter, der, der dich liebt, ich bin dein Zuhörer, ich bin dein Beobachter! Ich bin da! Ich bin immer da, du brauchst mich nur rufen und ich höre dich. Ich bin da! Ich bin hier!

Und er sagt aber auch, wenn du willst, dann glaube daran, wenn du aber nicht willst, dann lasse es. Dann bleib wie du bist, bleib wer du bist, bleib! Ich gebe dir diesen freien Willen. Du kannst ihn nutzen wie du möchtest.

Ich merke wie meine Stimme kurz versagt, wie ich dann aufatme, nach dem ich die Luft angehalten hatte, wieder in der Realität ankomme. Ich muss meine beiden Beine noch einmal neu positionieren, mir einen festen Stand, „mit beiden Beinen fest auf dem Boden“ gewährleisten. Ich merke, wie meine Augen mit Tränen gefüllt sind. Und meine SchülerInnen mich anstarren.

Der Moment der Verinnerlichung, der Moment, wenn etwas vom Verstand in das Herz übergeht – so fühlt es sich also an. Lange ist es her.

Fang jetzt ja nicht an zu weinen, Esim! Achte auf deine Stimme. Räuspere, achte auf deine Haltung!, denke ich mir.

Dann bin ich wieder da, in der Realität.

Es liegt in unserer Hand, sage ich ruhig, abschließend, aber dennoch eindringlich, ob wir aus dem was Gott uns gibt, und aus dem was Gott uns sagt was, wer, wie er ist -vor allem für uns, vor allem für dich! Jeden einzelnen – etwas machen wollen.

Er gibt uns einen freien Willen, wie wahrscheinlich kein anderer. Er gibt uns einen freien Willen in einer absoluten Frage, in der Frage der Fragen, in der Antwort der Antworten, in dem Leben und dem Tod – glauben oder nicht glauben?

 

 

(Nachtrag: dieser Text erhebt keinen wissenschaftlichen und schon gar nicht theologischen Anspruch. Er ist aus einer bloßen Empfindung entstanden.)

Wenn der Tod eine Erinnerung ist.

Ich wollte heute eigentlich einer meiner vielen Hausarbeiten die ich schreiben muss zu Ende stellen. Aber das gelang mir nicht. 

Ich kam nicht früh genug aus dem Bett, meine Motivation war mit meiner Energie Golf spielen gegangen und mir kam alles hoch, als ich den Stapel Bücher vor mir sah, die ich brauche, um meine vielen Arbeiten zu schreiben. 

Später erhielt ich eine Nachricht. Eine traurige, schreckliche Nachricht, die mich den ganzen Tag beschäftigte. 

Während meines Praktikums in der Türkei in einer Schule für syrische Flüchtlingskinder lernte ich einen jungen Mann kennen. Er war Flüchtling. In Syrien hatte er studiert, war ein guter Sportler und vieles mehr. Er schrieb mir, dass seine Cousine und ihre zwei kleinen Kinder auf der Flucht von  Syrien nach Europa im Meer ertrunken sind. 

 

Ich habe es heute morgen nicht aus dem Bett geschafft. Ich habe es nicht geschafft mein Buch aufzuschlagen zu lesen, das Gelesene dann in eigenen Worten nieder  zu schreiben, um eine gute Pädagogin zu werden.

Ich habe mich beschwert. Über den vielen Stress den ich in der Universität und privat habe. Darüber, dass mir alles zu viel wird, und das Ganze mich lähmt. 

Heute ist mir aufgefallen, dass ich lange nicht mehr darüber nachgedacht habe, wieso ich das Ganze eigentlich mache – um etwas Gutes in der Welt bewirken zu können, um den Menschen nützlich zu sein, dadurch, dass ich ein nützlicher Mensch werde – für die Gesellschaft, für die Menschheit. 

Ist es nicht meine Pflicht etwas aus den Gaben Gottes zu machen, während viele Menschen es gerne täten, aber nicht können? Müsste mich das nicht motivieren oder anspornen? Müsste ich nicht um noch mehr Wissen, um mehr Kompetenz, um mehr Expertise streben,  um diesen Menschen vielleicht eines Tages etwas Gutes tun zu können?!

Uns geht es zu gut. Uns geht es viel zu gut! Ich habe diesen Satz früher so sehr gehasst – aber jetzt verinnerliche ich ihn.  

Und dennoch klagen wir, während wir all die Chancen die uns gegeben worden sind nicht bis zum letzen Punkt ausnutzen! Wir klagen, weil unser Studium zu hart ist, während andere in der Universität durch Bombenangriffe sterben. 

Wer weiß, wie viele Menschen, Mütter, kleine Kinder heute irgendwo in den vielen Kriegsgebieten gestorben sind, damit wir in Ruhe schlafen und leben können, ohne den Wert des Ganzen überhaupt wahrzunehmen. 

Ist es nicht genau deshalb unsere Pflicht uns noch mehr anzustrengen?

 

 

3 Jahre Eşim von Goethe.

WordPress gratuliert mir zu 3 Jahre “Bloggerin-Dasein”!
(wobei ich seit 1-2 Jahren erst aktiv bin.)

Ich habe in meiner Kindheit schon geschrieben. Angefangen von mädchenhaften Gedichten (man mag es kaum glauben bei mir) bis hin zu Gedanken und komplexeren Themen, die ich mit niemandem außer einem Stück Papier und ’nem Stift teilen konnte.

Es ist komisch und hoffnungsvoll zugleich, dass ein Papier und ein Stift Rückzugsort und manchmal Vertraute sein können – so blöd und kitschig es jetzt auch klingen mag.

Ich habe angefangen zu schreiben, weil ich oft Emotionen und Gedanken mit keinem oder nur wenigen Menschen teilen konnte. Weil mir die Gelegenheiten fehlten, sie auszusprechen, wobei ich dachte, dass sie vielleicht auch mal ausgesprochen werden müssten. Ich bin aber nie auf die Idee gekommen, dass Menschen sich überhaupt dafür interessieren könnten oder würden. Und es erschien mir auch oft als anstrengend, Menschen begreiflich zu machen was man meint, fühlt und denkt. Weit weg von Richtig oder Falsch.

Ich habe sowohl in meinem Schreibstil, in der Thematik, als auch im ganzen Drumherum einen großen Wandel erlebt, gelebt und durchlebt, und dafür bin ich dankbar.
Der Mensch muss wandeln, sich selbst vor allem und an erster Stelle. Wenn der Mensch keine Veränderung durchmacht stagniert er in seinem Werden und kommt dem Sein vielleicht nie groß näher.

Ich bin berührt darüber, wenn ich sehe, dass das Geschriebene bei Menschen ankommt, Gehör findet. Es geht mir nicht darum, dem Menschen meine Meinung aufzuzwingen, nur eine weitere Meinung aufzuzeigen und ein Fünkchen -anderer Blickwinkel- in den Verstand und auch in das Herz zu legen. Was die Menschen daraus machen, ob sie etwas daraus machen ist jedem selbst überlassen.

Ich habe in diesem Blog einen Ort gefunden, indem ich Dinge teilen kann, die aus mir heraus geteilt werden müssen, so dass ich Nachts ruhig schlafen kann.

Und vielleicht bringt es tatsächlich was? Vielleicht habe ich jemanden von den 14.000 Personen, die 2015 meinen Blog besuchten berührt, gestärkt, zum Nachdenken gebracht – wer weiß – vielleicht, ja vielleicht…