Wenn der Tod eine Erinnerung ist.

Ich wollte heute eigentlich einer meiner vielen Hausarbeiten die ich schreiben muss zu Ende stellen. Aber das gelang mir nicht. 

Ich kam nicht früh genug aus dem Bett, meine Motivation war mit meiner Energie Golf spielen gegangen und mir kam alles hoch, als ich den Stapel Bücher vor mir sah, die ich brauche, um meine vielen Arbeiten zu schreiben. 

Später erhielt ich eine Nachricht. Eine traurige, schreckliche Nachricht, die mich den ganzen Tag beschäftigte. 

Während meines Praktikums in der Türkei in einer Schule für syrische Flüchtlingskinder lernte ich einen jungen Mann kennen. Er war Flüchtling. In Syrien hatte er studiert, war ein guter Sportler und vieles mehr. Er schrieb mir, dass seine Cousine und ihre zwei kleinen Kinder auf der Flucht von  Syrien nach Europa im Meer ertrunken sind. 

 

Ich habe es heute morgen nicht aus dem Bett geschafft. Ich habe es nicht geschafft mein Buch aufzuschlagen zu lesen, das Gelesene dann in eigenen Worten nieder  zu schreiben, um eine gute Pädagogin zu werden.

Ich habe mich beschwert. Über den vielen Stress den ich in der Universität und privat habe. Darüber, dass mir alles zu viel wird, und das Ganze mich lähmt. 

Heute ist mir aufgefallen, dass ich lange nicht mehr darüber nachgedacht habe, wieso ich das Ganze eigentlich mache – um etwas Gutes in der Welt bewirken zu können, um den Menschen nützlich zu sein, dadurch, dass ich ein nützlicher Mensch werde – für die Gesellschaft, für die Menschheit. 

Ist es nicht meine Pflicht etwas aus den Gaben Gottes zu machen, während viele Menschen es gerne täten, aber nicht können? Müsste mich das nicht motivieren oder anspornen? Müsste ich nicht um noch mehr Wissen, um mehr Kompetenz, um mehr Expertise streben,  um diesen Menschen vielleicht eines Tages etwas Gutes tun zu können?!

Uns geht es zu gut. Uns geht es viel zu gut! Ich habe diesen Satz früher so sehr gehasst – aber jetzt verinnerliche ich ihn.  

Und dennoch klagen wir, während wir all die Chancen die uns gegeben worden sind nicht bis zum letzen Punkt ausnutzen! Wir klagen, weil unser Studium zu hart ist, während andere in der Universität durch Bombenangriffe sterben. 

Wer weiß, wie viele Menschen, Mütter, kleine Kinder heute irgendwo in den vielen Kriegsgebieten gestorben sind, damit wir in Ruhe schlafen und leben können, ohne den Wert des Ganzen überhaupt wahrzunehmen. 

Ist es nicht genau deshalb unsere Pflicht uns noch mehr anzustrengen?

 

 

3 Jahre Eşim von Goethe.

WordPress gratuliert mir zu 3 Jahre “Bloggerin-Dasein”!
(wobei ich seit 1-2 Jahren erst aktiv bin.)

Ich habe in meiner Kindheit schon geschrieben. Angefangen von mädchenhaften Gedichten (man mag es kaum glauben bei mir) bis hin zu Gedanken und komplexeren Themen, die ich mit niemandem außer einem Stück Papier und ’nem Stift teilen konnte.

Es ist komisch und hoffnungsvoll zugleich, dass ein Papier und ein Stift Rückzugsort und manchmal Vertraute sein können – so blöd und kitschig es jetzt auch klingen mag.

Ich habe angefangen zu schreiben, weil ich oft Emotionen und Gedanken mit keinem oder nur wenigen Menschen teilen konnte. Weil mir die Gelegenheiten fehlten, sie auszusprechen, wobei ich dachte, dass sie vielleicht auch mal ausgesprochen werden müssten. Ich bin aber nie auf die Idee gekommen, dass Menschen sich überhaupt dafür interessieren könnten oder würden. Und es erschien mir auch oft als anstrengend, Menschen begreiflich zu machen was man meint, fühlt und denkt. Weit weg von Richtig oder Falsch.

Ich habe sowohl in meinem Schreibstil, in der Thematik, als auch im ganzen Drumherum einen großen Wandel erlebt, gelebt und durchlebt, und dafür bin ich dankbar.
Der Mensch muss wandeln, sich selbst vor allem und an erster Stelle. Wenn der Mensch keine Veränderung durchmacht stagniert er in seinem Werden und kommt dem Sein vielleicht nie groß näher.

Ich bin berührt darüber, wenn ich sehe, dass das Geschriebene bei Menschen ankommt, Gehör findet. Es geht mir nicht darum, dem Menschen meine Meinung aufzuzwingen, nur eine weitere Meinung aufzuzeigen und ein Fünkchen -anderer Blickwinkel- in den Verstand und auch in das Herz zu legen. Was die Menschen daraus machen, ob sie etwas daraus machen ist jedem selbst überlassen.

Ich habe in diesem Blog einen Ort gefunden, indem ich Dinge teilen kann, die aus mir heraus geteilt werden müssen, so dass ich Nachts ruhig schlafen kann.

Und vielleicht bringt es tatsächlich was? Vielleicht habe ich jemanden von den 14.000 Personen, die 2015 meinen Blog besuchten berührt, gestärkt, zum Nachdenken gebracht – wer weiß – vielleicht, ja vielleicht…

#kölnhbf – missbraucht nicht den Feminismus!

Die meisten Männer die seit Tagen wegen den Vorfällen während der Silvesternacht in Köln über Frauenrechte ihre Mäuler zerreißen, haben gestern beim Männerstammtisch noch einen Blondinenwitz mit Küchen-Thematik gebracht, während die Frauen sie brav bedient haben.

Die Heuchelei, aber vor allem die Generalisierung und Hetze, die hauptsächlich auf dem Rücken muslimischer Männer bzw. den zwischenmenschlichen Beziehungen muslimischer Menschen ausgetragen wird ist kaum zu ertragen!
Als sei die Kriminalität gegen Frauen vorher nie existent gewesen bis „nordafrikanische Männer, mit muslimischen Hintergrund“ Frauen in Köln angegriffen haben.

Als ob das nicht genügen würde versammeln sich nun Gruppen, die für ihre besonders ausgeprägte rechte Seite im inneren ihrer Seele bekannt sind und demonstrieren für Frauenrechte und Gewalt gegen Frauen? Wollt ihr mich eigentlich auf den Arm nehmen?!

Sogenannte KünsterInnen stellen sich splitterfasernackt auf die Straße um ein Zeichen für die Gleichberechtigung und den Schutz für Frauen zu setzen? Bedeutet denn nur Nacktheit Freiheit für Frauen? Spricht diese Art der Kunst wirklich für alle Frauen?

Ich kenne viele Frauen, auch viele muslimische Frauen die sich seit Jahren als Feministinnen bezeichnen und das, was sie darunter verstehen in ihrem Alltag ausleben. Sie setzen sich in den verschiedensten Netzwerken dafür ein! Sie versuchen der Frau eine Stimme zu geben, egal, ob muslimisch oder nicht! Auch andere Frauen und Vereine, die sich schon immer gegen Gewalt an Frauen und für Frauenrechte eingesetzt haben wurden bis heute kaum gehört!

Man möchte sich ja freuen, als eine Frau, die seit ihrer Kindheit schon ein besonders ausgeprägtes Frauenbild hat, dieses auslebt und immer verteidigte, wenn die Gesellschaft nun endlich – verdammt – endlich! der Stimme der Frau Gehör schenken möchte – aber so? So?!

Möchten wir nun auch dieses so wichtige Thema verseuchen und vergiften, den eigentlichen Schwerpunkt vernachlässigen, unsere eigenen Fehler oder Herausforderungen, und unsere Baustellen verdecken, sie nicht beachten, sie als nie geschehen darstellen, in dem wir auch so ein extrem wichtiges und leider im 21. Jahrhundert mitten in Europa noch kaum gehörtes Thema zu einer „Ausländer/Migranten/Flüchtlingsdebatte machen? Sie missbrauchen für unsere eigenen kapitalistischen, politischen und ungerechten Zwecke?!

Tut mir leid aber, nicht mit mir!

Seit eh und je kenne ich Menschen die ihr Leben dafür nutzen und teils aufopfern Frauen eine Stimme zu geben und die Herausforderungen unseres Landes und unserer Gesellschaft, wie oben schon erwähnt, in den Vordergrund, gar in die Mitte unserer Lebenswelt zu bringen – all das mit geringem Erfolg, denn niemand wollte sie hören! Wieso denn auch, wenn die Industrie und die Politik mit dem Frauenbild das wir heute vertreten bestens funktioniert?

Ich spreche mich absolut dagegen aus, dass so ein wichtiges und wertvolles Thema missbraucht wird für widerliche und eigennützige Zwecke! Ich bete und kämpfe für eine ehrlichere, authentische und nachhaltigere Debatte wenn es um Frauenrechte etc. geht!

Ich, als eine Frau, der das Thema schon immer in mitten ihres Herzes lag bin verletzt darüber, dass so eine schöne und wichtige Thematik leider nur, wie viele anderen Thematiken auch, in die missbrauchenden und unehrlichen Hände von unehrlichen und unguten Menschen gefallen ist.

Kopftuchgeschichten zu Weihnachten.

Während meinen Beschäftigungen außer Haus stecke ich mein Handy wenn ich telefoniere immer in mein Kopftuch, so dass ich beide Hände frei habe, wenn ich etwas tun muss. Dies auch während meinem Einkauf in einem Supermarkt. Trotz dass ich beide Hände frei hatte, hatte ich einen schweren Karton in der Hand und versuchte diesen etwas umständlich auf die hintere Ablage meines Fahrrads zu befestigen, als mir ein Mann entgegen kam und „Warten Sie, ich helfe Ihnen“, sagte.  Ich habe mir also helfen lassen und dankte ihm freundlich, als er meinte: „Das ist aber ziemlich praktisch.“ Ich dachte er meint meine Variante mit dem Karton und dem Rad und redete darüber, dass das leichter sei so zu transportieren. „Nein, ich meine das Telefon in ihrem Tuch…“ (welches ich vergessen hatte) „…sieht echt cool aus, ne Art Freisprechanlage! Vielleicht sollte ich mir beim Einkaufen auch ein Tuch umbinden. Dann kann ich in Ruhe einkaufen und meine Kinder während dem Einkauf händeln.“ Er lachte herzlich und wirklich freundlich während er ernsthaft darüber nach dachte, dass das eine gute Idee ist das so zu machen! 

 

Weiter war ich in einem Cafe in dem man, um die Kuchen- und Tortenangebote sehen zu können zum Tresen vor laufen muss. Ich legte meine Sachen ab und lief also vor als mich die Bedienung ansprach ob ich denn zu den Kuchen und Torten vorlaufe. Ich bestätigte worauf  sie sagte, ich solle mich von ihr begleiten lassen. Ich fand es etwas seltsam, denn ich hatte keine Idee wieso sie mich zum Tresen begleiten wollte. Als wir vor dem Tresen standen dann:
„So, als diesen Kuchen und den dahinten rechts sollten sie nicht essen, da sind sowohl Gelatine als auch Alkohol drin. Bei den beiden hier  ist nur Alkohol enthalten, und diese Torte beinhaltet  Gelatine. Den Rest können Sie beruhigt essen. Ich wollte Sie nur nach vorne begleiten um Ihnen das sagen zu können, nicht dass sie aus Versehen etwas bestellen, in dem Alkohol und/oder Gelatine ist.“
Ich war erstaunt und auch etwas emotional berührt. Wie zuvorkommend, aufmerksam und freundlich diese Dame war!

Ich schreibe sehr oft aus negativ- und Diskriminierungserfahrungen heraus. ich mache leider auch oft negative Erfahrungen, so dass mich schöne Erfahrungen immer ganz besonders berühren. Doch schlechten Dingen soll immer eine gute Sachen folgen, damit das Schlechte nicht im Vordergrund steht.

Ich habe heute sehr schlechte und traurige Dinge gelesen von MitbürgerInnen, die nicht einsehen möchten, dass muslimische Menschen in Deutschland auch ihre MitbürgerInnen sind. Aber ich möchte  heute nicht über diese traurigen Erfahrungen schreiben, sondern auch etwas aus selbsttherapeutischen Zwecken  über zwei schöne und erfreuliche Begegnungen, um dem Schlechten wenigstens heute  keinen Raum zu geben.

 

Ich wünsche meinen christlichen Freunden, Bekannten und LeserInnen besinnliche, friedliche und mit Liebe gefüllte Weihnachten!
Möge Liebe über unsere Herzen, Licht über unsere Seelen und Wissen über unseren Verstand herrschen.

#campusrassismus

Wenn die Musikdozentin ein Lied singen will in dem von „Türkentrank“ und „Muselmännern“ die Rede ist und auf die Kritik hin, dass das nicht ok sei, mit „Ich verstehe dieses ganze politisch korrekte nicht, das ist Geschichte. Ich würde heute auch noch die Zehn kleine Negerlein singen“, antwortet. Sie bildet übrigens PädagogInnen der Kindheit aus. #campusrassismus

Rassismus begegnet uns überall. Auch auf meinem Blog sind viele Beiträge, die wegen Rassismus- und diskriminierungserfahrungen geschrieben und geteilt  worden sind. Die PoC Hochschulgruppe Mainz und ffm haben nun eine Online-Aktion gestartet, in dem die Rassismen auf dem Campus sichtbar werden sollen.

Rassismen die vor allem StudentInnen  auf dem Campus begegnen sollen mit dem #CampusRassismus  geteilt werden, damit die Öffentlichkeit, die Gesellschaft auf Rassismen aufmerksam gemacht wird, die in mitten unseres normalen Alltags passieren.
Oft verstecken sich Rassismen nämlich  hinter Witzen, ach so gut gemeinten Ratschlägen oder der Freiheit Dinge sagen zu dürfen, weil man doch befreundet sei. Doch Rassismus ist nun mal Rassismus. Rassismus ist weder witzig, noch ein gut gemeinter Rat und die Freundschaft ist keine Freikarte für Rassismus!

Macht mit um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen und eine Veränderung herbei zu rufen! 

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#campusrassismus

„Du hast dich verlobt? War aber schon deine eigene Entscheidung, oder haben dich deine Eltern dazu gezwungen. *lach* ach, ist doch nur ein Spaß!“

„Was, du bist zum Studieren ausgezogen und lebst allein?! Das haben deine Eltern erlaubt? Ich meine, ihr seid da doch immer so streng mit den Mädchen.“

„Der Raum der Stille ist ja eigentlich so sinnlos, das nutzen doch sowieso nur die Kopftuchmädchen. Die Uni hat sowieso schon zu wenig Räumlichkeiten.“

„Wenn eine Woche vor Praktikumsbeginn für ein von der Uni angeordnetes Pflichtpraktikum der Platz abgesagt wird, weil man sich doch entschieden habe keine Praktikantin mit Kopftuch einzustellen und dann noch den gut gemeinten Rat bekommt, dass man doch lieber das Studium abbrechen sollte, weil man mit so einer radikal-islamistischen Einstellung, die daran bemerkbar wäre, dass man sein Kopftuch nicht absetzten wolle, sowieso keinen Job finden würde. Schließlich würde niemand in der pädagogischen Branche eine schleichende Islamisierung meinerseits dulden.“ (siehe Text: wenn mein Kopftuch mit mir sprechen könnte)

 

 

Vom Flüchtling zum Überdeutschen.

Jeden Tag lese ich von irgendwelchen Forderungen an die Flüchtlinge, die nach Deutschland kommen. Irgendwelche Programme, die mit ihnen durchgeführt werden sollen, damit sie dieses oder jenes Gedankengut (welches man ihnen oft einfach unterstellt) ablegen. Gerade lese ich, dass Flüchtlinge nun die früheren KZLager besuchen sollen, um ihnen verständlich zu machen, dass das Judentum, Juden und Jüdinnen zu unserem Land gehören, was sie selbstverständlich ja tun!

Ok, vielleicht eine gute Idee an sich – Wertevermittlung, daran kann ja nichts falsch sein.

Vielleicht sollte man aber zuvor die dorthin schicken, zum Erinnern und Klarmachen von einigen Dinge, die fast wöchentlich ein Flüchtlingsheim anbrennen und/oder angreifen. Vielleicht sollte man Pegida, AfD und Freunde dorthin schicken?

Ich verstehe es nicht! Wieso verlangen wir von Menschen die gerade aus einem Trauma, einem Krieg geflüchtet sind so viel, was wir selbst nicht sind, nicht waren und wahrscheinlich auch nie sein werden können!? Wir wollen aus dem Flüchtling einen Überdeutschen machen, wir verlangen regelrecht von ihnen Überdeutsche zu werden, wo wir doch nicht einmal selbst wirklich definieren können, was es bedeutet -Deutsch- zu sein!

Wenn sich Aisha einer Terrorgruppe anschließt bin ich mit Schuld!

Ich stehe an der Haltestelle und möchte ganz friedlich zu meinem Nähkurs fahren, als eine Gruppe von Jungen (mit „Migrationshintergrund“) die ca. im Alter von 16 Jahren waren total begonnen haben  zu lachen. Das Lachen war extrem laut, so dass sich die anderen Menschen welche an der Haltestelle standen nach ihnen umdrehten.

Erst schenke ich ihnen keine Beachtung – blöde kleine pubertierende Jungs, die den Style eines komischen Rappers kopieren, in ihren noch nicht volljährigen Mäulern Zigaretten haben und denken, sie seien die größten Gangster der Stadt.
Einer schreit aber plötzlich: ’schau mal, da kommt so ein deutscher Opa, lass mal wieder laufen, aber lauter!‘ Alle lachen wieder.
Plötzlich höre ich worüber sie lachen und was sie sich auf dem Handy anschauen. Ein Video. Ein Video in dem Vollidioten die sich Muslim nennen etwas in die Luft sprengen und Allahu akbar dabei schreien.
Der alte deutsche Mann, wie sie ihn nennen,  ist total irritiert. Eine Dame ebenso und sie entfernen sich von der Gruppe welche sich vor lachen nicht mehr ein kriegt.
Diese Jungs schauen Videos von Anschlägen an  in welchen Allahu akbar geschrien wird und amüsieren sich über die Leute, die sich von ihren kanakischen  Körpern entfernen.
Und ich frage mich: was haben wir falsch gemacht?  Was hat die Gesellschaft bei der Erziehung und Bildung dieser armen Jungs falsch gemacht, sp dass sie so Zeug anschauen,  dass sie sich dabei auch noch  cool finden, dass sie das immer lauter an der Bahn Haltestelle aufrufen und darüber lachen, wenn Menschen sich von ihnen räumlich entfernen. Wahrscheinlich in ihrem privaten Leben nicht nur räumlich.

Was habe ich falsch gemacht, wenn Ahmed, Mehmet, Muhammed oder Aisha, Fatma oder Buse, die in dieser Gruppe stehen irgendwann tatsächlich nach Syrien flüchtet um  dort zu kämpfen? Wenn es nicht bei der Belustigung und dem kindlichen Überlegenheitsgefühl bleibt, wenn sich jemand vor Angst oder Schreck von ihnen entfernt?

Ich frage mich, was die ganzen Jugendlichen denken und fühlen, wenn sie sich solch kranken Gruppen anschließen oder wenn sie es „nur“ gut finden, was diese tun. 

Was hat die Gesellschaft, die Schule, die Familie getan, dass kranke Menschen mehr und stärkeren Einfluss haben auf die Jugend als sie selbst – als ich? 

Was geben  radikale Gruppierungen, egal in welche Richtung sie radikal sind, den Jugendlichen, was die „normale“ Gesellschaft ihnen nicht geben  kann?

Wir leben in einer Welt, in der du „sein“ musst. Dein Leben lang arbeitest du darauf hin, gesellschaftliche Anerkennung zu finden und zu bekommen. Wenn du in der Gesellschaft aber nicht angenommen wirst, kein Zugehörigkeitsgefühl besteht und du evtl. sogar noch diskriminiert wirst, dann brauchen wir uns nicht wundern. 

Ich sehe die Aufgabe der Prävention und der Intervention bei jedem einzelnen Menschen, der etwas weiter im Geiste ist. Wir müssen uns um die Kinder und Jugendlichen kümmern, sie an der Hand nehmen und ihnen die schöne, die möglich erfolgreiche Welt zeigen, in der wir auch leben. Wir müssen ihnen zeigen, dass es Auswege gibt, dass auch sie ein Teil dieser Gesellschaft, dieser Bevölkerung sind. 

Wenn Aisha sich heute einer radikalen Gruppe anschließt, dann muss ich mich dafür schämen! Denn Menschen dieser Gruppe haben sich ihrer früher angenommen als ich – und wir haben sie dadurch „verloren“. Wenn Hans sich der rechten Szene anschließt, dann ist mein Gutmensch Nachbar mit verantwortlich dafür, denn sie spielten gemeinsam Fußball und die Rechten haben sich seiner früher angenommen als er – und wir haben ihn dadurch „verloren“. 

Eine Aufgabe des Einzelnen ist es, Terror entgegen zu wirken und präventiv Maßnahmen zu üben! Die Kinder und die Jugendlichen sind in unserer Verantwortung – das müssen wir verstehen und akzeptieren! 

Wieso #Paris mich als Muslim/a betreffen sollte.

Ich glaube, ich brauche nicht zu erwähnen, was die letzten wenigen Tage die ganze Welt bewegt hat – der Anschlag in Paris. Als ich den Abend zu Hause saß und die Nachrichten las, wusste ich eigentlich gar nicht so recht was ich denken, fühlen oder was ich tun sollte.

Eine Art von Ohnmacht überkam mich, und eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die Tage nicht in meine sozialen Netzwerke rein zu schauen, da ich mir das Ganze drum herum ersparen wollte.

Die Rechten, die diese Dinge unverschämt und widerwärtig für ihre eigenen Zwecke ausnutzen, um gegen Muslime, Menschen mit Migrationshintergrund und Flüchtlinge zu hetzen, aber auch Muslime, die in eine Trotzreaktion verfallen und nicht einsehen wollen, wieso sie diese Dinge auch betreffen!

Immer wieder höre ich Sätze wie: „“Wieso soll ich jetzt eine Mahnwache organisieren/besuchen nur weil ich Muslim/a bin. Ich habe doch damit nicht zutun. Da bekenne ich mich doch nur, dass das was mit „uns“ zutun hat. Und für Syrien macht ja auch keiner eine Mahnwache!“ oder auch „wenn in Palästina, Syrien, etc. etwas passiert, dann juckt es keinen Menschen, aber mal passiert was in Europa und wir müssen uns alle schämen und uns von etwas distanzieren.“

Meine Meinung, wieso es wichtig ist, Stellung zu beziehen bei solchen Ereignissen, genau eben dann, wenn sie in Europa passieren:

Mein Vater bat mich einen Tag nach dem Anschlag abends für die nächsten Tage nicht mehr alleine raus zu gehen, vorsichtig zu sein, ihn öfter anzurufen – ich wohne und lebe allein und er mache sich Sorgen, dass der Hass der Bevölkerung auch seine Tochter treffen könnte.
Und das, genau das ist der Grund, wieso ich heute bei der Mahnwache für Paris mit dabei stand – damit die Bevölkerung weder gegen mich oder meinen Vater noch gegen irgendeinen anderen Muslim Hass entwickelt und klar zwischen den Attentätern und uns differenzieren kann.

Es betrifft uns, wenn in Europa etwas geschieht und „“Muslime“ sich zu diesen schrecklichen Taten bekennen. Natürlich haben Hass, Terror und Mord nichts mit der Barmherzigkeit des Islams zutun, dennoch ist es nun mal so, dass diese Menschen die diese Taten ausüben angeben, dass sie das im Namen des Islam tun.

Und wir müssen deshalb dagegen stehen. Wir müssen mit unserer Anteilnahme, mit unserem Mitgefühl und unserer Liebe und Barmherzigkeit zeigen, dass die Mehrheit der Muslime weder so denkt, so fühlt oder so lebt wie die Menschen, die solche Taten verüben.

Ein Terroranschlag im Nahen Osten betrifft mich selbstverständlich auch. Jeder Terroranschlag, egal wo auf der Welt betrifft und trifft mich! Ich bin ein Mensch! Ich bin eine Muslima und weil ich Muslima bin, stehe ich gegen Ungerechtigkeit, Unterdrückung und Leid, egal wo und an wem sie verübt wird.

Aber die Dawa, die Einladung zum Guten und auch die Pflicht eines jeden Muslims, den Islam so darzustellen wie er im Innersten seines Seins ist -und das ist Liebe, Vergebung und Zusammenhalt- muss ich als europäische Muslima erst einmal in meinem eigenen Land – Deutschland, bei meinen eigenen Nachbarn –Frankreich verbreiten! Das entnehme ich dem Beispiel des Propheten Muhammed (s) der sich nach der Offenbarung erst an seine engsten Kreise richtete und sich jahrelang auf seine Stadt konzentriert hatte.

Ich lebe hier, meine Großeltern haben hier gelebt, meine Eltern leben hier und ich möchte, dass auch noch meine Kinder hier leben werden. Und damit Diese ein Teil dieser Gesellschaft werden können und durch Taten von kranken Menschen nicht in der Gesellschaft benachteiligt oder diskriminiert werden, muss ich heute etwas tun. Ich muss zeigen, dass auch ich ein Teil der Gesellschaft, ein Teil der Bevölkerung bin und das alles, was Deutschland und Europa betrifft und trifft ebenso mich betrifft und trifft!

Es passiert viel Ungerechtigkeit auf der Welt und es stimmt ja – auch Muslime leiden. Sehr vielen Menschen in muslimischen Ländern sind Anschläge schon zum traurigen und leidvollen Alltag geworden und jeder Mensch, der seine Menschlichkeit nicht hat im Egoismus ertrinken lassen bewegt das mit Sicherheit sehr. Ich will gar nicht abstreiten was es für schlimme Taten aus allen Seiten der Welt gibt, auch von der ach so zivilisierten Elite dieser Welt,

doch wenn ich heute in der Stadt angespuckt wurde und mit „Kopftuchhure, ihr bringt nur Unheil“ beleidigt wurde, wenn mein kleiner Bruder für einen Ausbildungsplatz seinen Bart abrasieren soll, da das „zu „terroristisch“ wirke und ich mit meinem Kopftuch erst gar keine Chance auf einen Platz bekomme, wenn Moscheen in Deutschland und/oder Frankreich zu gemacht werden sollen, wenn Muslime unter Generalverdacht stehen, wenn Politiker den Mut haben ein Ausgehverbot für Muslime zu fordern, dann liegt das nicht an den Anschlägen in Syrien, Palästina oder sonst wo, sondern an denen in Europa, in Paris.

Ich wünsche den Familien der Opfer viel Geduld und Kraft und unserer Gesellschaft den Mut und die Ausdauer, auch das in Frieden und Zusammenhalt zu überstehen!

 

mahnwache_kaKarlsruhe Schlossplatz, Mahnwache für Paris, 16.11.2015

 

 

Das geht mir alles zu schnell hier!

Es passiert einfach zu viel, zu schnell passieren Dinge, zu schnell sind die Reaktionen darauf. Meinungen sind in binnen wenigen Sekunden gebildet, und in wenigen Minuten auf facebook als Statement gepostet – wer bekommt die meisten likes?!
Und schneller, als dass sie ernst genommen werden, werden sie wieder vergessen, denn das neue Drama lässt nicht lange auf sich warten.
Und wieder: Meinungen sind in binnen wenigen Sekunden gebildet, in wenigen Minuten gepostet das Statement auf facebook – wer bekommt die meisten likes?!

Ich komme irgendwie nicht mehr mit!

In meinem Kopf kreisen gefühlt 1000 Themen die mich beschäftigen, über die ich gerne schreiben würde, doch ich komme einfach nicht mehr mit.
Es macht mir Angst, wie schnell unsere Welt nun funktioniert und wie sie immer und immer schneller wird, vor allem durch die sozialen Netzwerke.

Wenn etwas passiert brauche ich erst Mal eine Weile um mir darüber eine Meinung zu bilden – ich muss die Dinge erst einmal an mich heran lassen, ankommen lassen, in mich hinein lassen, als dass ich sofort etwas dazu sagen kann, geschweige denn schreiben! Ich kann meine Meinung nicht in binnen wenigen Minuten bilden, durch 2 Bilder die ich gesehen habe und deren Quellen fragwürdig sind – ich muss recherchieren, mir Gedanken darüber machen, die Rahmenbedingungen, die Gesellschaft, die Lage in der jeweiligen Situation berücksichtigen. Ich muss nachdenken bevor ich schreibe!

Und dann, wenn ich dann soweit bin, sehe ich, dass zwischen zeitlich schon 100 andere Dinge geschehen sind die mich beschäftigen, die ich heran lassen muss, über die ich nachdenken muss und eher noch mehr denken will! Auch hier muss ich erst einmal recherchieren, mir Gedanken darüber machen, die Rahmenbedingungen, die Gesellschaft, die Lage in der jeweiligen Situation berücksichtigen. Ich muss nachdenken bevor ich schreibe!

Doch die Menschen haben das alles schon vergessen und sind schon längst wo anders angekommen!

Diese Schnelllebigkeit in der wir leben macht mir Angst.
Alles kommt und geht, hat seine Schwere und Wichtigkeit in einem kurzen Moment, verfliegt und wird vergessen binnen weniger Stunden (oder Tage -wenn es dann was sehr Schlimmes war).
Die Menschen sind besser denn je im Vergessen und im Nicht-beachten wichtiger Dinge, Ereignisse und Geschehnisse.

Gestern weinten noch alle über den toten kleinen syrischen Jungen am Strand. Posteten alle sein Bild mit einer Betroffenheit, so dass man meinen könnte, sie würden ihn und die Thematik an sich nicht mehr so schnell vergessen.
Doch dann war eine Spendenaktion eines deutschen Drogeriemarktes wichtiger als ein syrisches totes Kind. Paar Tage darauf waren es zwei andere Kinder für die wir binnen weniger Sekunden ein Statement abgaben und „boah schau mal wie viel likes ich habe auf mein Statement“ dazu kommentierten, heute sind es die Wahlen.

Kontinuierliche Themen wie Flüchtlinge die an Grenzen erfrieren, Flüchtlinge die von Nazis angegriffen werden, Flüchtlingsheime die brennen sind schon so „normal“ geworden, dass wir darüber gar nicht mehr nachdenken wollen . schließlich ist die Mode der „Deutschland sucht den liebsten und besten Flüchtlingshelfer“ nun zu Ende.

Und was wird wohl morgen passieren? Während ich noch den Tod von so vielen Menschen verkraften muss um meinen Gefühlen und Gedanken eine Feder zu verleihen, während ich noch mit der Dummheit der Gesellschaft klar kommen muss, mit den besorgten Bürgern deren Sorge langsam im Hass und Wut übergeht. Und und und!

Wenn ich bereit bin darüber zu schreiben, weil ich mir genug Gedanken darüber gemacht habe, was werde ich dann für eine neue Thematik vor finden?!

Nichts an all dem Erlebten bleibt, alles vergeht.
Wer hat die meisten likes?!

Wieso eigentlich der ganze Stoff II.

Vor Kurzem hat meine liebe Freundin Hatice Kahraman im Rahmen ihres Praktikums beim SPIEGEL ein Mini – Interview mit mir, und mit 3 anderen muslimischen Frauen/Mädchen geführt. Dafür danke ich ihr und hier das Ergebnis. (auf das Bild oder den Link klicken – erscheint mit neuem Tab)

Screenshot 2015-10-06 02_Fotor

Artikel: http://www.bento.de/gefuehle/muslima-erzaehlen-warum-sie-kopftuch-tragen-16122/