70 Jahre Freiheit. #Auschwitz70

„Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee der Sowjetunion das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz. Seit dem ist der Begriff Auschwitz das Symbol dafür, wohin Ausgrenzung, Hass, Antisemitismus und faschistischer Vernichtungswille führen: in millionenfaches Leid…“ -Fraktion DIE LINKE (http://www.linksfraktion.de/nachrichten/hass-ausgrenzung-konsequent-entgegentreten/)

„Die Forderung, daß Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung. Sie geht so sehr jeglicher anderen voran, daß ich weder glaube, sie begründen zu müssen noch zu sollen.“ (Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, Suhrkamp © Theodor W. Adorno-Archiv, Frankfurt)

Wenn wir darüber sprechen, dass sich so etwas wie damals nicht noch einmal zutragen darf, dann ist keine Erklärung nötig wieso wir das finden. Das primäre Ziel unserer  Gesellschaft, der Bildungseinrichtungen und -institutionen sollte es sein, Kinder und Jugendliche zu solch‘  Wesen zu „erziehen“ und zu bilden, dass sie eigenständig, in Mündigkeit erkennen, was „gut“ und was „böse“ ist. Die höchste Priorität ist es, Menschen heranzubilden, die ihren Verstand benutzen (können), differenzieren, umdenken und verändern können. Adorno spricht hier von einer „Erziehung zur Mündigkeit“.

„Nach Adorno ist Mündigkeit, in Anlehnung an Kant, ein Aspekt der Persönlichkeit, die die Fähigkeit eines Menschen meint, vernünftig und autonom handeln zu können. Dies bedeutet die eigenständige und unabhängige Meinungsbildung, kritische Reflexion, deren angemessene Artikulation, das Hinterfragen, ggf. Kritisieren der Gegebenheiten und Intentionen sämtlicher Geschehnisse. Diese Fähigkeit sei keineswegs angeboren, sondern müsse sich erst entfalten, woran sowohl die Familie als auch die Gesellschaft beteiligt seien. Mündigkeit beziehe sich auf alle Bereiche des Lebens und in jedem müsse sie erst erlernt werden.“  (http://wiki.bildungsserver.de/index.php/M%C3%BCndigkeit#Kant {Hervorhebungen durch mich})

So muss sich jede Institution, jedes Familienmitglied, jedes Vorbild, jeder Kinder- und Jugendverein und jede Gemeinde vor Augen führen, welche eine Verantwortung sie trägt.

Dazu schreibt er auch:  „Menschen, die blind in Kollektive sich einordnen, machen sich selber schon zu etwas wie Material, löschen sich als selbstbestimmte Wesen aus.“ (Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, Suhrkamp © Theodor W. Adorno-Archiv, Frankfurt)

„Ich kann nicht verstehen, daß man mit ihr bis heute so wenig sich abgegeben hat. Sie zu begründen hätte etwas Ungeheuerliches angesichts des Ungeheuerlichen, das sich zutrug. Daß man aber die Forderung, und was sie an Fragen aufwirft, so wenig sich bewußt macht, zeigt, daß das Ungeheuerliche nicht in die Menschen eingedrungen ist, Symptom dessen, daß die Möglichkeit der Wiederholung, was den Bewußtseins- undUnbewußtseinsstand der Menschen anlangt, fortbesteht.“ (Theodor W. Adorno, Gesammelte Schriften, Suhrkamp © Theodor W. Adorno-Archiv, Frankfurt)

Auschwitz und alles was damit zusammenhängt darf nicht noch einmal passieren! Das kann nur geschehen, wenn wir aktiv dagegen arbeiten. JedeR SchülerIn hat in der Schule mindestens 3x im Geschichtsunterricht dieses Thema durch genommen. Doch bleibt die Frage, wie viel hängen bleibt. Verstehen die Menschen, was dazu geführt hat, dass das passieren konnte, oder sehen sie nur das Ende? Denn nur wenn man weiß, wie etwas zustande kommt, kann man den Weg versperren, wenn einige versuchen diesen Weg wieder zu gehen. Doch wenn man nur das Ende einer Geschichte kennt, so wird man die Wiederholung erst erkennen, wenn sie wieder zu Ende ist – dann ist es aber zu spät! So darf nichts, was ansatzweise in diese Richtung geht verharmlost oder als „nur eine Phase“ betitelt werden. 

Somit ist  es die Aufgabe jedes einzelnen Bürgers die Erinnerungen frisch zu halten – wie sehr sie auch schmerzen – um zu verhindern, dass so eine Grausamkeit auch nur ansatzweise wieder zustande kommt.

Und ich glaube an mein Land – ich glaube an Deutschland. Dass es  ein  buntes, vielfältiges und offenes Land  ist!

(Einen längeren  Teil  der Schrift findet ihr unter: http://www.zeit.de/1993/01/erziehung-nach-auschwitz/ )