Schwester, der Eingang für die Frauen ist durch den Keller.

Ich war vor kurzem mit Freunden in New York. Wir haben uns schon zu Beginn vorgenommen, an dem Freitag das Freitagsgebet, das MuslimInnen am Freitag beten in einer Moschee in New York zu verbringen. Ich habe auf dem Weg zur Moschee zu den Freunden und meinem Partner gesagt: „wetten wir, wenn wir dort ankommen, werden wir Frauen wieder in einem anderen Raum geschickt und wenn wir Glück haben  können wir die Predigt durch einen TV verfolgen.“ Alle drei antworteten mir, dass sie denken, dass das auf keinen Fall vorkommen wird, da die amerikanische Community viel weiter sei als wir.

Aber genau das passierte – wir kamen an, ein Mann, der absolut lieb und herzlich war, wies uns daraufhin, dass wir bitte durch dein kleinen Laden um die Ecke in den Frauenbereich sollen. Das taten wir. Wir hatten keinen Glück – es war ein Mini-Bildschirm.

Die Gemeinschaft war toll – die Menschen herzlich. Absolute Diversität, Herzlichkeit, aber dennoch: da fliegt man ans andere Ende der Welt, uns sieht sich mit den selben Grundproblemen konfontiert wie in Österreich, in Deutschland und in der Türkei?

Für mich spiegelt die Moschee immer die gesellschaftliche Situation wider. Und dort, wo die Frauen in der Moschee verortet werden, werden sie auch im gesellschaftlichen Rahmen verortet, dort wo die Männer verortet werden in der Moschee, werden sie in der Gesellschaft verortet und dort wo die Kinder in der Moschee verortet werden, dort werden sie in der Gesellschaf tund in den gesellschaftlichen Vorstellungen und Normen verortet.

Die Frau hat in der Moschee nicht einmal 1/3 des Raumes, das die Männer haben. Sie haben nicht die selben Ressourcen, die den Männern geboten werden, um das machen zu können, wo sie ihre Interessen verorten. Männer haben meistens eine Kinderfreie-Zone, denn die Kinder sind bei den Müttern. Die Männer haben ihre Ruhe, sie können sich auf ihre Pflichten und ihre Ruhe konzentrieren. Dabei haben sie genug Ressourcen und genug Raum. Der Prediger geht auf ihre Fragen ein, nimmt sie an – sie können aktiv partizipieren.

Lasst uns das auf die Gesellschaft umstülpen:

Frauen, bekommen keinen Raum um sich zu entfalten. Zusätzlich dazu, dass sie keinen Raum haben, haben sie begrenzte bis keine Ressourcen um sich in dem verwirklichen zu können, was sie möchten. Sie sind entweder motiviert genug um zu improvisieren und sich die Ressourcen selbst zu beschaffen, oder sie gehen im Nichts unter. Außerdem haben Frauen nie ihre Ruhe – das Kind wird nach dem klassischen Rollenbild der Frau zugeschoben. Als wäre der Raum nicht schon eng genug, muss sie Frau in dem begrenzten Raum mit begrenzten Ressourcen nicht nur auf sich schauen, sondern hat auch die absolute Verantwortung für ein Lebewesen, das auf sie angewiesen ist.

Sie hat keine Möglichkeit ihre Pflicht in Ruhe zu erfüllen, geschweige denn davon Ruhe für sich selbst zu genießen, sich selbst zu verwirklichen und unabhängig ihrer Rolle als Mutter/Ehefrau/Tochter/Schwester zu existieren. Außerdem hat die Frau keine Möglichkeit aktiv zu partizipieren – sie hat gar keinen Zugang zu den Menschen und Möglichkeiten, die ihr dabei helfen können, die ihr helfen können. Sie kann nur still auf ein kleinen Bildschirm starren und hoffen, dass das Mikro heute funktioniert.

Malcolm X sagte einst etwa, dass man, wenn man sehen möchte in welcher Lage eine Gesellschaft ist schauen muss, in welcher Lage die Frauen dieser Gesellschaft sind.

Und ich komme nicht umhin, mir Gedanken und Sorgen darüber zu machen, in welcher Lage die Frauen in der muslimischen Gesellschaft ist, wenn es in Mini-Österreich genauso schlimm ist wie in einer Moschee in New York City!

Wir müssen beginnen, unsere Lehren in unsere Räume zu tragen, damit sie in den Verstand und dann in das Herz der Menschen fließen – um eine Gesellschaft der Gerechtigkeit zu schaffen!

Wir haben mit der Geschichte Marias das größte Beispiel hierfür. Ihre Geschichte zeigt uns, dass Gott schon lange lange vor uns ein Kampf gegen das Patriarchat geführt hat und das nicht gut heißt, was Männer zum Teil in seinem Namen treiben. Er drängte darauf, dass eine Frau einen Platz im Tempel, in der Moschee und damit in der Gesellschaft bekommt – das war Marias Kampf! Der Kampf gegen das Patriarchat und die Annahme der Männer, dass Frauen dort, also auch in der Gesellschaft keinen Platz haben.

Und Gottes Kampf sollte auch immer unser Kampf sein!

Wir haben ein Männer-Problem!

Ich stehe an der Haltestelle nach dem ich meine warme türkische Suppe getrunken habe, und warte auf meine Bahn Richtung Heim. 

Da steht plötzlich ein Mann vor mir, viel größer und breiter als ich – starrt mich an, als würde er mir den Hals umdrehen wollen, lässt eine kurze Beleidigung fallen, rempelt mich an und läuft weg. 

Naja, denke ich mir – scheiße ist es, aber ich habe schon schlimmeres erlebt. Rege mich kurz darüber auf, und da ist auch schon meine Bahn. 

Ich setze mich an einen Einzelplatz am Fenster, bin in mein Handy vertieft bis ein Blick mich sticht. Er steht schräg gegenüber von mir. Ca 2 Meter weg und schaut mich auf eine so widerliche, ekelhafte und fast schon sabbernde Art an. Kurz davor habe ich mich in der Reflexion des Fensters angeschaut und dachte mir, wie schlimm ich denn heute aussehe. An mir kann es also nicht liegen. 

Ich werfe ihm einen „bösen“ Blick zu, aber das juckt ihn nicht weiter. Er lächelt und starrt weiter. Wirklich, ich meine es ernst – es war Ekel erregend dieses Starren! Das macht er die ganze Fahrt über. Ich schaue nur noch in mein Handy und versuche ihn zu ignorieren. Beim Aussteigen muss ich leider an ihm vorbei laufen, und wer hätte das gedacht: da ist er, der widerliche und extrem sinnfreie Anmachspruch begleitet von einem Tier ähnlichen Grinsen! 

Ich steige aus, schüttel den Ekel von mir ab und will mir Wasser kaufen gehen. An der Kasse hinter einem Mann angestellt, der sich laut mit der Kassiererin unterhält: ‚die Frau hat 7 Kinder, können sie das fassen, 7! Wie kann man heute in dieser Zeit noch 7 Kinder auf die Welt bringen. ich finde, was zur Zeit los ist in unserer Welt ist kaum zu ertragen!‘

Ich bezahle und das Fass ist voll! 

Was denken sich Männer eigentlich?! Was denken sich Rechte Männer, eine Frau zu beleidigen, nur weil sie offensichtlich einer Religion angehört? 

Was denken sich Männer, Frauen anstarren zu dürfen, zu können, ihnen Sprüche hinterher zu rufen, in der Öffentlichkeit oder auch nicht! 

Was erlauben sich Männer Frauen wegen der Anzahl ihrer Kinder verurteilen zu können! Sie hat das Kind 9 Monate im Bauch getragen, sie hat das Kind unter Todesschmerzen auf die Welt gebracht, sie kümmert sich sicher rund um die Uhr um die Kinder – nicht der Mann. Schließlich braucht es nicht viel um biologischer Vater zu werfen! Um Mutter zu werden aber schon! 

Welches Bild haben diese Männer von der Frau? Welches Bild vom Mann? Der Mann als derjenige, der über die Frau urteilen darf – egal aus welchen Motiven heraus? Der, der die Frau gerne als die Unterlegene, geile Person sehen würde, der der einem immer geilen und bereiten Tier ähnelt, der der seinen Genitalbereich nicht unter Kontrolle halten kann? Geschweige denn seine Gedanken?

Welch eine Erziehung haben dies Menschen genossen – gar keine?! Was bilden sie sich ein! Wie respektlos, zurück geblieben und ekelhaft kann man eigentlich sein? 

Ich finde es unmöglich was Männer sich raus nehmen! Unmöglich! Und das ist nicht das Problem der Frauen! Jede/r der meint, es sei die Schuld der Frau wenn Männer sie schlecht behandeln, über sie urteilen oder sie dumm anmachen hat wirklich keine Ahnung von sich selbst und solch Menschen ist das Wort Selbstreflexion sicher auch ein Fremdes! 

Sorry Leute, aber wir haben ein ernstes Männer-Problem das weit über die Grenzen von Religion, Nationalität oder Herkunft geht!