Alle anders – alle gleich.

Unbenannt

Ich fand‘ dieses Bild so wunderschön und aussagekräftig, dass ich es mit euch teilen möchte. 

Alle anders alle gleich! Gemeinsam lachen, singen, tanzen, lieben und glauben! 🙂 

Aus dem Video von Sami Yusuf – It’s a Game.

Gesegneten Ramadan an die muslimischen Geschwister weiterhin!

Jesus (a.s) und Ich.

jesus und ich

 

Die Sonne scheint und ich fühle mich gut an diesem Tag. Der gute Tag wird besser, als ich einen Stand von der Studentischen Missionars Gruppe (oder so ähnlich), auf dem Campus entdecke, welcher kostenlos Kaffee ausschenkt und Kuchen ausgibt. Und noch besser wird es, als ich sehe, dass sie ein paar Sofas und einen Tisch mitten auf dem Campus aufgestellt haben, auf denen man sich breit machen und chillen kann.

Auf den Tischen liegen mehrere Exemplare der Bibel aus. Ich nehme mir eine, schlage mein Lieblingskapitel „Psalmen“ auf und lese darin.

Wie bei einer Attraktion bildet sich ein Kreis um mich. Ich werde von MitgliederInnen der Initiative angesprochen und wir unterhalten uns nett. Zu Beginn geht es um alltägliches; was wir studieren, wie alt wir sind, was wir so in unserer Freizeit treiben.

Als ich dann frage, ob ich die Bibel mitnehmen darf, machen sie große Augen. „Ja, klar!“, sagen sie, mit leicht fragenden Blicken.  

„Ich habe Zuhause eine Bibel, die aber sehr alt ist. Hatte mir mein Vater geschenkt. Noch von Luther, mit altem und neuem Testament in einem und eine sehr alte, anstrengende Schrift. In dieser lese ich nicht gerne, weil ich mich dann immer so anstrengen muss. Ich denke mir immer „jetzt musst du dir mal eine Bibel zulegen, um nicht immer nur im Internet zu stöbern“ aber ich kam nie dazu. Jetzt habe ich aber eine, danke!“

„Du bist aber schon…?“, beginnt sie, scheint es aber nicht benennen zu können.„Ja, ich bin Muslima. Ich bin eine Muslima, die eine gute Beziehung zu Jesus hat.“, erkläre ich weiter. 

Der Kreis um uns herum hat sich in der Zwischenzeit vergrößert.

Meinen ersten richtigen Kontakt mit Jesus hatte ich zur Abi-Zeit. Ich hatte einen Klassenkameraden, der ein ziemlich chilliger Katholik war. Immer wenn ich mich mit ihm unabhängig von Religion über Gott unterhielt (und das war oft), habe ich gemerkt, dass wir dasselbe Verhältnis zu Ihm haben. Ein persönliches, nahes, liebevolles, gar freundschaftliches. So wie er mit Jesus für sich umging, gehe ich bis heute noch mit Gott um.

Später, Sommer 2014 flog ich für ein Praktikum ehrenamtlich an die syrische Grenze in die Türkei, wo eine Schule für syrische Flüchtlingskinder gegründet wurde– von einer christlichen Organisation. Meine KollegInnen dort, die mir zur Familie wurden, beteten jeden Abend nach der Teamsitzung „zum Vater und zum Sohn“. Ich habe mit ihnen lange, respektvolle und liebevolle Gespräche über Gott, Jesus, den Islam und das Christentum geführt.  Auch wenn ich nie der Meinung sein kann und werde, dass Jesus Gottes Sohn ist, und sie hingegen niemals Jesus als notwendige Brücke zu Gott ablehnen werden, waren wir doch immer auf einer Wellenlänge.

Mir fiel es nie schwer nach ihren Gebeten ein „Amen“ (Erhöre!) auszusprechen. Ihre Gebete waren immer an den Herrn gerichtet, sowie meine Gebete es auch sind. Und sie berührten mich auf eine Art und Weise, welche für mich besonders war. Sie brachten mich meinem Herrn näher.


Seit dem denke ich oft an Jesus. An Isa (a.s.) und an das, was er Gutes in Menschen bewirkt.
Abgesehen von der Tatsache, dass das (Jesus als „Sohn Gottes“) aus islamischer Sicht etwas verwerfliches ist: diese Menschen hatten eine Verbindung zu Gott, die ich mir in einigen Lebenssituationen für mich wünschen würde. Und ich kann nicht bestreiten, dass sie mich auf wundersame Weise meiner Religion näher brachten und durch ihre Liebe zu Jesus meinen Iman (die Verinnerlichung des Islam und des Glaubens) gestärkt haben. Ihre ganze Motivation für das Gute rührte allein aus dem Glauben an Jesus heraus.

Und ich habe gemerkt: es geht um Gott. Das Andere ist ein Weg zu Ihm, ein Drumherum.

Wie Rumi sinngemäß einmal sagte: „Gott hielt die Wahrheit aus Glas in der Hand und lies sie fallen. Jeder nahm sich ein Teil vom Ganzen und dachte, dass er die absolute Wahrheit besitze.

Doch ich frage mich: geht es um das Glas oder um den, der es in der Hand hielt und fallen ließ? Der Kern des Ganzen ist doch mein Herr. Der Kern vom Ganzen ist doch unser Herr.

„Du führst mich hinaus ins Weite, du machst meine Finsternis hell.“ (Psalm 18)

„Allah ist der Freund der Gläubigen: Er führt sie aus den Finsternissen ins Licht.“ (Koran 2:257)

Wie Adam und Eva.

Und es schwindet mein Sein
in jener Sekunde-
tretend dein Antlitz mir gegenüber
an einem Ort – fern ab von Raum und Zeit
in dem wir beide stehen-
unbekannte Wesen
die weder sich Selbst-
noch den Anderen erkennen.

Dass wir uns nicht finden können
trotz, dass wir uns empfinden
möge daran liegen
dass wir uns nicht verloren haben.

So hoffe ich auf deinen Verlust
und Bestrafung in einer fremden Welt
damit ich dich denn dann treffe-
wie Adam und Eva
auf einem Berg der Liebe
um in Ewigkeit durch Vergebung mit Dir zu verschmelzen.

Ich löse mich von der Zeit.

Ich löse mich.
Ich löse mich von der Zeit.

Vom Vergangenen, vom Jetzigen und vom Kommenden.

Lasst uns uns von den Ketten der Zeit befreien!

Denn wir unterliegen der Zeit.

Wir eilen jeden Morgen zum Bus, müssen pünktlich Meetings erreichen. Wir müssen unser Studium in der Regelstudienzeit ableisten.

Zeit. Wir dürfen den Tee nicht länger ziehen lassen als auf der Packung steht, weil er dann bitter schmeckt.

Ich löse mich von der Zeit, denn sie versklavt mich an das Diesseits.
Wir sind ihre Sklaven und unterliegen ihr.
Sie raubt Freiheit.

Sie raubt uns die Kunst Fehler zu begehen und unter diesen zu leiden um sie dann wieder zu verbessern.

Die Zeit erlaubt es nicht, dass man seinen Liebeskummer wie es ihm gebührt im Bett weinend zu leben, zu leiden.
Die Zeit erlaubt es nicht, langsam zu laufen und die Luft in Lobpreisung an den Herrn einzuatmen.
Die Zeit erlaubt es nicht unsere Hausarbeiten später abzugeben, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Die Zeit trennt Liebende. Denn es ist „zur falschen Zeit“ geschehen.

Dank der Zeit konnte ich noch nie einen bitteren Tee genießen.
Dank der Zeit durfte ich nicht lieben.
Dank der Zeit durfte ich nie lang genug liegen bleiben, wenn ich fiel.
So bin ich verwundet weiter gelaufen und die Narben, die Narben, ja die haben sich von der Zeit gelöst und heilen nicht.
Dank der Zeit darf ich meinen Kaffee nie genießen. Denn ständig tickt die Uhr an meinem Handgelenk.
Sie tickt – die Zeit versklavt uns.

Und sagt mir: wenn wir uns so sehr nach der Zeit richten, gesellen wir dem Einen dann nicht etwas bei?
Die Zeit?

Ich löse mich von der Zeit.
Denn ich will nie wieder zur falschen Zeit gekommen sein.
Ich will nie wieder, dass zu irgendetwas die falsche Zeit ist.
Die Zeit soll für mich arbeiten – nicht ich für die Zeit.

Ich löse mich von der Zeit. Denn ich möchte meinem Herrn dienen und nicht einer Uhr!

Heidelberg, 02. Mai 2014

O Gesandter Allahs.

Prophrt_Muhammed_Pbuh_by_artmidos

O Gesandter Allahs,
man sagte mir, ich solle einen Text über Dich schreiben. Ich solle Deine Schönheit in Worte fassen und diese vermitteln.

O Gesandter Allahs,
nun saß ich da mit Stift und Papier, und mein Geist, mein Körper wehrten sich dagegen.

Sag mir, o Gesandter Allahs,
welcher Deiner Schönheiten, welche Deiner edlen Züge, welche Deiner Tränen, die Du um unseret Willen vergossen hast soll ich erwähnen?

Die Flut an Liebe und Bewunderung die über mich kommt – wie soll ich das alles auf Papier bringen?

Ich kann es nicht in Worte fassen – banal und unbedeutend wie sie sind.

Wie sollte ich denn Deine Schönheit in einem Text zusammenfassen können?

Ich könnte darüber schreiben, welch ein vertrauenswürdiger Mensch Du warst – Al-Amin. Für jeden immer da. Egal ob sie zu dir gehörten oder nicht. Ihnen immer beistandest. Balsam warst für ihre und unsere Seelen, ya RasulAllah!

Ich könnte darüber schreiben, welch wundervoller Ehemann Du warst. Deine Frauen geehrt und respektiert hast. Und Dir Deiner Aufgaben und Pflichten bewusst warst.

Ich könnte darüber schreiben, welch ein liebevoller und perfekter Vater Du warst. Einer, Welcher sich erhob, sobald die Tochter den Raum betrat. Und sie ehrte und liebte, wie kein anderer.

Ich könnte darüber schreiben, welch gutmütiger Großvater Du warst, der mit Kind – Kind wurde aber sie auch ernst nahm und ihnen ihr Recht gab.

Ich könnte darüber schreiben, welch ein gerechter Mensch Du warst in Angelegenheiten des Staats und gar der Schlacht. Du gabst jedem und nahmst von jedem was ihnen zustand, ohne je die Werte Allahs zu vernachlässigen.

Ich könnte darüber schreiben, welch eine Hoffnung Du für jene warst und bist, die verloren sind in dem, was ihnen als Prüfung auferlegt worden ist. Die verloren sind, im Alltag, in der Liebe, im Leid, und auch in der Freude und in den Tränen.

Ich könnte schreiben, dass Du dich nicht nur um alle Menschen gekümmert hast, du setztest Dich auch für Tiere und die Natur ein, in liebevoller Barmherzigkeit.

O Gesandter Allahs,
ya RasulAllah,
keiner dieser Worte könnten Dir gerecht werden. Deiner Schönheit. Deinem edlen Wesen. Deiner Gerechtigkeit als Herrscher, Vater, Ehemann, Opa und nicht zu letzt als Prophet.

Ich könnte auch darüber schreiben, wie viel Tränen Du um der Ummah, Deiner Gemeinschaft Willen vergossen hast, welche Leiden Du für uns, deiner Ummah gelitten hast.

O Gesandter Allahs,
ich bezeuge für jede einzelne Schwester und für jeden einzelnen Bruder (die/der heute hier sitzt) die unendliche und bedingungslose Liebe Dir gegenüber und Dem gegenüber, Welcher Dich zu uns gesandt hat.
Den Einen, dem Ewigen. Dem Gerechten. Dem Licht im Schatten. Der Erleichterung nach der Erschwernis.

Ya RasulAllah, ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Du sein Diener und Gesandter bist.

So lass uns eingehen, gemeinsam mit Dir, in Liebe, Glückseligkeit, Freude und Triumph durch das Tor des Paradieses!

Velbert, April 2014

(Bildquelle: artmidos.deviantart.com)

Ein Syrer – viele Erinnerungen.

Ich laufe zur Bahn habe es unglaublich eilig. Es ist erst Mittag und ich habe viele Termine hinter mich gebracht.
Ich muss die Bahn bekommen sonst kann es sein, dass ich zum nächsten Termin zu spät komme. Ich mag es nicht zu spät zu kommen. Ich mag es auch nicht so viele Termine zu haben. Aber das einzige in den letzten Tagen woran ich denken konnte waren die vielen Termine.
Ich verpasse sie – die Bahn – natürlich; in dem Moment, in dem ich den Tür – Knopf drücken will fährt sie ab.
Ich laufe zum Automaten paar Schritte daneben.

Ich erkenne ihn, diesen jungen Mann schon von weitem. Er sticht mir ins Auge, da er genauso sitzt, mit der gleichen Haltung mit dem selben verlorenen Blick wie viele, die ich in der Türkei getroffen habe. Ich weiß, dass wir reden werden.

Ich gehe an den Automaten. Bin dabei meine Karte zu ziehen.
Er schaut mich an kommt auf mich zu
‚Marhaba!‘
‚Marhaba.‘
‚Arabi?‘
‚La, Turki.‘
‚İstanbul?‘
‚La, min Gaziantep wa Urfa.‘
Seine Augen blitzen auf, er zieht die Augenbraue hoch.

Ich merke, wahrscheinlich ist er einer der Millionen die in die Türkei kamen nach Gaziantep oder eben Urfa, weil die Meisten durch diese beiden Städte kommen. Vielleicht dadurch nach Europa auf der Suche nach Frieden, Ruhe, Leben.

Ich habe meine Karte, drehe mich leicht weg und sage ‚wasalam u alaikum‘. Er geht und setzt sich wieder auf die Bank. Er wartet auf keine Bahn oder keinen Bus. Er sitzt einfach nur da. Einsam und perspektivlos. Wie die Menschen in der Türkei Stunden auf den Bänken in den Parks saßen – einsam und ohne Grund.

Gerne hätte ich ihm gesagt, dass er nicht aufgeben soll. Dass er weiter machen muss! Er und die anderen Menschen deren Leben vom Krieg gestohlen worden sind. Ich hätte ihm gerne gesagt, dass er sein Bestes geben soll, dass er die Chancen die er hier haben könnte, und im Leben haben kann ausnutzen muss!

Ich erinnere mich wie mir mein syrischer Bruder in der Türkei sagte:

‚Mir macht es nichts mehr aus zu sterben, Eşim. Ich habe keine Angst mehr davor. Ich habe keine Pläne, keine Ziele – ich habe kein Leben mehr. Mir macht es nichts aus, weil ich so oft kurz vor dem Tod war. Einmal stürzte unser Haus wegen einer Bombe ein, eine Wand trennte mich vom Tod. Und einmal wurde mir auf dem Weg in die Türkei eine Pistole an den Kopf gehalten. Ich habe keinen Grund mehr zu leben, denn als ich mein geliebtes Syrien verließ habe ich alles, habe ich mich dort gelassen.‘

Ich habe meine 2 Monate unter anderem dazu genutzt ihm zu sagen, dass er auch hier weiter studieren kann, seine Fußball – Karriere nicht aufgeben muss. Dass ich ihm helfe, wenn er nach Europa will. Ich habe mit ihm eine Traum – Liste erstellt, in Gedanken, mit all den Träumen die wir haben und erreichen wollen. Ich weiß, dass sie – diese Menschen- das Beste verdienen und spätestens im Jenseits das Beste bekommen werden.

Ich würde gerne mit allen jenen Menschen eine Traum – Liste erstellen. Und sie versuchen umzusetzen.

Doch mir bleibt bisher nur die Erinnerung, ein paar Tränen und viele Gebete.

Der (andere) Himmel.

gaziantep sonnenuntergang

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In Gaziantep, in der Türkei, da gibt es keine Spitzdächer. Es gibt gerade Dächer, umrandet durch kurze Mauern, dass man nicht fällt.

Im Sommer, da schlafen wir auf den Dächern. Also ich, in der Zeit, als ich dort war. Vor kurzer Zeit. Die ich herbei sehne.

Und dann, nachts, da liegt man auf den Dächern, auf Matratzen auf dem Boden und hat mitten in der Nacht einen so klaren Himmel vor sich mit eine Milliarde Sterne und man sieht nach oben, wenn man da liegt, und möchte nicht schlafen weil es so schön ist, dass einem die Augen tränen und man das Schönste auf der Welt möchte, weil man einen Vorgeschmack darauf bekommen hat.

Und man sehnt sich Menschen herbei, die man liebt. Denn die Schönheit ist nicht alleine zu genießen, ist nicht alleine zu lieben.

Und beim Sonnenuntergang – da ist es so, als würde man die ganze Macht Gottes, vor sich haben. Und die Schönheit Gottes sich durch seine Schöpfung auf die wundervollste Art und Weise preis gibt.

Als ob der Himmel die Quran Zeilen rezitiert die diese beschreiben auf die göttlichste Art die es nur gibt.

Und zu Seinen Zeichen gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde…“ Al-Shura:29

Die Vögel, die zu einer bestimmten Zeit von ihren Züchtern frei gelassen werden und die in Gruppen ineinander fliegen und wieder auseinander gehen, als würden sie tanzen.

Ich bin oft auf diese Dächer geflüchtet, vor dieser Welt, vor dem, was mich hier erwartet hat, und habe beobachtet. Die Zeichen Gottes, in allem was er schuf – auf die göttlichste Art die ich jemals sah!

Ich vermisse das. Den anderen Himmel.

Ich vermisse die Laute der Kinder die auf der Straße spielen, mit Nichts.

Und die Berge, alles braun! Und den Sand und die Kinder, die rennen und rennen  und man weiß nicht wieso und wohin, und man rennt hinterher und sie haben eine Wasserstelle entdeckt.

Ich habe das alles wie in einem Traum wahrgenommen.

Die Töne, die Kinder, die Natur.

Meine Sinne waren nicht so wie hier – in Deutschland. (Meiner Heimat)

Sie waren gespitzt und meine Seele, mein Herz und mein Geist – ihre Tore waren geöffnet. So offen, wie ich sie noch nie geöffnet hatte.

Und in diesen Toren sind sie hineingeströmt – die Sehnsucht nach der Liebe, die Erkenntnis Gottes in jedem Blick und Atemzug, der Schmerz und die Freude.

Und nun sind sie in mir – die Tore sind wieder geschlossen.

Und die Angst, dass sie verblassen…