Ich bin das Volk.

pegida

Noch vor wenigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einer Kommilitonin, ob etwas wie 1933-45 hier noch einmal möglich wäre.
Sie war der felsenfesten Überzeugung, dass das nicht der Fall ist. Denn heute wäre man viel gebildeter und aufgeklärter, viel toleranter. Heute wüsste man, was dabei raus kommen könnte.

Wir hatten dieses Gespräch in einem Seminar, in dem es um Forschungsmethoden ging und redeten davor über ein krankes Experiment, das man durchgeführt hat obwohl jeder die Möglichkeit hatte, es abzubrechen. Die Wenigsten taten das.

Ich sagte zu ihr in etwa: solange es Menschen gibt, die solch‘ kranke Experimente durchführen oder sich nur vorstellen könnten es zu tun, solange halte ich es auch für möglich, dass sowas wie damals, oder so ähnlich wieder passieren kann.
Die Welt wird vielleicht ein etwas schärferes Auge drauf werfen (hatte ich damals gedacht- heute nicht mehr) und das würde den Massenmord evtl. ausschließen, aber anderes, irgendwie anders, ein Mord des Intellekts, des Geistes vielleicht, das wäre möglich!

Sie schüttelte nur den Kopf: „nee, das denke ich nicht!“

Die letzten Tage und heute wieder lese ich, dass riesige Massen von Menschen zusammen kommen, um gegen eine Religionsgruppe/gegen Flüchtlinge und gegen „Fremdheit“ zu „demonstrieren“.

„Wir sind das Volk!“ schreien sie in den Videos die ich mir anschaue, mit einem zugegeben mulmigen Gefühl.

Ja, es ist möglich, denke ich wieder. Und wenn man nicht schon in den Anfangsphasen was dagegen unternimmt (und das wäre übrigens JETZT), dann kann es zu Ausschreitungen kommen, die nicht schön aussehen könnten.

Danach lese ich, dass sich Medien besorgt über diese Menschen äußern. Aber nicht nur über das was sie tun, sondern auch, dass diese Menschen sich nicht wahrgenommen nicht verstanden fühlen würden. Nicht zuletzt die Aussage eines Ministers, der meinte, man müsse die Sorgen/Ängste der Bürger ernst nehmen.

Ich frage mich, ob er meine Sorgen und Ängste als Bürgerin dieses Landes auch wahr- und ernst nimmt?

Und noch einmal kommt mir die Szene in den Sinn: „Wir sind das Volk!“

ICH BIN DAS VOLK.
Ich, mit meinen türkisch/kurdischen Flügeln und meiner Liebe zu dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin – Deutschland.
Ich bin das Volk, mit meinem Glauben – dem Islam, der mir Frieden und Gerechtigkeit lehrt.
Ich bin das Volk, mit meinem Tuch auf dem Kopf, das mich nicht weniger oder mehr für etwas qualifiziert.
Ich bin das Volk.
Ich bin ein Teil dieses Volkes, ein Teil dieses Landes. Als Bürgerin, als Studentin, Tochter, Schwester,Steuerzahler, Konsument. Angestellte, …

Ich bin das Volk!

Nicht die 15.000, die das auf den Straßen so laut rum posaunen und noch nicht verstanden haben, dass Hitler nun weg ist.
Und das auch so bleiben sollte – weg aus dem Leben, aus den Gedanken, aus den Herzen der Menschen!

Nachtrag: Auf die Frage, wieso die Menschen so viel Angst haben und wieso sie sich (meiner Meinung nach) so unnötig extrem fürchten – hier vielleicht ein Grund:

wieso_hass_pegidaMan braucht eine Sache nur oft genug wiederholen – irgendwann glauben es die Menschen einfach.