Mein Kopftuch hat eine Bedeutung.

Heute berichten einige deutsche Zeitungen darüber, dass einem 13 jährigen Mädchen das Kopftuch in der Öffentlichkeit von einer Frau herunter gerissen wurde.*

In den Kommentarzeilen sind neben einigen, wenigen, untergehenden Kommentaren von Verständnislosigkeit über das Handeln der Frau, viele Kommentare, die rassistisch, sexistisch, aus der rechten Ecke politisch und einfach nur sowas von 1933 und Ekel erregend sind.

Das Kopftuch wird oftmals in den Kommentaren mit einer Bademütze oder mit einer Baseball Capy eines kleinen Jungen verglichen.

Ich glaube, dass viele nicht ganz verstanden haben, dass das Kopftuch eine Bedeutung hat. Mehr als nur eine „Politische“, die man ihr oft unterstellt.

Ein Mädchen entscheidet sich, vor allem in diesem Land, bewusst für ein Tuch. Es wird eine Pro und Contra Liste im Kopf, manchmal sogar auf Papier gemacht. Beim Abendessen wird darüber geredet, es wird heiß diskutiert.
Man ist heute leider nicht mehr so frei einfach, weil man überzeugt davon ist, zu beschließen, dass man morgen ein Tuch tragen möchte. Dazu gibt es zu viele Menschen, die es mit einer Capy vergleichen oder es einem abziehen könnten und würden!

Es ist eine wohlüberlegte Entscheidung. Man setzt sich neben den religiösen Bedeutungen und Richtlinien auch mit den gesellschaftlichen, eventuellen Problemen und Herausforderungen auseinander.

Selbst meine Eltern wollten damals nicht, dass ich ein Tuch trage, obwohl ich behaupten kann, dass meine Familie (mehr oder minder) den Islam praktiziert.

Die Angst davor, dass etwas passieren könnte, die Angst vor Diskriminierung, Rassismus, Hass und möglichen Angriffen ist einfach zu groß, als dass diese Entscheidung nur mit dem Herzen gefällt werden könnte. Wie schade eigentlich!

Deshalb: Mein Kopftuch HAT eine Bedeutung.
Eine, neben der Religiösen.

Das Kopftuch bedeutet, sich früh intensiv mit Thematiken auseinander zu setzten, in denen verschiedene Meinungen vertreten sind. Das bedeutet, dass man lernt, früh verschiedene Meinungen auszusuchen, anzuhören, abzuwägen und dann eine eigene Meinung zu bilden und nach dieser zu gehen. Diese zu vertreten und hinter ihr zu stehen.

Das Kopftuch bedeutet, dass man lernt hinter seinen Entscheidungen zu stehen. Hinter dem, was man für sich getan und beschlossen hat. Es bedeutet Verteidigung, oft auch Rechtfertigung und Erklärungen. Es bedeutet, dass man in der Lage ist oder sein muss, aufrecht zu gehen und erhobenen Hauptes hinter seinem Selbst zu stehen. Egal was ist!

Das Kopftuch bedeutet Stärke, Mut und Selbstbewusstsein. Obwohl muslimischen Frauen immer unterstellt wird, sie seien schwach und unterdrückt, muss man eine muslimische frau erst einmal genauer betrachten.
Das Kopftuch bedeutet, dass man jeden Morgen vor dem Spiegel steht, es aufsetzt und weiß, es könnte mit dem ersten Schritt nach draußen was passieren.
Es dennoch aufzusetzen, weil man hinter seinen Überzeugungen und Entscheidungen steht, zeugt von extremer Stärke, von Mut, von Ehrgeiz, von Weitsicht, von Revolution, von Veränderung, ja, von Rebellion, von Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein!

Das Kopftuch bedeutet Auflehnung. Auflehnung gegen das System das herrschen möchte und zum Teil schon herrscht. Das Tuch bedeutet Erinnerung. Erinnerung an die Geschichte, an die Geschichte die wir nicht noch einmal erleben wollen. Das Kopftuch bedeutet Mut, Mut nach draußen zu gehen Tag für Tag erhobenen Hauptes, und jeden Moment mit einem Angriff, einer Diskriminierungserfahrung zu rechnen.

Das Tuch bedeutet Aufstand und Rebellion!

Ja, mein Tuch ist schon lange kein nur religiöses Symbol mehr! Es ist auch nicht zu vergleichen mit einer Kappe eines Jungen oder eine Badekappe beim Schwimmen. Und nein, wir „heulen“ nicht leise, wie in den Kommentaren gefordert wurde! 
Ich zeige mit meinem Tuch, dass ich hier her gehöre. Dass ich zu Deutschland und nun auch zu Österreich gehöre. Mein Tuch zeigt, dass ich es Deutschland zumute, dass ich an Deutschland glaube, dass Deutschland Vielfalt tragen und lieben lernen kann.

Mein Tuch Auflehnung, Aufstand und Rebellion gegen alle, die wieder zurück in der Geschichte möchten!

Wenn sie doch nur wüssten!

 

 

*Spiegel Online

Wechselwirkung – Hand verschmutzt Hand. „machtWorte“

Zur Lesung geht es hier entlang: Lesung – Wechselwirkung

Allahu akbar“ schreien sie, welch’ laute Horde mit unreiner Brust! Schatten in ihren Augen, sie stoßen ab mit ihren bärtigen, grimmigen Gesichtern. Sie lüstern nach Macht und dursten nach Blut. Sie schreien „Allahu Akbar“ und missbrauchen den Namen des Liebenden, Geliebten. Erheben sich damit in ihrer Perversität.
Ihre Zungen sprechen mächtige Worte bei Tag und bei Nacht – sie stoßen die Worte aber von sich ab statt diese in ihre Herzen eindringen zu lassen.
Sie rufen „Gott ist groß“, doch sind sich dessen Konsequenz bewusst?!

„Allahu akbar“ schreien sie während sie töten, zerstören, in Brand setzen. Menschen erschrecken, Angst einflößen kleinen weinenden Kindern, das Gute auslöschen, den Frieden zunichte machen.

Hätten sie doch aber auf das erste Wort ihrer Worte gehört – „Iqra – Lies!“ so wäre das was sie tun ihnen selbst zuwider.

Sie erschaffen sich Königreiche und Mächte mit ihren Worten. Machen mit ihren Worten aus Königen Sklaven, aus Sklaven Könige. Bestimmen mit einem Wort über Gut und Böse, über Leben und Tod. Machen aus Menschen das, was sie nie hätten sein sollen. Nie hätten sein können.
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch!

*

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, laut, so dass ihnen die Stimmen zu verschwinden drohen.
Ihre eisblauen Augen stechen in der Dunkelheit hervor, pflanzen sich in die Erinnerungen, in die Herzen kleiner weinender Kinder, die vor „Allahu akbar“ – Schreienden geflüchtet sind, um mit „Wir sind das Volk“ empfangen zu werden?

Hineingetaucht sind ihre patriotischen Geister in Liebe zu Schwein, deutschem Kulturgut und Heimatgefühl! Machen ihre Identität an einem Tier fest, sind nichts weiter, als Mitbürger auch anderer Beheimateter – wollen es aber nicht fühlen!

Sie merken nicht, dass sie mit ihren Worten das Licht am Ende des Tunnels auslöschen, während sie andere dunkle Lichter die seit Jahrzehnten erloschen sind, wieder anzünden zu versuchen.
Mit ihren Worten färben sie Seelen braun, während sie das Kunterbunte zu ersticken versuchen! Wollen eine Alternative für das Land sein, doch mit ihren Worten machen sie krank die gesunden Herzen und gesund die Kranken. Steigen hinauf in die obersten Ebenen der Mächtigen; unter den von Steuergeldern bezahlten Nadelstreifen verstecken sich ihre Springerstiefel!

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, missbrauchen unverschämt und in Absolutismus badend den Namen des Volkes! Erheben sich in ihrer Perversität damit. Sie sprechen Worte, mächtige Worte, während sie zerstören, in Brand setzen, Menschen erschrecken, Kinder zum weinen bringen, das Gute und die Hoffnung auf Frieden auslöschen! Hetzen, Hass verbreiten und das Eine spalten!
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

*

Da stehe ich nun, inmitten dieser beiden Seiten. Keiner weiß mehr so recht was richtig und falsch ist. Und ich mittendrin, werde bekämpft, getreten, angefeindet und befremdet von Beiden! Kann kaum eine Zeitung aufschlagen, ohne dass einer der Beiden, am besten im Verbindung miteinander, thematisiert werden. Stehe da während 1000 nachte Zeigefinger gegen mich gestreckt sind!

Sie sagen Ich sei die Ungläubige, nein, ich bin! die Ungläubige, die, die den Ungläubigen in den Arsch kriecht, die Gott für die Demokratie verkauft hat, die, die ihre erotische Stimme selbst vor Männern erhebt, sich ihnen zeigt, sich ihnen vorführt! Ich bin ein ausgepackter Lutschbonbon, an dem sich Sarrazin, Hamed Abdelsamed und Petry gemeinsam, Lippe an Lippe vergnügen, während ich nicht beachte, dass meine Glaubensgeschwister für Gott kämpfen und sterben.
Ich bin die Ungläubige, die ignorante Egoistin, die einen liberalen Islam geschaffen hat, die vom Propheten bekämpft werden würde, wenn er lebte. Ich bin die, die das Tuch trägt, aber keinen Glauben mehr in sich. Die, die sich verkauft hat. Ich bin die, die Gott niemals erreichen wird, die, die in Reue verrecken sollte, die Gottes Vergebung niemals erhalten wird, da mein Gott nun Europa ist!

Auf der anderen Seite bin ich die Kopftuchschlampe, sagen sie, die Putze von Muhammad, die Sexsklavin meines Mannes, die Knechtin meines Vaters, der Boxsack meines Bruders! Die Kanakin, die ewige Kanakin die kein Deutsch spricht, die die niemals einen Abschluss erlangen wird, die, die unterrückt ist, befreit werden muss, die keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Ich bin die, die gerade mal gut genug für einen Putzjob ist, aber auch die Sozialschmarotzerin, die von ihren Steuergeldern lebt. Ich bin die Hinterweltlerin, die Zurückgebliebene, die, die das Land ins Verderben stürzt, eine Seuche für jeden Deutschen, ich bin die Pest!

Anhören muss ich mir beides, von beiden Seiten, immer und immer und immer wieder.
Es scheint, als seien sie eins die Beiden, als seien sie das Selbe im Kern, als verfolgten sie die selben Ziele, hätten die selbe Motivation, wären aus dem selben Material gestrickt in ihrem Hass gegen mich, gegen die Mitte, gegen die Leute der Mitte!

Und da stehe ich nun, im Stillen schreiend, in der Schlacht friedenstiftend und im Scheinfrieden kämpfend!

Mein Haupt ist erhoben, immer, denn ich werde mich niemals meinem Glauben, meinen Flügeln der Herkunft, noch mich meinem Deutschsein berauben lassen!

Das Wort also. So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

So viel wie es Schlechtes anrichten kann, kann es auch Gutes tun – wenn man es denn zu benutzen weiß, zu formen – wie eine Kunst.

Die Macht liegt also in den Händen der Lauten.
Ist das Schweigen dann wirklich eine Lösung?

*

Nachtrag: Der Text ist für eine Lesung in Karlsruhe entstanden. Dieser wird auch im Sammelband „Farblos – Junge Dichter über Flucht und Migration“ erscheinen. Alle Infos dazu hier: facebook.com/farblospoesie/

Wir haben ein Männer-Problem!

Ich stehe an der Haltestelle nach dem ich meine warme türkische Suppe getrunken habe, und warte auf meine Bahn Richtung Heim. 

Da steht plötzlich ein Mann vor mir, viel größer und breiter als ich – starrt mich an, als würde er mir den Hals umdrehen wollen, lässt eine kurze Beleidigung fallen, rempelt mich an und läuft weg. 

Naja, denke ich mir – scheiße ist es, aber ich habe schon schlimmeres erlebt. Rege mich kurz darüber auf, und da ist auch schon meine Bahn. 

Ich setze mich an einen Einzelplatz am Fenster, bin in mein Handy vertieft bis ein Blick mich sticht. Er steht schräg gegenüber von mir. Ca 2 Meter weg und schaut mich auf eine so widerliche, ekelhafte und fast schon sabbernde Art an. Kurz davor habe ich mich in der Reflexion des Fensters angeschaut und dachte mir, wie schlimm ich denn heute aussehe. An mir kann es also nicht liegen. 

Ich werfe ihm einen „bösen“ Blick zu, aber das juckt ihn nicht weiter. Er lächelt und starrt weiter. Wirklich, ich meine es ernst – es war Ekel erregend dieses Starren! Das macht er die ganze Fahrt über. Ich schaue nur noch in mein Handy und versuche ihn zu ignorieren. Beim Aussteigen muss ich leider an ihm vorbei laufen, und wer hätte das gedacht: da ist er, der widerliche und extrem sinnfreie Anmachspruch begleitet von einem Tier ähnlichen Grinsen! 

Ich steige aus, schüttel den Ekel von mir ab und will mir Wasser kaufen gehen. An der Kasse hinter einem Mann angestellt, der sich laut mit der Kassiererin unterhält: ‚die Frau hat 7 Kinder, können sie das fassen, 7! Wie kann man heute in dieser Zeit noch 7 Kinder auf die Welt bringen. ich finde, was zur Zeit los ist in unserer Welt ist kaum zu ertragen!‘

Ich bezahle und das Fass ist voll! 

Was denken sich Männer eigentlich?! Was denken sich Rechte Männer, eine Frau zu beleidigen, nur weil sie offensichtlich einer Religion angehört? 

Was denken sich Männer, Frauen anstarren zu dürfen, zu können, ihnen Sprüche hinterher zu rufen, in der Öffentlichkeit oder auch nicht! 

Was erlauben sich Männer Frauen wegen der Anzahl ihrer Kinder verurteilen zu können! Sie hat das Kind 9 Monate im Bauch getragen, sie hat das Kind unter Todesschmerzen auf die Welt gebracht, sie kümmert sich sicher rund um die Uhr um die Kinder – nicht der Mann. Schließlich braucht es nicht viel um biologischer Vater zu werfen! Um Mutter zu werden aber schon! 

Welches Bild haben diese Männer von der Frau? Welches Bild vom Mann? Der Mann als derjenige, der über die Frau urteilen darf – egal aus welchen Motiven heraus? Der, der die Frau gerne als die Unterlegene, geile Person sehen würde, der der einem immer geilen und bereiten Tier ähnelt, der der seinen Genitalbereich nicht unter Kontrolle halten kann? Geschweige denn seine Gedanken?

Welch eine Erziehung haben dies Menschen genossen – gar keine?! Was bilden sie sich ein! Wie respektlos, zurück geblieben und ekelhaft kann man eigentlich sein? 

Ich finde es unmöglich was Männer sich raus nehmen! Unmöglich! Und das ist nicht das Problem der Frauen! Jede/r der meint, es sei die Schuld der Frau wenn Männer sie schlecht behandeln, über sie urteilen oder sie dumm anmachen hat wirklich keine Ahnung von sich selbst und solch Menschen ist das Wort Selbstreflexion sicher auch ein Fremdes! 

Sorry Leute, aber wir haben ein ernstes Männer-Problem das weit über die Grenzen von Religion, Nationalität oder Herkunft geht! 

Wenn sich Aisha einer Terrorgruppe anschließt bin ich mit Schuld!

Ich stehe an der Haltestelle und möchte ganz friedlich zu meinem Nähkurs fahren, als eine Gruppe von Jungen (mit „Migrationshintergrund“) die ca. im Alter von 16 Jahren waren total begonnen haben  zu lachen. Das Lachen war extrem laut, so dass sich die anderen Menschen welche an der Haltestelle standen nach ihnen umdrehten.

Erst schenke ich ihnen keine Beachtung – blöde kleine pubertierende Jungs, die den Style eines komischen Rappers kopieren, in ihren noch nicht volljährigen Mäulern Zigaretten haben und denken, sie seien die größten Gangster der Stadt.
Einer schreit aber plötzlich: ’schau mal, da kommt so ein deutscher Opa, lass mal wieder laufen, aber lauter!‘ Alle lachen wieder.
Plötzlich höre ich worüber sie lachen und was sie sich auf dem Handy anschauen. Ein Video. Ein Video in dem Vollidioten die sich Muslim nennen etwas in die Luft sprengen und Allahu akbar dabei schreien.
Der alte deutsche Mann, wie sie ihn nennen,  ist total irritiert. Eine Dame ebenso und sie entfernen sich von der Gruppe welche sich vor lachen nicht mehr ein kriegt.
Diese Jungs schauen Videos von Anschlägen an  in welchen Allahu akbar geschrien wird und amüsieren sich über die Leute, die sich von ihren kanakischen  Körpern entfernen.
Und ich frage mich: was haben wir falsch gemacht?  Was hat die Gesellschaft bei der Erziehung und Bildung dieser armen Jungs falsch gemacht, sp dass sie so Zeug anschauen,  dass sie sich dabei auch noch  cool finden, dass sie das immer lauter an der Bahn Haltestelle aufrufen und darüber lachen, wenn Menschen sich von ihnen räumlich entfernen. Wahrscheinlich in ihrem privaten Leben nicht nur räumlich.

Was habe ich falsch gemacht, wenn Ahmed, Mehmet, Muhammed oder Aisha, Fatma oder Buse, die in dieser Gruppe stehen irgendwann tatsächlich nach Syrien flüchtet um  dort zu kämpfen? Wenn es nicht bei der Belustigung und dem kindlichen Überlegenheitsgefühl bleibt, wenn sich jemand vor Angst oder Schreck von ihnen entfernt?

Ich frage mich, was die ganzen Jugendlichen denken und fühlen, wenn sie sich solch kranken Gruppen anschließen oder wenn sie es „nur“ gut finden, was diese tun. 

Was hat die Gesellschaft, die Schule, die Familie getan, dass kranke Menschen mehr und stärkeren Einfluss haben auf die Jugend als sie selbst – als ich? 

Was geben  radikale Gruppierungen, egal in welche Richtung sie radikal sind, den Jugendlichen, was die „normale“ Gesellschaft ihnen nicht geben  kann?

Wir leben in einer Welt, in der du „sein“ musst. Dein Leben lang arbeitest du darauf hin, gesellschaftliche Anerkennung zu finden und zu bekommen. Wenn du in der Gesellschaft aber nicht angenommen wirst, kein Zugehörigkeitsgefühl besteht und du evtl. sogar noch diskriminiert wirst, dann brauchen wir uns nicht wundern. 

Ich sehe die Aufgabe der Prävention und der Intervention bei jedem einzelnen Menschen, der etwas weiter im Geiste ist. Wir müssen uns um die Kinder und Jugendlichen kümmern, sie an der Hand nehmen und ihnen die schöne, die möglich erfolgreiche Welt zeigen, in der wir auch leben. Wir müssen ihnen zeigen, dass es Auswege gibt, dass auch sie ein Teil dieser Gesellschaft, dieser Bevölkerung sind. 

Wenn Aisha sich heute einer radikalen Gruppe anschließt, dann muss ich mich dafür schämen! Denn Menschen dieser Gruppe haben sich ihrer früher angenommen als ich – und wir haben sie dadurch „verloren“. Wenn Hans sich der rechten Szene anschließt, dann ist mein Gutmensch Nachbar mit verantwortlich dafür, denn sie spielten gemeinsam Fußball und die Rechten haben sich seiner früher angenommen als er – und wir haben ihn dadurch „verloren“. 

Eine Aufgabe des Einzelnen ist es, Terror entgegen zu wirken und präventiv Maßnahmen zu üben! Die Kinder und die Jugendlichen sind in unserer Verantwortung – das müssen wir verstehen und akzeptieren! 

„Komm nur, ja komm nur, wer immer Du bist.“

Ich war schon auf einigen Anti-Pegida-Demonstrationen. Einige Male um zu beobachten, andere Male um mit zu laufen und einmal stand ich sogar da, und habe laut mit gepfiffen und gerufen. Doch jedes Mal, wenn ich den Platz verließ, habe ich mich gefragt, was das denn nun gebracht hat?

Die Pegida demonstriert immer noch, die Anti-Leute ebenso. Und man kommt einfach nicht auf einen Nenner. Oft habe ich mit Mit-Demonstranten darüber diskutiert, was man wirklich machen könnte, um die Gedanken der Gegenseite zu ändern, sie „aufzuklären“. Allein mit „Nazis raus!“ Rufen wird das sicherlich nichts.

Heute Morgen habe ich einen Artikel gelesen, der mir eine Antwort auf meine Frage zu geben scheint.

In Phoenix, USA organisierten einige Menschen eine „Anti-Islam Demo“. Die „Demonstranten“ waren mit T-Shirts bekleidet, die mit beleidigenden und rassistischen Sprüchen bedruckt waren und einige „Demonstranten“ waren sogar bewaffnet.

In der Nähe des Demonstrationsortes befand sich eine Moschee. (Scheinbar haben sie gegen die Moschee demonstriert). Die Reaktion der Moscheebesucher war eine Einmalige. Sie nutzen diese negative Stimmung, um etwas Positives zu tun und luden die Demonstranten in die Moschee ein, um ihre Fragen zum Islam und den Muslimen zu beantworten. Zwei Demonstranten nutzen diese Gelegenheit und berichteten später, dass sie danach ein komplett anderes Bild von der Religion und den Muslimen hätten, dadurch, dass sie das erste Mal in direkten Kontakt getreten sind. Die Moscheebesucher hätten all ihre Fragen beantwortet, und sie hätten erkannt, dass ihr Hass, ihre Angst und ihr Unmut unbegründet seien. Die beleidigenden T-shirts gegenüber den Muslimen würden sie sicherlich nicht wieder tragen, fügten sie noch hinzu.

Seit ich ein Kind bin wird mir die Geschichte erzählt, von einer Begebenheit des Propheten (s) und seinem jüdischen Nachbarn, der ihm immer seinen Müll vor die Tür warf. Der Prophet (s) erhob nie seine Stimme oder warf den Müll zurück. Er entsorgte den Müll jedes Mal. Als eines Tages kein Müll vor seiner Tür lag, fragte er den Sohn des Nachbarn, ob es seinem Vater gut ginge. Der Sohn meinte, sein Vater lege krank im Bett. Daraufhin besuchte der Prophet (s) seinen jüdischen Nachbarn, der zuvor Tage lang Müll vor seine Tür legte, um ihm gute Besserung zu wünschen.

Das ist die Art und Weise, in der Muslime und Menschen mit gutem Charakter handeln sollten, wenn sie Menschen begegnen, die ihnen mit Hass oder Unmut entgegen treten. 

Im Koran heißt es sinngemäß: „Euch euer Glaube, mir mein Glaube.“ (109:6). Oft wird dieser Vers als Abgrenzungslegitimation genommen. Ich sehe aber viel mehr in diesem Vers, nämlich eine Aufforderung zur Toleranz und Akzeptanz jenen gegenüber, die nicht das Selbe glauben (möchten) wie man selbst. Jedem das Seine, wie man so schön sagt.

Der Prophet (s) selbst wird im Koran als „Barmherzigkeit für alle Welten“ (21:107) beschrieben. Wenn der Prophet (s) das Vorbild eines jeden gläubigen Muslims ist, ist dann die Barmherzigkeit und die Liebe nicht eine Pflicht jedes Muslims?

Vielleicht liegt die Antwort auf die Frage des Hasses in der Barmherzigkeit, mit welcher wir Menschen begegnen sollten, die es eventuell nicht besser wissen?!…

Komm nur, ja komm nur, wer immer du bist. Rumi

Ich bin das Volk.

pegida

Noch vor wenigen Wochen hatte ich ein Gespräch mit einer Kommilitonin, ob etwas wie 1933-45 hier noch einmal möglich wäre.
Sie war der felsenfesten Überzeugung, dass das nicht der Fall ist. Denn heute wäre man viel gebildeter und aufgeklärter, viel toleranter. Heute wüsste man, was dabei raus kommen könnte.

Wir hatten dieses Gespräch in einem Seminar, in dem es um Forschungsmethoden ging und redeten davor über ein krankes Experiment, das man durchgeführt hat obwohl jeder die Möglichkeit hatte, es abzubrechen. Die Wenigsten taten das.

Ich sagte zu ihr in etwa: solange es Menschen gibt, die solch‘ kranke Experimente durchführen oder sich nur vorstellen könnten es zu tun, solange halte ich es auch für möglich, dass sowas wie damals, oder so ähnlich wieder passieren kann.
Die Welt wird vielleicht ein etwas schärferes Auge drauf werfen (hatte ich damals gedacht- heute nicht mehr) und das würde den Massenmord evtl. ausschließen, aber anderes, irgendwie anders, ein Mord des Intellekts, des Geistes vielleicht, das wäre möglich!

Sie schüttelte nur den Kopf: „nee, das denke ich nicht!“

Die letzten Tage und heute wieder lese ich, dass riesige Massen von Menschen zusammen kommen, um gegen eine Religionsgruppe/gegen Flüchtlinge und gegen „Fremdheit“ zu „demonstrieren“.

„Wir sind das Volk!“ schreien sie in den Videos die ich mir anschaue, mit einem zugegeben mulmigen Gefühl.

Ja, es ist möglich, denke ich wieder. Und wenn man nicht schon in den Anfangsphasen was dagegen unternimmt (und das wäre übrigens JETZT), dann kann es zu Ausschreitungen kommen, die nicht schön aussehen könnten.

Danach lese ich, dass sich Medien besorgt über diese Menschen äußern. Aber nicht nur über das was sie tun, sondern auch, dass diese Menschen sich nicht wahrgenommen nicht verstanden fühlen würden. Nicht zuletzt die Aussage eines Ministers, der meinte, man müsse die Sorgen/Ängste der Bürger ernst nehmen.

Ich frage mich, ob er meine Sorgen und Ängste als Bürgerin dieses Landes auch wahr- und ernst nimmt?

Und noch einmal kommt mir die Szene in den Sinn: „Wir sind das Volk!“

ICH BIN DAS VOLK.
Ich, mit meinen türkisch/kurdischen Flügeln und meiner Liebe zu dem Land, in dem ich geboren und aufgewachsen bin – Deutschland.
Ich bin das Volk, mit meinem Glauben – dem Islam, der mir Frieden und Gerechtigkeit lehrt.
Ich bin das Volk, mit meinem Tuch auf dem Kopf, das mich nicht weniger oder mehr für etwas qualifiziert.
Ich bin das Volk.
Ich bin ein Teil dieses Volkes, ein Teil dieses Landes. Als Bürgerin, als Studentin, Tochter, Schwester,Steuerzahler, Konsument. Angestellte, …

Ich bin das Volk!

Nicht die 15.000, die das auf den Straßen so laut rum posaunen und noch nicht verstanden haben, dass Hitler nun weg ist.
Und das auch so bleiben sollte – weg aus dem Leben, aus den Gedanken, aus den Herzen der Menschen!

Nachtrag: Auf die Frage, wieso die Menschen so viel Angst haben und wieso sie sich (meiner Meinung nach) so unnötig extrem fürchten – hier vielleicht ein Grund:

wieso_hass_pegidaMan braucht eine Sache nur oft genug wiederholen – irgendwann glauben es die Menschen einfach.