Das geht mir alles zu schnell hier!

Es passiert einfach zu viel, zu schnell passieren Dinge, zu schnell sind die Reaktionen darauf. Meinungen sind in binnen wenigen Sekunden gebildet, und in wenigen Minuten auf facebook als Statement gepostet – wer bekommt die meisten likes?!
Und schneller, als dass sie ernst genommen werden, werden sie wieder vergessen, denn das neue Drama lässt nicht lange auf sich warten.
Und wieder: Meinungen sind in binnen wenigen Sekunden gebildet, in wenigen Minuten gepostet das Statement auf facebook – wer bekommt die meisten likes?!

Ich komme irgendwie nicht mehr mit!

In meinem Kopf kreisen gefühlt 1000 Themen die mich beschäftigen, über die ich gerne schreiben würde, doch ich komme einfach nicht mehr mit.
Es macht mir Angst, wie schnell unsere Welt nun funktioniert und wie sie immer und immer schneller wird, vor allem durch die sozialen Netzwerke.

Wenn etwas passiert brauche ich erst Mal eine Weile um mir darüber eine Meinung zu bilden – ich muss die Dinge erst einmal an mich heran lassen, ankommen lassen, in mich hinein lassen, als dass ich sofort etwas dazu sagen kann, geschweige denn schreiben! Ich kann meine Meinung nicht in binnen wenigen Minuten bilden, durch 2 Bilder die ich gesehen habe und deren Quellen fragwürdig sind – ich muss recherchieren, mir Gedanken darüber machen, die Rahmenbedingungen, die Gesellschaft, die Lage in der jeweiligen Situation berücksichtigen. Ich muss nachdenken bevor ich schreibe!

Und dann, wenn ich dann soweit bin, sehe ich, dass zwischen zeitlich schon 100 andere Dinge geschehen sind die mich beschäftigen, die ich heran lassen muss, über die ich nachdenken muss und eher noch mehr denken will! Auch hier muss ich erst einmal recherchieren, mir Gedanken darüber machen, die Rahmenbedingungen, die Gesellschaft, die Lage in der jeweiligen Situation berücksichtigen. Ich muss nachdenken bevor ich schreibe!

Doch die Menschen haben das alles schon vergessen und sind schon längst wo anders angekommen!

Diese Schnelllebigkeit in der wir leben macht mir Angst.
Alles kommt und geht, hat seine Schwere und Wichtigkeit in einem kurzen Moment, verfliegt und wird vergessen binnen weniger Stunden (oder Tage -wenn es dann was sehr Schlimmes war).
Die Menschen sind besser denn je im Vergessen und im Nicht-beachten wichtiger Dinge, Ereignisse und Geschehnisse.

Gestern weinten noch alle über den toten kleinen syrischen Jungen am Strand. Posteten alle sein Bild mit einer Betroffenheit, so dass man meinen könnte, sie würden ihn und die Thematik an sich nicht mehr so schnell vergessen.
Doch dann war eine Spendenaktion eines deutschen Drogeriemarktes wichtiger als ein syrisches totes Kind. Paar Tage darauf waren es zwei andere Kinder für die wir binnen weniger Sekunden ein Statement abgaben und „boah schau mal wie viel likes ich habe auf mein Statement“ dazu kommentierten, heute sind es die Wahlen.

Kontinuierliche Themen wie Flüchtlinge die an Grenzen erfrieren, Flüchtlinge die von Nazis angegriffen werden, Flüchtlingsheime die brennen sind schon so „normal“ geworden, dass wir darüber gar nicht mehr nachdenken wollen . schließlich ist die Mode der „Deutschland sucht den liebsten und besten Flüchtlingshelfer“ nun zu Ende.

Und was wird wohl morgen passieren? Während ich noch den Tod von so vielen Menschen verkraften muss um meinen Gefühlen und Gedanken eine Feder zu verleihen, während ich noch mit der Dummheit der Gesellschaft klar kommen muss, mit den besorgten Bürgern deren Sorge langsam im Hass und Wut übergeht. Und und und!

Wenn ich bereit bin darüber zu schreiben, weil ich mir genug Gedanken darüber gemacht habe, was werde ich dann für eine neue Thematik vor finden?!

Nichts an all dem Erlebten bleibt, alles vergeht.
Wer hat die meisten likes?!

Wenn Flüchtlinge böse werden liegt es an ihrer Religionszugehörigkeit.

Ich lese immer mehr Artikel darüber, dass man gedenkt Flüchtlinge in unterschiedlichen Heimen unterzubringen. Es gibt ein Kriterium für das Trennen der Menschen: die Religionszugehörigkeit. Christliche und muslimische Flüchtlinge sollen in  getrennten Heimen untergebracht werden. Dies sei aus Sicherheitsgründen so angedacht. 

Es ist fast schon lustig, dass die Krisen in den Flüchtlingsheimen jetzt mit der Religionszugehörigkeit der Geflüchteten begründet wird.

Muslime und Christen trennen heißt die Lösung für Probleme in Heimen, die meiner Meinung nach nur minimal mit der Religion zutun haben, wenn überhaupt! 

Ich frage mich wie es mir in den Heimen gehen würde. Dort sind zum Teil hunderte Menschen eingeengt in (z.T.) heruntergekommenen Gebäudekomplexen – alle auf einem Haufen. Alle haben Krieg, Armut und Verfolgung hinter sich gelassen. Ich glaube da wäre ich auch ein bisschen ausfallender, wenn ich so eine Flucht und so ein Leben hinter mir haben würde.
Und das nicht weil ich Muslima oder Christin bin, sondern weil ich traumatisiert bin, keine Perspektive mehr im Leben sehe, mein ganzes Leben verlassen musste mit wahrscheinlich nur einem Rucksack auf dem Rücken, die Umstände in denen ich nun hier lebe (z.T.) unter aller Würde sind, meine Kinder vielleicht traurig und mutlos sind, vielleicht auch körperlich  krank, denn psychische Schäden tragen alle davon. Und vielleicht, ja vielleicht weil ich Angst habe? Existenzangst? Identitätsangst? Angst!
Das Fremde macht ja bekanntlich immer Angst – das wissen wir Deutschen am Besten.
Krisen immer und immer wieder mit religiösen Unverständlichkeiten zu begründen, wie es die Medien in den letzen Tagen leider wieder tun, ist wie Bomben in Kriegsgebiete liefern. Sind wir Deutschen übrigens auch toll darin.

Statt jedes Problem aus der „Religionen, besonders der Islam sind Quelle allen Übels“ – Brille zu sehen, sollte man schauen was die Politik, die eigentlich für die Flüchtlinge die sie aufnehmen verantwortlich sind, tun können. 

Es liegt an ihnen, den Flüchtlingen Unterkünfte bereit zu stellen, die nicht gleich einer Ratten-Zelle sind. Wie soll bitte Frieden herrschen, wenn eine 5-köpfige Familie in einem Zimmer leben soll? Außerdem müsste man den Erwachsenen, vor allem den Männern etwas zu TUN geben! Sie müssen etwas haben, mit dem sie sich beschäftigen können. Arbeit in welcher Form auch immer mit evtl. einer kleiner Entlohnung, damit sie sich wieder fühlen, als würden sie etwas Gutes für ihre Familie tun. Die Frauen in ihrer Sprache unterstützen und die Kinder auch, das wäre das Nächste. Zudem den Kindern außer den ehrenamtlichen Helfern, die meist noch sehr jung sind professionelle psychologische BetreuerInnen zur Seite stellen, die mit ihnen sinnvolle Zeit verbringen, in dem sie evtl. durch Kunst oder Sport das Trauma, das sie hinter sich gelassen haben verarbeiten können. 

All das wäre mini Lösungsvorschläge, die meiner Meinung nach viel viel mehr bringen würden, als nach Religion zu trennen. Diese Menschen haben nichts mehr. Und so fühlen sie sich auch – wie Nichts. Man muss daran arbeiten, ihnen wieder einen Wert zuzumessen und diese in ihrer Entwicklung im neuen Land zu unterstützen. Man muss ihnen zeigen, dass sie auch hier eine Bedeutung haben und Mensch sind – nicht nur „Flüchtlinge“! 

Ein Lächeln während der Flucht.

da

Herzerwärmend!
Ein Polizist und ein Flüchtlingsmädchen die gemeinsam „wo ist der Ring?“ spielen während einer Pause auf der Flucht.

Es ist so schön auch solche Bilder zu sehen. Die Kinder sind sowieso traumatisiert bis zum Ende und ich frage mich, wie ihre kleinen reinen Seelen das alles nur verkraften können und verkraften werden – auch in Zukunft. Da ist es schön zu sehen, dass sie wenigstens eine schöne Erinnerung an die ganze Zeit haben!

Es ist zwar traurig, dass man so sehr an die Gewaltbilder gewohnt ist, so dass man sich über schöne und menschliche Bilder so sehr freuen (muss) und nicht für selbstverständlich erachtet, dennoch ist es das Teilen wert.

Ich hoffe und bete, dass diese Menschen neben der Hilfe die Heim und körperliche Versorgung beinhaltet auch psychologische Betreuung bekommen.

Quelle: https://www.jyllands-posten.dk/premium/indland/ECE8008631/Det-øjeblik-da-vandring-blev-til-en-decideret-flugt/