Ich löse mich von der Zeit.

Ich löse mich.
Ich löse mich von der Zeit.

Vom Vergangenen, vom Jetzigen und vom Kommenden.

Lasst uns uns von den Ketten der Zeit befreien!

Denn wir unterliegen der Zeit.

Wir eilen jeden Morgen zum Bus, müssen pünktlich Meetings erreichen. Wir müssen unser Studium in der Regelstudienzeit ableisten.

Zeit. Wir dürfen den Tee nicht länger ziehen lassen als auf der Packung steht, weil er dann bitter schmeckt.

Ich löse mich von der Zeit, denn sie versklavt mich an das Diesseits.
Wir sind ihre Sklaven und unterliegen ihr.
Sie raubt Freiheit.

Sie raubt uns die Kunst Fehler zu begehen und unter diesen zu leiden um sie dann wieder zu verbessern.

Die Zeit erlaubt es nicht, dass man seinen Liebeskummer wie es ihm gebührt im Bett weinend zu leben, zu leiden.
Die Zeit erlaubt es nicht, langsam zu laufen und die Luft in Lobpreisung an den Herrn einzuatmen.
Die Zeit erlaubt es nicht unsere Hausarbeiten später abzugeben, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen.

Die Zeit trennt Liebende. Denn es ist „zur falschen Zeit“ geschehen.

Dank der Zeit konnte ich noch nie einen bitteren Tee genießen.
Dank der Zeit durfte ich nicht lieben.
Dank der Zeit durfte ich nie lang genug liegen bleiben, wenn ich fiel.
So bin ich verwundet weiter gelaufen und die Narben, die Narben, ja die haben sich von der Zeit gelöst und heilen nicht.
Dank der Zeit darf ich meinen Kaffee nie genießen. Denn ständig tickt die Uhr an meinem Handgelenk.
Sie tickt – die Zeit versklavt uns.

Und sagt mir: wenn wir uns so sehr nach der Zeit richten, gesellen wir dem Einen dann nicht etwas bei?
Die Zeit?

Ich löse mich von der Zeit.
Denn ich will nie wieder zur falschen Zeit gekommen sein.
Ich will nie wieder, dass zu irgendetwas die falsche Zeit ist.
Die Zeit soll für mich arbeiten – nicht ich für die Zeit.

Ich löse mich von der Zeit. Denn ich möchte meinem Herrn dienen und nicht einer Uhr!

Heidelberg, 02. Mai 2014