Wer lehrt Unterdrückung?

Ich lese einen Blogpost einer von mir  sehr geschätzten Person zum Thema Sexuelle Verfügbarkeit der Frau im Islam. Es geht wie in vielen Posts von muslimischen BloggerInnen darüber, dass sie im Alltag mit irgendetwas negativem konfrontiert werden, das dann auf dem Islam geschoben wird.

Diese Bloggerin hat in ihrem Post einen Satz geschrieben, der mir besonders aufgefallen ist. „Wann wird uns endlich klar, dass Frauenunterdrückung kein Problem des Islam, sondern von Männern ist?“ (Ulusoy 2015)

Das Frauenunterdrückung kein Problem des Islam ist wissen wir ja. Aber ich frage mich: ist Frauenunterdrückung nur ein Problem des Mannes?

Meiner Meinung nach sind es vielerlei Aspekte, die die Frau “unterdrücken” in ihrem Sein, Denken, Fühlen und Leben, doch es sind nicht -nur- die Männer. Aber auch. Aber nicht nur.

Ich erinnere mich daran, wie ich eine Situation in der Familie beobachtete, als  die Mutter ihre  Tochter aufforderte ihrem Bruder Tee zu bringen. Der Bruder saß direkt neben ihr. Ich für meinen Teil hätte wahrscheinlich ein „Tzz“ ausgelassen und gesagt, dass er es sich selbst holen soll, da er einfach nur da sitzt und nicht gerade dabei ist die Welt zu  retten. Doch sie stand auf, ging in die Küche und holte ihm seinen Tee. Mir ist klar, dass das primär nichts mit Unterdrückung zu tun hat und dass das auch einfach nur eine nette Geste sein kann, aber dennoch.

Die “Unterdrückung” der Frau wird also zum Teil auch in Familien die den kulturellen Aspekt ihrer Herkunft stärker ausleben “gelehrt”. Die Mädchen werden dazu erzogen die Männer zu bedienen und die Männer werden dazu erzogen sich bedienen zu lassen. Die Eltern sind es doch primär, die ihre Töchter zur „Unterdrückung“ erziehen und ihre Söhne zu „Unterdrückenden“. Die Eltern sind die erste Instanz von  der ein Kind Wert und Normen vermittelt bekommt. In der Entwicklungspsychologie/Pädagogik gibt es etwas, das sich „Modelllernen“ nennt. Das heißt, dass das Kind am Modell seiner Bezugspersonen lernt. An den Taten dieser. Wenn also die Frau ständig dabei ist Runden um ihren Mann zu laufen und der Mann das zulässt, und diese Personen  Modelle für weitere Generationen sind – wer unterdrückt dann wen wieso und wer lässt sich von wem wieso unterdrücken?

Das ist eine große Tatsache, die man oft übersieht. Man muss sich Fragen: zu was erziehen die Eltern (nicht nur die Mütter!) ihre Söhne und ihre Töchter? Was für ein Bild der Frau und des Mannes geben sie in ihrer Erziehung und Bildung weiter? Das sind Fragen, die da mit spielen.

So muss meiner Meinung nach nicht nur an dem Männern gearbeitet werden sondern das Übel fängt wo ganz anders an. Und dort muss meiner Meinung nach angepackt werden.

Kein Elternteil sollte seinen Sohn zur Unselbstständigkeit erziehen und die Tochter zu einer programmierten Bedienung. Kinder sollten zu mündigen Personen herangezogen werden. Nur so kann unsere Gesellschaft gesund sein.