Am 8. und 9. Mai 2015 durfte ich an der Tagung „Junge Muslime im Web 2.0“ in Stuttgart-Hohenheim teilnehmen. Die Tagung wurde organisiert von der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der DITIB Jugend Baden-Württemberg, der IGMG Jugend und der Muslimischen Jugend in Deutschland e.V.. Zudem wurde sie seitens der Robert-Bosch-Stiftung unterstützt.
„Man muss jung sein, um große Dinge zu tun.“ –Johann Wolfgang von Goethe
Die Zusammensetzung der Organisatoren der Tagung war eine Besonderheit. Die Akademie, welche die Potentiale der jungen Muslime nicht nur sieht, sondern sie auch unterstützt und fördert, und drei große muslimische (Jugend-)Verbände planten und führten die Tagung gemeinsam durch.
Der Titel der Tagung war „Junge Muslime im Web 2.0“ und behandelte im Allgemeinen Fragen wie: Wie nutzen muslimische Jugendliche das Internet? Ist das Internet für muslimische Jugendliche eine ausschlaggebende Informationsquelle bei Glaubensfragen? Welche Gefahren verbirgt es und kann man diesen vorbeugen? Darüber hinaus aber auch, welche Möglichkeiten das Internet für muslimische Jugendliche bietet und wie man die Potentiale auf verschiedenen Plattformen im Internet nutzen und entfalten kann.
Zu Beginn fand eine Einführung in das Thema statt. Weiter ging es in drei verschiedenen Arbeitsgruppen, in welchen die Jugendlichen selbst Themen aufbereiteten und später im Plenum vorstellten. Dabei war es sehr interessant, dass in allen Arbeitsgruppen auf bestimmte Namen und Persönlichkeiten, die im Internet sehr präsent sind und eine etwas „radikale“ Sicht vertreten, ein Schwerpunkt gesetzt wurde.
Lange wurde darüber diskutiert, wieso „radikale“ Persönlichkeiten soviel Zulauf von Jugendlichen bekommen und wie man als Verband und auch als Individuum dagegen handeln kann.
Am nächsten Tag ging es um Jihad-Propaganda im Internet, den Auftritt der muslimischen Verbände im Web und um muslimische BloggerInnen in Deutschland.
Das Letztere fand im Form eines Podiums statt, an dem ich mit Emran Feroz und Hakan Turan diskutieren durfte. Wir tauschten uns über sowohl positiven, als auch negativen Erfahrungen aus, sprachen über die Inhalte unserer Blogs und über unsere Motivation, diese zu schreiben und diskutierten über die Möglichkeiten, die BloggerInnen durch diese Plattforme haben. Auch Lob und Kritik der Leserschaft waren dabei wichtige Punkte des Gesprächs.
Die Tagung wurde später vom Tagungsleiter Dr. Hussein Hamdan zusammengefasst und verabschiedet.
Zu erkennen und allgegenwärtig waren bestimmte Personen und Gruppierungen, welche im Internet sehr präsent sind und für Jugendliche attraktiv erscheinen, aber leider eine „radikale“, zum Teil sogar „gefährliche“ Meinung repräsentieren.
Ein gemeinsamer Konsens war, dass das Internet eines der primären Informationsquellen für Jugendliche geworden ist, und dies dementsprechend wahrgenommen und genutzt werden muss. Gerade im Anbetracht der Tatsache, dass sich nicht unbedingt die „richtigen“, sondern mehrheitlich die „falschen“ Menschen eine Stimme durch das Internet verschaffen.
Es muss den Jugendlichen zur Erkenntnis gebracht werden, dass das Internet eine Plattform ist, die ihnen die Möglichkeit gibt ihre eigene Meinung, unabhängig der von anderen, kundzutun und sich so auf einer breitflächigen Basis auszutauschen. Eine Kommunikation auf Augenhöhe, von Jugendlichen für Jugendlichen, halte ich dabei als eine große und vor allem eine besondere Chance, welche den Generationen vor uns enthalten blieb.
Ein Beispiel, wie eine solche Kommunikation aussehen kann, waren die jungen Freunde der Plattform „TRIIIALOG“, die an der Tagung teilgenommen haben. Diese haben diese Chance nicht nur erkannt, sondern auch ergriffen und nutzen diese aktiv. Dies sollte ein Vorbild für andere talentierte und vor allem engagierte Jugendliche sein, sich ihrer eigenen Stimme zu ermächtigen und für sich selbst zu sprechen. So kann die Vormachtstellung der „falschen Personen“ im Internet bekämpft, und eine Alternative zu ihrer „radikalen“ Meinung geboten werden.
Ich danke den Organisatoren, der Muslimische Jugend in Deutschland e.V., der DITIB Jugend und der IGMG Jugend für die tolle und bereichernde Tagung.
Besonderen Dank gilt der Akademie des Diözese Rottenburg-Stuttgart für ihre Motivation, ihren Mut und ihr Vertrauen in die Jugendlichen und die Verbände und auch der Robert-Bosch-Stiftung für ihre Unterstützung.
Ich freue mich auf weitere Tagungen, in denen die Jugendlichen selbst bestimmen können, worüber sie mit wem reden möchten!
Foto: TRIIIALOG