Begegnung mit einem Asylanten.

Ich laufe zur Bahn.
Er spricht mich an: „Salamu alaikum!“. Weiter irgendwas auf arabisch.
Ich: Alaikum salam. Sorry, Ich spreche kein arabisch.
„Ah okay!, Tram no. 5 – where?“
Ich sage ihm, dass er mir hinterher laufen soll und laufe durch den Bahnhof Richtung Tram 5.
Nach dem er mein Kopftuch gelobt hat mit: „Valla, mashaAllah valla valla!“, was ich extrem komisch fand, fragt er, ob es hier viele Muslime gebe.
„Ja klar“, sage ich. „Viele!“
Er freut sich!
„Und Palästinenser? – ich bin Palästinenser.“, sagt er.
„Ja, Palästinenser, Iraker, Marokkaner.. und Syrer“, zähle ich auf.
Er: „Oh, Suri?! Suris are shit! Sie bekommen viel leichter Asyl als wir obwohl sie shit sind!“

Ich: „Gerade aus, siehst du Gleis 2? da kommt Tram 5“, und gehe weg mit folgendem Gedanken:

Kein Wunder, wie die Lage von uns Muslimen ist, wenn wir unsere Geschwister, die das gleiche Leid haben wie wir, als „shit“ bezeichnet, nur weil sie leichter Asyl bekommen und man sie eben Shit findet.

Und dann fällt mir wieder der Vers ein, den ich so oft im Kopf habe:
„Wahrlich, wir werden die Lage eines Volkes nicht ändern, ehe sie nicht das ändern, was in ihren Herzen ist.“ (aus Sure 13)

Wenn Menschen leiden – sterben.

Sag mir, wie kann ich mich glücklich und sorglos nennen, wenn Menschen, die mit mir die gleichen Werte, die gleichen Ziele und die gleiche Liebe zum Herrn teilen leiden und sterben.
An Bomben, Drohnen, Waffen – an dem Schweigen der anderen Menschen, welche was ändern könnten.

Sag mir, wie kann ich nicht weinen, nicht die Nächte auf bleiben und das Brennen in meiner Brust versuchen mit den Worten Gottes zu mildern, wenn es Menschen gibt, deren Augen eine Geschichte voll Ungerechtigkeit erzählen.

Sag mir, wie kann ich vernünftig sein, mein Herz, meine Seele, meine Gedanken zügeln, und diese vor Wut rein halten, wenn andere Menschen gutes dabei empfinden, Kinder, Frauen, Alte… Menschen zu töten?

Sag mir, wie können wir uns Sorgen darüber machen, welchen Film wir sehen, wo wir das Spiel schauen und ob dafür Süßigkeiten im Schrank sind,
wenn sie leiden.
Wenn Kinder leiden. Wenn Menschenrechte mit Füßen getreten werden, und die Machthaber der Ungerechtigkeiten in Schutz genommen werden.

Sag mir, wie kann ich still bleiben, wenn Weltmächte dabei zu sehen, wie ein Panzer gegen eine Steinschleuder antritt?

Sag mir, wie kann ich ruhig schlafen, wenn ein Kind mit einem Stein Terrorist genannt wird.

Sag mir, mit was soll ich meine Tränen weg wischen, mein Leid mindern, meine Wut in Zaun halten?

Sag mir, oh du Mensch – handelst du deiner Menschlichkeit entsprechend?

Der Wunsch nach Frieden und Gerechtigkeit, welchen ich seit Kindheit in mir trage.
Wohl zu viel verlangt in einer Welt, in der der Tote Mensch mehr Wert ist als der arme, kritische Lebende.

Oh Herr der Welten, oh du Gerechter, der Barmherzige, der Zornige.
Alles Lob gebührt nur Dir. Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir um Hilfe.

So höre unsere Gebete, so höre ihre Gebete und lass dem Leid ein Ende kommen.

Oh Herr, meine Augen geschwollen aus den Nächten die ich weine, weil die Ungerechtigkeit so unerträglich. Doch sie können nicht einmal mehr weinen.

Oh Herr, oh mein Herr, Ya Allah, der Eine, der Ewige, der ohne Anfang und ohne Ende.

Sprich: SEI! Und es soll geschehen.

Ya Allah, mildere die Leiden unserer Geschwister.
Ya Allah, nehme ihnen ihre Last.
Ya Allah, lass ihren Tod einen einfachen, schmerzfreien Tod sein.
Ya Allah, lass sie eingehen in dein Paradies zu deinem Habib‘ nebeneinander, denn niemand hat es mehr verdient.

Ya Allah, schenke uns Einsicht und einen klaren Blick.
Ya Allah, schenke uns Geduld und Ehrgeiz.

Ya Allah, schenke uns Veränderung und Frieden.
Denn Du bist Der Frieden Gebende, Der Frieden Liebende.