Morgen ist das Opferfest.
Ich mag Feste. Ich liebe es Tage zuvor Einkäufe zu machen, mir was nettes zum Anziehen zu holen, meinen Geschwistern Geschenke zu kaufen und diese mit Liebe zu verpacken.
Dann liebe ich es, morgens aufzuwachen, mich fertig zu machen und auf meinen Vater zu warten, der mit meinen Brüdern früh zum Festgebet gefahren ist. Meinen Vater hört man schon von Weitem wenn er kommt: „Allahu akbar Allahu akbar, La ilaha Illallahu Allahu akbar. Allahu akbar wa lillahil hamd“ (Allah ist größer (erhabener), Allah ist größer, Allah ist größer, niemand ist der Anbetung würdig außer Allah, Allah ist größer, Allah ist größer und Ihm gebührt das Lob)
Dann beginnt der ganze Spaß: wir begrüßen unsere Eltern, küssen ihre Hände und legen sie auf die Stirn. Essen mit der kompletten Großfamilie und: yey! Wir beschenken und werden beschenkt! Alhamdulillah.
Dieses Jahr dachte ich nicht nur an meine Familie und Freunde wenn es um Geschenke ging, ich dachte nicht nur an mein Fest, an meine Feier und an meine Kleidung. Ich dachte vielmehr an meine Geschwister, die aus ihrem Land flüchten mussten, weil dort kein Frieden herrscht und nun zum Teil hier, in schlimmen Situationen und in Armut leben. Ich denke an „die Flüchtlinge“.
Es haben sich viele Vereine in ganz Deutschland zusammen getan um den Flüchtlingen, vor allem aber den FlüchtlingsKINDERN ein bisschen Freude und Festfeeling, auch hier in Deutschland, zu bescheren. Auch ein Verein in dem ich aktiv bin hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kinder zu Eid zu beschenken. Wir werden Spenden sammeln, Einkaufen, Geschenke verpacken und diese an eine Menge Kinder verschenken. Seien sie Muslime oder nicht.
Wichtig ist mir aber, und das auch aus pädagogischer Sicht, dass die Kinder sehen, dass auch hier, in einem noch ihnen fremden Land ihr Fest gefeiert und zelebriert wird. Es ist wichtig, damit sie sich wohl und willkommen fühlen, eine Verbindung durch Parallelen herstellen können.
Umso trauriger hat es mich gemacht als ich erfuhr, dass einigen meiner aktiven Freunde das Beschenken der Kinder zum Fest von seitens der Heime nicht gestattet wurde, da dies „zu religiös“ sei. Diese Freunde sind seit Beginn der „Flüchtlingswelle“ in ihrer Stadt und darüber hinaus aktiv und versuchen die Heime, die Institutionen und die Familien auf ehrenamtlicher Basis so gut es geht zu unterstützen. Sie sammeln spenden, organisieren Kinderfeste und helfen wo es nur geht tatkräftig mit. Wenn sie aber Kindern, die weit weg von ihrer Heimat sind, etwas Gutes in Form von Festgeschenken machen wollen, dann wird ihnen das mit einer -meiner Meinung nach- absolut inakzeptablen Argumentation nicht gestattet.
Ich frage mich, was es viel religiöses in Kindern hervor rufen soll, wenn sie beschenkt werden. Das Wissen darüber, dass an dem Tag ein islamisches Fest ist haben sie so oder so. Was ist so schlimm an Geschenken?
Ich bin glücklich darüber, dass viele Heime in vielen Städten nichts dagegen haben. Ich selbst habe bisher nur gute Erfahrung gemacht. Die Erfahrung, dass man keine religiösen Dinge verschenken soll, egal in welche Richtung, die machen die meisten, aber dass das Schenken zu religiösen Festen als „zu religiös“ angesehen wird – das kann nicht nicht einmal mit einem tolerierenden Auge betrachten und finde es einfach nur traurig.
Ich hoffe und bete, dass diese Kinder dennoch Schönes an diesem Tag erleben, an ihrem Fest, dass sie auch in ihrer Heimat gefeiert hatten, als dort noch Frieden herrschte. Ich bete auch, dass der Frieden bald wieder einkehrt und die Menschen die noch dort sind bald wieder sorglos leben und feiern können.
Oh Herr, mit dem Opferfest hast du uns gelehrt, dass man bereit sein muss für Dich seine Liebsten zu opfern. Aber du hast uns auch gelehrt, dass du uns so sehr liebst, so dass du uns niemals von unseren Liebsten trennen wollen würdest. Oh Herr, Du bist der Gerechte, Du bist das Licht. Lass Gerechtigkeit walten und schenke unseren Mitmenschen dein Licht und deinen Frieden. Amen!
Gesegnetes Opferfest!