Ein Fest an dem Geschenke zu religiös sind – Eid mubarak!

Morgen ist das Opferfest. 

Ich mag Feste. Ich liebe es Tage zuvor Einkäufe zu machen, mir was nettes zum Anziehen zu holen, meinen Geschwistern Geschenke zu kaufen und diese mit Liebe zu verpacken. 

Dann liebe ich es, morgens aufzuwachen, mich fertig zu machen und auf meinen Vater zu warten, der mit meinen Brüdern früh zum Festgebet gefahren ist. Meinen Vater hört man schon von Weitem wenn er kommt: „Allahu akbar Allahu akbar, La ilaha Illallahu Allahu akbar. Allahu akbar wa lillahil hamd“ (Allah ist größer (erhabener), Allah ist größer, Allah ist größer, niemand ist der Anbetung würdig außer Allah, Allah ist größer, Allah ist größer und Ihm gebührt das Lob)

Dann beginnt der ganze Spaß: wir begrüßen unsere Eltern, küssen ihre Hände und legen sie auf die Stirn. Essen mit der kompletten Großfamilie und: yey! Wir beschenken und werden beschenkt! Alhamdulillah. 

Dieses Jahr dachte ich nicht nur an meine Familie und Freunde wenn es um Geschenke ging, ich dachte nicht nur an mein Fest, an meine Feier und an meine Kleidung. Ich dachte vielmehr an meine Geschwister, die aus ihrem Land flüchten mussten, weil dort kein Frieden herrscht und nun zum Teil hier, in schlimmen Situationen und in Armut leben. Ich denke  an „die Flüchtlinge“. 

Es haben sich viele Vereine in ganz Deutschland zusammen getan um den Flüchtlingen, vor allem aber den FlüchtlingsKINDERN ein bisschen Freude und Festfeeling, auch hier in Deutschland, zu bescheren. Auch ein Verein in dem ich aktiv bin hat es sich zur Aufgabe gemacht die Kinder zu Eid zu beschenken. Wir werden Spenden sammeln, Einkaufen, Geschenke verpacken und diese an eine Menge Kinder verschenken. Seien sie Muslime oder nicht.

Wichtig ist mir aber, und das auch aus pädagogischer Sicht, dass die Kinder sehen, dass auch hier, in einem noch ihnen fremden Land ihr Fest gefeiert und zelebriert wird. Es ist wichtig, damit sie sich wohl und willkommen fühlen, eine Verbindung durch Parallelen herstellen können. 

Umso trauriger hat es mich gemacht als ich erfuhr, dass einigen meiner aktiven Freunde das Beschenken der Kinder zum Fest von seitens der Heime nicht gestattet wurde, da dies „zu religiös“ sei. Diese Freunde sind seit Beginn der „Flüchtlingswelle“ in ihrer Stadt und darüber hinaus aktiv und versuchen die Heime, die Institutionen und die Familien auf ehrenamtlicher Basis so gut es geht zu unterstützen. Sie sammeln spenden, organisieren Kinderfeste und helfen wo es nur geht tatkräftig mit. Wenn sie aber Kindern, die weit weg von ihrer Heimat sind, etwas Gutes in Form von Festgeschenken machen wollen, dann wird ihnen das mit einer -meiner Meinung nach- absolut inakzeptablen Argumentation nicht gestattet. 

Ich frage mich, was es viel religiöses in Kindern hervor rufen soll, wenn sie beschenkt werden. Das Wissen darüber, dass an dem Tag ein islamisches Fest ist haben sie so oder so. Was ist so schlimm an Geschenken? 

Ich bin glücklich darüber, dass viele Heime in vielen Städten nichts dagegen haben. Ich selbst habe bisher nur gute Erfahrung gemacht. Die Erfahrung, dass man keine religiösen Dinge verschenken soll, egal in welche Richtung, die machen die meisten, aber dass das Schenken zu religiösen Festen als  „zu religiös“ angesehen wird – das kann nicht nicht einmal mit einem tolerierenden Auge betrachten und finde es einfach nur traurig. 

Ich hoffe und bete, dass diese Kinder dennoch Schönes an diesem Tag erleben, an ihrem Fest, dass sie auch in ihrer Heimat gefeiert hatten, als dort noch Frieden herrschte. Ich bete auch, dass der Frieden bald wieder einkehrt und die Menschen die noch dort sind bald wieder sorglos leben und feiern können. 

Oh Herr, mit dem Opferfest hast du uns gelehrt, dass man bereit sein muss für Dich seine Liebsten zu opfern. Aber du hast uns auch gelehrt, dass du uns so sehr liebst, so dass du uns niemals von unseren Liebsten trennen wollen würdest. Oh Herr, Du bist der Gerechte, Du bist das Licht. Lass Gerechtigkeit walten und schenke unseren Mitmenschen dein Licht und deinen Frieden. Amen!

Gesegnetes Opferfest! 

Das Mädchen hinter den Texten: Esim von Goethe zu Gast bei TRIIIALOG.

Liebe Mitmenschen! 

Vor einiger Zeit habe ich die netten Herren von TRIIIALOG kennenlernen dürfen. TRIALOG ist eine Plattform für und über interreligiösen Dialog – schaut doch mal bei ihnen vorbei!

Ich habe die Freude gehabt, mich nett mit Flo, Florian und Winni zu unterhalten, zu essen, ein Käffchen haben wir natürlich auch getrunken und zu guter Letzt kam die Idee auf: wieso nicht ein Interview mit mir über meinen Blog führen? In dem Interview lernt ihr mich ein wenig besser kennen und die Idee, mich auch mehr in Videos zu zeigen herrscht schon seit langem. Eure Meinung dazu würde mich sehr interessieren – Gute Idee? Ne, lass es lieber? 

Naja lange Rede kurzer Sinn: vielen lieben Dank ihr Drei für das coole Interview und die Tagung auf der dieses entstanden ist. War sehr sehr cool, uuuund tadaa hier ist es: 

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Social Media vs. Realität.

Ich kenne sie seit längerer Zeit und weiß mehr oder minder was für ein Leben sie führt. Letztens sind wir uns noch begegnet und waren darauf hin einen Kaffee trinken. Sie war nicht sehr glücklich. Es gab Probleme in der Universität, mit ihrer Familie aber vor allem mit ihrem Partner. Sie habe das Gefühl, dass die Beziehung den Bach runter ginge und beide Seiten einfach nur noch unglücklich seien. Wir redeten lange, und umso mehr ich mit Menschen rede, desto klarer wird mir, dass jeder Mensch seine Probleme hat und zum Teil leidet, wenn nicht sogar unglücklich ist.

Am Abend komme ich Zuhause an und chille gemütlich mit Tee und Laptop auf dem Bett. In facebook sehe ich dann ein Bild. Neu von ihr hochgeladen. Mit ihrem Partner. Breit grinsen sie und sie schreibt etwa was wie „du bist das Beste und nur mit dir bin ich glücklich“ oder so ähnlich. Das Bild hat natürlich viele Likes und auch viele Kommentare sind unter dem Foto welche die Begeisterung über die so schöne Beziehung und das so glückliche Paar bekunden sollen.

Parallelwelten!

Die Welt die wir in der Realität leben steht in keinster Weise mehr auf einer Ebene mit der, die wir in sozialen Netzwerken vorgeben sie zu leben. Man postet ein Foto auf facebook mit seinem Partner und schreibt bis in die Ewigkeit liebende Worte darüber, während man am Mittag der Freundin noch erzählt hat, dass man sich wahrscheinlich bald trennen würde. Man postet die schönsten Fotos vom Urlaub, welche den Neid in den Menschen hervorbringt, aber schreibt eben nicht dazu, dass der Arzt eine Reise empfohlen hat, weil der psychische Zustand nicht mehr so toll aussieht. Das schönsten Essensbilder postet man, schreibt aber nicht dazu, dass man die Wand anglotzt, während man das Essen isst und die Einsamkeit einen fertig macht.

Es bergen sich viele Gefahren für einen Selbst in diesem Phänomen, doch auch für andere, die diese Bilder ansehen.

Man selbst schafft sich eine Welt, wie sie einem gefällt und wie man sie gerne hätte. Das Problem daran – man hat sie nicht! Die Anderen schauen diese Bilder an, vergleichen das was sie sehen, nicht das Reale, mit ihrem eigenen Leben und werden eventuell immer unzufriedener mit ihrem eigenen Leben.

Das glückliche Paarfoto führt dazu, dass man von seinem eigenen Partner oder der Partnerin noch mehr und mehr und mehr erwartet in der Beziehung. Denn: „andere sind so glücklich, und wir führen nur eine „normale“ Beziehung“. Man wir unzufriedener mit seinem Leben und alles und jedem, was darin ist.
„XY hat Bilder von ihrem neu gebauten Heim gepostet und wir leben seit Jahren in dieser 2 Zimmer Wohnung, weil wir kein Geld haben. Ich habe nix!“ Niemand bedenkt, dass XY jetzt Schulden bis zum Tod hat. Das würde XY auch so niemals posten, wie die Bilder des neuen Hauses, oder des Autos, oder des Urlaubs, oder…

Jeder Mensch sollte sich reflektieren. Bei jedem Post den er in der Öffentlichkeit macht. Bei jeder Lüge die man über sein Leben postet, sollte man sich überlegen, was man damit erreichen möchte und was man im Ergebnis wirklich erreicht! Kein Mensch würde nach einem Streit posten, wie scheiße er/sie seinen PartnerIn findet. Doch jeder postet es, wenn er/sie nett für einen gekocht hat.
Das Glück mit anderen teilen und etwas Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen – das ist normal, und normal ist ok. Doch wenn es den Rahmen sprengt, dann ist das für einen Selbst und auch für die Anderen nicht mehr gut.

Nein, das ist kein Schweinefleisch.

„Nein, das ist kein Schweinefleisch.“, antwortet die Pädagogin auf die Frage eines Mädchens welche sie betreut, ob die Würstchen aus Schwein wären. Nach dieser Antwort greift sich das Mädchen 2 Stück und vertilgt diese herzhaft. Wahrscheinlich merkt sie nicht einmal den Geschmacksunterschied. Ich weiß nicht, ob ich ihn raus schmecken würde. Die Pädagogin schnippelt weiter am Salat als sei nichts und verteilt diesen an die Kinder. Sie weiß, dass die kleine Canan eine Muslima ist.

Von weitem beobachte ich die Situation und nehme mir vor, sie später darauf anzusprechen.

In der Einrichtung zurück, lege ich meine Jacke ab wobei meine Kolleginnen schon am Tisch sitzen und ihren Feierabend-Kaffee genießen. Während dessen überlege ich, wie ich das Thema wohl am besten anspreche und möglichst emotionslos und rational erkläre, dass das absolut daneben und nicht pädagogisch vertretbar war, was sie dort abgezogen hat. Als ich am Tisch ankomme brauche ich nicht weiter zu überlegen – sie sind schon mitten im Thema.

„Ach, die Kinder“, erklärt sie gerade, „die wissen doch gar nicht was der Sinn der ganzen Sache ist, und ich versteh es auch nicht. Fleisch ist Fleisch. Was passiert denn, wenn sie Schwein ist, nichts! Sie hat es ja nicht einmal gemerkt, also werden die Eltern auch nichts davon erfahren und gut ist.“ Die andere Kollegin nickt zustimmen, und ich habe mich mit meinem Kaffee schon dazu gesetzt. Als offensichtliche Muslima werde ich angesprochen, bevor ich überhaupt ansetzen kann: „Oder Esim? Ich meine, was passiert denn jetzt wenn sie das gegessen hat?“

Ich finde diese Art von Ignoranz erschreckend! Als Pädagogin, deren die Kinder von ihren Eltern anvertraut so unsinnig mit ihren Werten umzugehen, das ist absolut daneben. Es kann sein, dass man die Regelungen, an welche sich einige Menschen halten nicht nachvollziehen oder verstehen kann. Gibt das einem aber das Recht dazu so falsch und den Eltern gegenüber hinterlistig mit diesen umzugehen?

Als mir so eine Situation mit Gummibärchen welche Gelatine beinhalteten das erste Mal passierte, dachte ich das sei ein Einzelfall gewesen doch erlebte es noch öfter. Oft höre ich auch im Austausch mit anderen KollegInnen, dass diese ähnliche Erfahrungen machen. , PädagogInnen gehen also zum Teil und nicht selten nachlässig mit religiösen Geboten, welche die Eltern von Anfang an klar stellten um. „Soll das Kind halt diese Gummibärchen essen, passiert ja nichts!“ oder „Es merkt gar nicht den Unterschied zwischen Schwein und Rind, also!“ Das sind „Argumente“ die angebracht werden.

Die Betreuung der Kinder welches das physische mit einschließt sind 1/3 der Hauptaufgaben von PädagogInnen. Diese ist meiner Meinung nach nicht erfüllt, wenn die PädagogIn nachlässig mit Regelung seitens des Elternhauses umgeht, die absolut leicht umzusetzen sind. In einer Einrichtung in der ich arbeitete war ein kleines nicht-muslimisches Mädchen, die Veggie ernährt werden sollte. Dies konnte man auch einhalten.

Schlimm aber ist, dass das von Respektlosigkeit gegenüber den Werten und Ignoranz gegenüber der Familie selbst zeugt. Nach mehr als 50 Jahren, dass muslimische Familien in diesem Land leben und ein Teil dieses geworden sind auf solche Situationen zu stoßen ist ein echtes Armutszeugnis der jeweiligen Personen.
Ich frage mich, wie man unter solchen Umständen ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen soll welches wichtig für die kindliche Entwicklung ist?!

„Alles, was Ihr für Euch von den Menschen erwartet, das tut Ihnen auch.“
Matthäus 7,12

Ein Lächeln während der Flucht.

da

Herzerwärmend!
Ein Polizist und ein Flüchtlingsmädchen die gemeinsam „wo ist der Ring?“ spielen während einer Pause auf der Flucht.

Es ist so schön auch solche Bilder zu sehen. Die Kinder sind sowieso traumatisiert bis zum Ende und ich frage mich, wie ihre kleinen reinen Seelen das alles nur verkraften können und verkraften werden – auch in Zukunft. Da ist es schön zu sehen, dass sie wenigstens eine schöne Erinnerung an die ganze Zeit haben!

Es ist zwar traurig, dass man so sehr an die Gewaltbilder gewohnt ist, so dass man sich über schöne und menschliche Bilder so sehr freuen (muss) und nicht für selbstverständlich erachtet, dennoch ist es das Teilen wert.

Ich hoffe und bete, dass diese Menschen neben der Hilfe die Heim und körperliche Versorgung beinhaltet auch psychologische Betreuung bekommen.

Quelle: https://www.jyllands-posten.dk/premium/indland/ECE8008631/Det-øjeblik-da-vandring-blev-til-en-decideret-flugt/

Wieso eigentlich der ganze Stoff?

Viele fragen sich, wieso muslimische Frauen ein Kopftuch tragen. Ich habe auf meiner Facebook-Seite nach gefragt und den jungen Mädchen versucht eine Stimme zu verleihen! Viele erklären ihre Motivation zum Tragen des Kopftuchs, viele aber, darunter auch ich, verstehen nicht, wieso sie sich (noch immer) erklären müssen.
Meine Meinung, als eine die es seit 13 Jahren trägt: ich trage es eben. Wieso? Das sei mir selbst überlassen. Niemand fragt danach, wieso man eine Hose trägt oder eine Bluse. Das Kopftuch sollte endlich auch als ganz normales Kleidungsstück von einigen Mitbürgerinnen anerkannt werden. Die ständige Erwartung anderer, Erklärungen abzugeben über eine Sache, die normal ist und auch sein sollte baut keine Brücken sondern schafft eine Befremdlichkeit untereinander. Das schadet dem „Wir“ welches vorhanden sein sollte und wofür sich viele Muslime und Nicht-Muslime aktiv einsetzen.

Nach diesem kleinen Vorwort möchte ich euch die Antworten meiner LeserInnen präsentieren. Viel Spaß!

Shiwa, 20 Jahre – seit 2 Jahren Kopftuchträgerin:
„An aller erster Stelle: Es ist Pflicht und Allah hat es uns auferlegt. As easy as that! Alles andere sind, wie eine gute Freundin    mal gesagt hat, positive Nebeneffekte.“

Emine, 25 Jahre – seit ca. 6 Jahren.
„Why not?
Es ist so persönlich, so tief spirituell, dass die Frage danach befremdlich ist.Mit meinem Kopftuch nehme ich mir ein Recht, das vielen anderen Menschen in diesem Land auch zusteht :Unhinterfragt sie selbst sein zu dürfen . Das warum empfinde ich deshalb immer als die falsche Frage, die es für mich zu entmaskieren gilt.“

Ouassima, 21 Jahre
„Weil ich’s kann.“

Beyza, 23 Jahre – seit 9 Jahren
„Religiöse Pflicht (Punkt). Ansonsten erkläre ich niemanden was. Seit 9 Jahren bin ich ein laufendens aufklärungs/informationszentrum für den Islam – es reicht.“

Kübra, 16 Jahre – seit
„Ich trage ein Kopftuch weil ich mich dazu bereit fühle eine große Verantwortung zu tragen: Ich repräsentiere eine Weltreligion mit meinem Benehmen in der Öffentlichkeit. Zudem bin ich frei, weil ich mich nicht gezwungen fühle, mich irgendeinem Standart, den die Gesellschaft festgelegt hat und der mir nicht gefällt, anzupassen. Sobald ich aus dem Haus gehe fordere ich die Menschen dazu auf mich nach meiner Persönlichkeit zu bewerten und nicht nach meiner Weiblichkeit.“

Stefan, 32 Jahre zu diesem Thema
„Eine Gesellschaft, die sich um einen Quadratmeter Stoff zugrunde diskutiert, kann ich nicht Ernst nehmen…“

Naomi, 22 Jahre – mit 16 konvertiert, mit 18 Koptuch
„Religiöse Pflicht. Klares Zeichen gegen die Degradierung „der Frau“ als (Sex-) Objekt…(ich bestimme wer was sieht, meine Schönheit gehört mir und ist nicht für jede/n bestimmt).Mehr Respekt der einem entgegengebracht wird, weniger Beurteilung nach dem Äußeren (Figur etc), ich werde mehr nach meinem Charakter und Verhalten beurteilt. Ich bestimme wer mich wie sieht, wer das Privileg hat mich unbedeckt zu sehen. Es ist wie ein Signal, ich setze ein Zeichen und wahre einen wichtigen, intimen Teil meiner Privatsphäre. Es fällt leichter Grenzen bzw Distanzen zu ziehen..erkennbar als Muslima. (Nachdem ich konvertiert bin habe ich nicht sofort getragen und bin dadurch ab und an in Gespräche geraten, in denen anti – muslimische Sprüche etc fielen.. so überlegen sich die Leute das 2 Mal bzw. erkennen mich als praktizierende Muslima.“

Gül, 22 Jahre – seit ca. 13 Jahren
„Ich muss echt sagen ich bin es leid, erklären zu müssen warum, wieso und weshalb ☺
An erster Stelle kommt einfach: es ist ein vorgeschriebenes Gebot.
Wenn man glaubt und praktizieren möchte, dann folgt man dem.
(Noch einfacher geht es, wenn man damit aufwächst) Anschließend stellt man abgesehen von der religiösen Ebene fest, dass es die Persönlichkeit stützt und zum Charakter gehört. Die persönliche Motivation kann aber bekanntlich von Mensch zu Mensch variieren, führt dann im Alter zu dem Entschluss es zu tun oder eben nicht zu tun.“

Esma – schon sehr lange ☺
„Es liegt im Auge des Betrachters; manche sagen: ich bin schön, deshalb zeig ich mehr, andere sagen: ich bin schön, deshalb zeig ich weniger! Gehörr zu den Zweiten seit Jahrzehnten! Bleibt erstma auch so.“

Yasmin, 20 Jahre – seit ca. 10 Jahren
„Ich trage es aus freier Überzeugung. Das Kopftuch ist für mich ein religiöses Gebot, das ich befolgen möchte. Natürlich spielen auch rationale Gründe eine Rolle (Ich möchte mir die Freiheit nehmen und selbst entscheiden, wer mich wie sieht; ich möchte, dass man mich nicht aufgrund von Oberflächlichkeiten, sondern aufgrund meiner Persönlichkeit beurteilt), diese sind aber nur nebensächlich und ändern nichts an der Tatsache, dass ich es für meinen Schöpfer trage, der mir diese Pflicht auferlegt hat.
Mal abgesehen davon, dass ich mit Kopftuch eine Repräsentantin der Muslime bin und erst recht auf mein Verhalten gegenüber anderen achten muss „smile“-Emoticon
20 Jahre alt, trage es seit ca. 10 Jahren.“

Dudu – seit 25 Jahren
„Ich trag mein Tuch seit ca 25 Jahren und ebensolang fragen Menschen. Dabei geht das „warum“ niemanden was an. Niemand muss verstehen, warum ich wie lebe. Die Dame muss wohl damit leben, dass es sie nichts angeht.“

Nana, 22 Jahre – seit einem Jahr
„Ich habe mir damit einen jahrelangen Wunsch erfüllt, für den ich mich zuvor von der Gesellschaft „zu unterdrückt“ fühlte, um ihn bereits in frühen Jahren umzusetzen.
Ich nahm mir das Kopftuch als Repräsentation meiner Freiheit. Mein Körper, meine Entscheidung. Ich entscheide, wer welchen Teil an mir erblicken darf, wer was an mir kennenlernen darf. Es ist wie mit einem Austausch. Du kannst deinem Gegenüber alles von dir preisgeben und du kannst dich auch auf wenige Dinge beschränken, die du für angemessen hältst zu teilen. Eine Frage des Wohlbefindens. Sowohl mit dem Austausch auf verbaler Ebene, als auch mit meinem Körper bevorzuge ich letztere Variante. Es ist eine Art der Bescheidenheit im Umgang mit der Schönheit, die Gott einer Frau hat zuteil werden lassen. Ein Zeichen der Dankbarkeit.“

Und das Beste zum Schluss:
Hülya, 33 Jahre – seit 18 Jahren
„Trage es natürlich damit mir nicht so viele Männer hinterherlaufen, hat bis jetzt ziemlich gut geklappt 😉 “

Demut und Bescheidenheit.

Ich erinnere mich an eine Überlieferung, in der es um die Reise von Omar r.a. nach Jerusalem geht. Omar r.a. war mit einem seiner ‚Diener’ auf der Reise nach Jerusalem. Die Beiden hatten ein Reittier und wechselten sich während der Reise mit dem Reiten ab. Dabei gab es keinen Unterschied bei der Zeit des Reitens zwischen dem damaligen Kalifen Omar r.a. und seinem Diener.

Als die beiden die Tore der Stadt erreicht hatten war der Diener gerade an der Reihe zu reiten und Omar r.a. lief. Der Diener bat den Kalifen darum wieder auf das Tier zu steigen, da er befürchtete man könnte sie verwechseln. Omar r.a. bestand aber auf das Recht des Dieners diese Strecke zu reiten und war nicht zu stolz möglicherweise mit einem Diener verwechselt zu werden.

Tatsächlich trat die Befürchtung des Dieners ein und die Bewohner der Stadt dachten, dass der Diener der Kalif sei, und der Kalif Omar r.a. der Diener, da er lief und der Diener ritt.

Omar r.a. war und ist schon immer als ein harter, starker und stolzer (nicht im negativen Sinne) Mann bekannt. Doch obwohl er damals eine besondere Stellung in der islamischen Welt hatte, und zwar die des Kalifen, war sein Gerechtigkeitssinn und vor allem aber seine Demut und Bescheidenheit so groß, dass er dem Diener nicht sein Recht nehmen wollte, noch machte es ihm etwas aus, mit Diesem deshalb verwechselt zu werden.

Ich will zu dieser Geschichte eigentlich nicht viel schreiben. Ich denke sie spricht für sich. Durch die vielen Möglichkeiten die uns mittlerweile gegeben sind, ist es uns ein leichtes in die Öffentlichkeit zu treten und vielleicht sogar uns „einen Namen“ zu machen. Man wird bekannt, Leute hören auf die Meinung und auf das Wort das man spricht und irgendwann hat man eventuell hier und da sogar Einfluss. Doch sollten uns diese Dinge unseren Gerechtigkeitssinn, aber vor allem nie unsere Demut gegenüber Allah und auch seinen Geschöpfen und noch weniger unsere Bescheidenheit nehmen.

Erhobenen Hauptes zu laufen zeugt von Stärke. Und Stärke in der Sache für die man ein tritt ist gut. Doch wenn das Haupt erhoben ist auch Hochmut und falschem Stolz, dann sollte man an den Kalifen denken, dem es nichts ausmachte mit einem Diener verwechselt zu werden und der nie seine Bescheidenheit und Demut verlor.

Der Prophet Muhammad (Segen und Frieden seien auf Ihn) warnte uns vor einem Fünkchen Hochmut im Herzen. Möge Gott uns helfen, diesen Fünkchen auszulöschen, nie zum brennen zu bringen oder zu verringern bist er irgendwann ganz weg ist.
Amen.

„Scheiß Ausländer!“, sagte der Kanake zum Flüchtling.

„Diese dreckigen Ausländer, Alter! Die sollen sich verpissen! Sie sind dreckig, haben keine Manieren und sie stinken. Ich will sie nicht vor meiner Tür haben!“, sagt er, mit seinen 18 Jahren. Er, Sohn türkischstämmiger Eltern, über Flüchtlinge die in die Nachbarschaft ziehen sollen.

„Geh bloß nicht mehr am Abend alleine raus, meine Tochter! Ihnen kann man nicht trauen. Sie sind bestimmt krank im Kopf, nach allem was sie erlebt haben. Rede nicht mit ihnen, schau auf den Boden wenn du sie siehst, und wenn sie dir entgegen kommen, dann wechsle am besten die Straßenseite. Sie sind weit weg von ihren Frauen und denken bestimmt, dass die europäischen Frauen alles mit machen. Ah, ah! Sie tun mir ja schon Leid, aber ich habe Sorge um meine Töchter!“, sagt sie und zupft ihr Kopftuch zu Recht. Sie, mit 12 Jahren als Tochter eines Gastarbeiters nach Deutschland gekommen.

In der Kleinstadt meiner Eltern wurden Notunterkünfte für Flüchtlinge aufgestellt. Ein paar Zelte am Ende der Stadt, nahe Autobahnauf-und ausfahrt. Sie, die „Flüchtlinge“ sehe ich zum ersten Mal, als mein Cousin mit seinem BMW an ihnen vorbei fährt um sie mir zu zeigen. Wie als würden wir in den Zoo fahren um Tiere zu begutachten. Sie sitzen mit ein paar Flaschen in der Hand unter einem Baum und winken uns zu als wir an ihnen vorbei fahren. Sie tun nichts. Sie sitzen einfach nur dort, unterhalten sich und trinken etwas.

Ich finde die Reaktionen der Personen mit „Migrationshintergrund“ erschreckend! Ich bin schockiert, empört und tottraurig, als ich höre, wie sie über die Flüchtlinge sprechen. Ich möchte sie an ihre eigenen Erfahrungen, ihre Vergangenheit erinnern, in der  auch sie in die damals noch Fremde gekommen sind, und man sie „Kanake, Dreckstürke/-Araber/-Albaner/-Russe (…) genannt hat. An die Zeiten in der die „Deutschen“ ihre Töchter vor den „Kameltreibern“ warnten, da sie alle sexsüchtige Geier seien. Daran, dass Ghettos errichtet worden sind, in welchen auch ich aufgewachsen bin, da niemand sie in ihrer Nachbarschaft haben wollte.

Und was ist nun? Jetzt gehören sie etwa zu den „Besseren“, zu der „weißen Rasse“, zu der „Elite“? Jetzt fahren sie gute Autos, haben deutsche Nachbarn mit denen sie Tee trinken und besitzen ein Haus. Was ist jetzt? Sind sie jetzt „besser, reiner, sauberer, wohlduftender, gebildeter“ als die Flüchtlinge? Wo bleibt die Erinnerung an die Vergangenheit? Die Erinnerung an die Feindseligkeiten, die sie erleben mussten? Die Erinnerung an die Tage, an denen die Frau und die Kinder Jahre vom Vater getrennt waren, da er hier in Deutschland arbeitete um ihnen ein schönes Leben bescheren zu können?

Werden sie, werden wir, die mit dem „Migrationshintergrund“ etwa die neuen Nazis?!

„Annem’e.“ -Mustafa Islamoglu

Elli yaşına dahi gelseler
Öksüz çocukların ruhu
Annelerinin öldüğü yaşta kalırmış
Hiç büyümezmiş
Öksüz çocuklar
Genç yaşta ölen annelerini geçmemek için
Bunu yaşayarak öğrendim

Babaları baba eden de annelermiş
Anneler öldüğünde
Babalar da hükmen ölürmüş
Daha da beteri
Babalar öksüz çocuklarını
Anneleriyle birlikte diri diri gömermiş
„Hangi suçtan dolayı öldürüldü“

– Mustafa İslamoğlu

(Hocamız annesini üç yaşında iken kaybetmiş öksüz kalmış. En son şiirini 20 yıl önce yazmıştı.)

Quelle:  facebook: Mustafa Islamoglu