Wir können nirgendwo ganz wir sein.

Wer ist sichtbar und wer wird unsichtbar gemacht?

Nach welchen Kriterien suchen wir die Menschen aus, dir wir durch unsere Ressourcen und Mitteln fördern und denen wir eine Bühne geben (möchten)?

Was bedeutet es, in marginalisierten Gruppen solidarisch zu sein?

Was bedeutet es, Ressourcen zu teilen?

„Ich kann dieses Spiel halt nicht mitspielen, lächeln, hihi da hihi hier, und dann zuhause sitzen und genau wissen, dass dich die Menschen nur so viel haben möchten, wie es ihnen was bringt.“, schreibe ich einer Freundin.

Und was ist die Alternative: Texte, die in den Schubladen verstauben, Fotografien, die nie gesehen werden, Gedanken die nie gehört und 15 Jahre Mädchen*arbeit die nicht geschätzt wird.

Ich erinnere mich an Fragmente aus meiner Kindheit. Familien die miteinander konkurrierten. Welches Auto? Welche Wohnung? Welche Ausbildung für die Kinder?

Dann haben die Kinder ebenso begonnen, miteinander zu konkurrieren.

Welche Ausbildung? Welche Partner:in? Welches Haus? Welches Gehalt? Welche Schuhe?

Sie redeten viel übereinander. Und ich hatte immer das Gefühl, dass ich mit all dem nichts anfangen konnte – also schwieg ich. Sehr oft.

„Was wohl in dem Kopf dieses Mädchens ständig vor sich geht, so dass sie stundenlang still vor sich hinblickt und kein Wort sagt.“, fragte mein Lieblingsonkel mal meine Tante. „Esim ist immer so, ich glaube wir wollen gar nicht wissen, was da alles vor sich geht.“, antwortete sie.

Stille Menschen hören und sehen sehr viel. Dinge, die andere überhören oder übersehen. Dinge die andere nicht einmal wahrnehmen, nahm ich wahr, verarbeitete es für Tage und zog mir eine Lehre daraus. Meine Stille hat mich erzogen.

Am schlimmsten fand ich es aber, wenn all diese Menschen, die viel übereinander sagten, und dass auch genau wussten, dann zusammenkamen. Sie lächelten, sagten wie großartig sie sich gegenseitig fanden, und unternahmen gemeinsam Dinge.

Und ich war dabei, schwebte um diese ganze Struktur herum und hörte, sah und nahm wahr.

Ich hatte mir versprochen, nie so zu werden. Egal, ob das bedeutete, dass ich eben nicht dazu gehöre. Nicht gesehen und nicht wahrgenommen werde. Ich dachte, ich würde Menschen finden, die Denken und Fühlen wie ich.

Diese Menschen fand ich, sie wurden aber mit der Zeit immer weniger. Denn der gemeinsame Kampf um Ressourcen, Mittel und eine gemeinsame Bühne wandelte sich um in einen Kamp um die Ressourcen, Mittel und Bühnen selbst. Und das gleiche Spiel begann erneut.

Es scheint mir, dass mit den Errungenschaften, die gemeinsamen Werte, das gemeinsame Denken und Fühlen verloren geht. Dass es dann darum geht, die Bühne zu haben, und nicht zu teilen. Was bedeutet es, wenn wir die Muster und Mechanismen von jenen annehmen, die wir all die Jahre kritisiert haben. Und diese Mechanismen dann gegen unsere „eigenen“ Leute wenden.

Eine Hierarchie in der Hierarchie in der Hierarchie. Ein Unsichtbargemachtwerden im Unsichbargemachtwerden im Unsichtbargemachtwerden.

Und dann denke ich an die Worte einer Bekannten, die meinen Rat für eine Diskussionsrunde suchte: wir sind Menschen, die überall die „anderen“ sind. Wir können nirgendwo ganz wir sein.

Kritik an die Herrscher.

Es gibt eine Geschichte aus der Zeit des Kalifen Omar r.a. die ich vor langer Zeit einmal hörte. Omar r.a. hat nach Antritt als Kalif irgendwann beschlossen, dass er den Betrag der Brautgabe auf einen bestimmten Höchstbetrag begrenzen wolle.

Die teilte er seinem Volk bei einer Besprechung mit. Kaum hatte er ausgesprochen erhob sich eine Frau aus der Masse, und wies ihn zu Recht. Sie meinte, dass der Kalif nichts begrenzen könne, was Allah für die Frau unbegrenzt und frei gelassen hatte. Es wäre Unrecht was er damit täte. Sie sagte das vor der ganzen Masse. Ich wiederhole, gibt euch das bitte: eine Frau erhebt sich und weist den Kalifen Omar! darauf hin, dass sein Beschluss ein Fehler ist. Und was tut er?

Omar, der dafür bekannt ist, dass er stark, aggressiv, und nicht gerade zum Schmusen ist. Er gibt ihr Recht, und nimmt seinen Beschluss zurück. Die Frau setzt sich sicher und die Sache ist gegessen.

Normalerweise führe ich solche Beispiele an, wenn ich zeigen möchte, dass Frauen sehr wohl ihre Klappe aufmachen dürfen und auch sollen. Doch heute geht es mir um etwas Anderes.

Ich wurde heute darauf aufmerksam gemacht, dass ich als Muslima dazu verpflichtet sei, die Fehler der muslimischen Geschwister zu verstecken.

Ich gebe Recht: Geschwister sollten die Fehler anderer Geschwister verdecken, sie nicht vorführen. Wir wissen, Allah sieht alles, weiß alles und wird jeden einzeln zur Rechenschaft ziehen.

Doch ein Staatsoberhaupt nicht kritisieren zu dürfen, (es ging in diesem Fall nämlich um Politik und Politiker) und nicht auf seine Fehler aufmerksam machen zu dürfen – ich weiß nicht was ich davon halten soll.
Die Beschlüsse die von einem Staatsoberhaupt ausgehen betreffen nicht nur ihn selbst, sie betreffen ein ganzes Volk, betreffen auch andere Menschen, die auf ihr Recht warten(warteten), die ein Recht auf ihr Recht haben!

Sollte man dann nicht wie diese Frau aus der Geschichte auf Fehler und Unrecht aufmerksam machen? Ist das nicht eine, unsere muslimische Pflicht? Und wenn selbst Omar r.a. so cool damit umgehen kann, wieso trauen wir es dann nicht einem Erdogan oder einer Merkel zu mit Kritik umzugehen? Wieso können diese nicht von ihrem hohen Roß runter steigen und akzeptieren, dass sie evtl. eine Fehlentscheidung getroffen haben? Kritisiert man nicht Menschen, von denen man etwas hält? Ist Kritik nicht eigentlich die schönste Form von Anteilnahme und Partizipation, oder ist es doch das blinde Folgen, gut und schön reden aller Sachen?

Kritik gehört dazu – Muslime sind dazu verpflichtet auf Missstände aufmerksam zu machen, mit Hikma, also Weisheit und Recht zu sehen, zu hören und zu handeln und Zulm, also Unrecht entgegenzuwirken und abzuschaffen, egal, woher diese kommt!

Tag der Bildung.

Heute ist Tag der Bildung. Eigentlich muss ich für meine Modulprüfung am Samstag lernen, und wollte nichts schreiben. Hab meine Meinung geändert. Also nur kurz. 

Meine erste Hausarbeit in meinem Pädagogik Studium schrieb ich über: „Die Auswirkung des Migrationshintergrunds auf den Bildungsweg und den Schulabschluss von Kindern mit Migrationshintergrund.“ Heute würde ich es anders benennen, aber wie gesagt, war meine erste Hausarbeit. Da heute der Tag der Bildung ist möchte ich euch nur ein bis zwei Ergebnisse aus der 3. World Vision Kinderstudie vorstellen, die sich unter anderem genau mit diesem Thema beschäftigte. 

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Abbildungsquelle: Word Vision Institut. (Studie 2013) {08.12.2016}

Aus dieser Grafik geht klar hervor, dass Kinder, die zur unteren Bildungsschicht gehören viel weniger ein Abitur anstreben, als Kinder die zur oberen Bildungsschicht gehören. Wenn man sich näher mit der Studie befasst, weiß man, dass viele Familien mit Migrationshintergrund eher zur unteren Bildungsschicht gehören, als zur mittleren oder zur oberen. 

Ein weiteres Ergebnis, nach dem Statischen Bundesamt: Datenreport 2006  besagt, dass Kinder, 

ohne Hauptschulabschluss: 7,4% deutsche Kinder // 18,1% ausländische Kinder,

mit Hauptschulabschluss: 23,5% deutsche Kinder // 40,9% ausländische Kinder,

mit Abitur: 24,3% deutsche Kinder // 8,9% ausländische Kinder sind.  (vgl. World Vision Studie, 2013)

Das sind nur wenige wichtige Zahlen von vielen wichtigen Zahlen die aufzeigen, dass Bildungsgleichheit und Chancengleichheit noch nicht auf dem Niveau sind, wie sie  sein sollten. Doch wir sehen Veränderung, und das macht Mut. Wir sehen aber auch negative Beispiele, wie zum Beispiel, dass ein Kind oder Jugendlicher „mit Mh“ genau weiß, dass es mindestens doppelt so viel leisten muss, als ein „deutsches Kind“ um das Gleiche zu erreichen. Auch das ist ein großes Problem in unserem Bildungssystem. Was ist mit -das- gemeint? Ich rede nicht groß drum herum. Ich meine Rassismus. 

Alles Gute zum Tag der Bildung. Auf dass wir unsere Schwächen abschaffen und unsere Stärken verfestigen. 

Und in diesem Sinne: Liebe Grüße an meine ganzen LehrerInnen, die mich immer fertig gemacht haben, dass ich es sowieso nie schaffen würde, und das schon auf der Hauptschule. Ich habe meinen BA in Pädagogik und mache gerade meinen Master – so viel dazu! Und danke an Jene, die an mich glaubten – ihr seid echt cool!

Nachtrag: Wieso ich den Titel der Hausarbeit, den meine Dozentin damals aber toll fande, heute nicht mehr so nennen würde. Ich glaube nicht dass der Mh eine Auswirkung auf die Schulkarriere hat. Ich glaube, dass es viele verschiedene Faktoren sind, die sich darauf auswirken und die durch gute PädagogInnen und mehr Zeit für eben diese PädagogInnen gut aufgefangen werden könnten. Zudem ist es, vor allem für Betroffene, kein großes Geheimnis mehr, dass Rassismus ein großer Stein in der Bildungskarriere von Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen ist!

Die Grenzen meiner Sprache.

Ich erinnere mich zurück: als ich 5 war und noch in den Kindergarten ging, gab es eine, Abend im Halbjahr einen Elternsprechtag. Nach dem Abend sind meine Eltern immer zu mir und zu meinen Geschwistern gekommen und haben so erzählt, was die ErzieherInnen denn so gesagt haben. Auch als Kinder haben meine Eltern mich und meine Geschwister auch in solchen Angelegenheiten sehr ernst genommen.

Meine Mutter sagte: „Esim, Frau Schneider meinte, dass du eines der besten Kinder in Sache Sprache bist! Dein Deutsch sei wirklich sehr gut. Aber die Erzieherinnen haben uns empfohlen auch Zuhause nur Deutsch mit euch zu sprechen.“ Ich habe als Kind mit Migrationshintergrund die beste Sprache in der Gruppe damals, dennoch war die Empfehlung der Erzieherinnen an meine Mutter, sie solle nur noch Deutsch mit uns sprechen? Obwohl meine Mutter nur mäßig Deutsch gesprochen hatte damals. Heute, selbst als Pädagogin kann ich sagen, wie dumm diese Empfehlung und vor allem wie kontraproduktiv für die Sprachentwicklung sie war. Doch darüber könnte ich einen extra Text zu schreiben. 

Dennoch, noch heute ist in der Pädagogik, aber auch und vor allem in der Politik die Sprache ein oft diskutiertes Thema und ebenso meiner Meinung nach eine Methode der Politik und in der Pädagogik. Sprache wird nicht nur genutzt um zu kommunizieren, sondern ist auch ein Mittel der Zugehörigkeit, der Identität und auch der Selbstbestimmung!

Meine Eltern sind kurdischer Abstammung, aber sie haben nie kurdisch mit uns gesprochen. Ich spreche als eine Frau mit kurdischer Herkunft also kein Wort kurdisch. Das war damals einfach so als ich ein Kind war. Man hat halt einfach kein kurdisch gesprochen und wenn dann nur leise und nicht öffentlich. Damals gilt: wenn man selbst in der Türkei, die Heimat vieler Kurden und Kurdinnen nicht kurdisch spricht wieso dann in Deutschland? Man hat Türkisch gesprochen. Und selbst das haben meine Eltern nicht immer mit uns gesprochen.

Ich habe mir heute das Video angeschaut, wie der Sänger Ahmet Kaya aus einer Veranstaltung gejagt wurde, weil er ankündigte in seinem nächsten Album ein kurdisches Lied singen zu wollen und dazu auch ein Video drehen zu wollen. Nach dem er aus dem Saal fast schon fliehen muss, mit Gabeln und Messern beschmissen wurde, wurde danach im ganzen Land gegen ihn gehetzt, so dass er ins Ausland flüchten musste, nach Paris, wo er nach schon einem Jahr an gebrochenem Herzen stirbt, wie man heute über ihn sagt.

Sprache ist immer ein Mittel um zu kommunizieren, auch ein Mittel der Stärke, der Stimme, der Zusammengehörigkeit oder auch Abgrenzung.

Ich frage mich, was haben die Menschen davon, was die PolitikerInnen, was die PädagogInnen, wenn ein Kurde in der Türkei kein kurdisch sprechen soll, wenn ich in Deutschland nicht türkisch sprechen soll, wo doch sowohl Ahmet Kayas Türkisch als auch mein Deutsch perfekt war und ist?

Abgrenzung geschieht doch oft durch kleine Dinge die nicht im Vordergrund stehen. Auf die niemand achtet, wenn er oder sie nicht selbst davon betroffen ist.
Abgrenzung und auch Unterdrückung geschieht dadurch, dass man Menschen ihre Sprache verbietet und somit die Stimme, ihre Stimme, ihre Identität und weitere Zugehörigkeit(en) verweigert und abspricht!

„Dilimin sınırları, dünyamın sınırlarıdır.“* hat Wittgenstein einmal gesagt. So ist jedes Verbot oder jede Eingrenzung doch auch eine Einengung im Leben, im Werden und im Sein und eine Beschränkung des Horizontes, der Welt in der man lebt und leben möchte.

*„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“ -Ludwig
Wittgenstein (1918)

Ein weiterer Text zu dieser Thematik von mir: Warum spreche ich nicht cok gut Türkce?

Wechselwirkung – Hand verschmutzt Hand. „machtWorte“

Zur Lesung geht es hier entlang: Lesung – Wechselwirkung

Allahu akbar“ schreien sie, welch’ laute Horde mit unreiner Brust! Schatten in ihren Augen, sie stoßen ab mit ihren bärtigen, grimmigen Gesichtern. Sie lüstern nach Macht und dursten nach Blut. Sie schreien „Allahu Akbar“ und missbrauchen den Namen des Liebenden, Geliebten. Erheben sich damit in ihrer Perversität.
Ihre Zungen sprechen mächtige Worte bei Tag und bei Nacht – sie stoßen die Worte aber von sich ab statt diese in ihre Herzen eindringen zu lassen.
Sie rufen „Gott ist groß“, doch sind sich dessen Konsequenz bewusst?!

„Allahu akbar“ schreien sie während sie töten, zerstören, in Brand setzen. Menschen erschrecken, Angst einflößen kleinen weinenden Kindern, das Gute auslöschen, den Frieden zunichte machen.

Hätten sie doch aber auf das erste Wort ihrer Worte gehört – „Iqra – Lies!“ so wäre das was sie tun ihnen selbst zuwider.

Sie erschaffen sich Königreiche und Mächte mit ihren Worten. Machen mit ihren Worten aus Königen Sklaven, aus Sklaven Könige. Bestimmen mit einem Wort über Gut und Böse, über Leben und Tod. Machen aus Menschen das, was sie nie hätten sein sollen. Nie hätten sein können.
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch!

*

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, laut, so dass ihnen die Stimmen zu verschwinden drohen.
Ihre eisblauen Augen stechen in der Dunkelheit hervor, pflanzen sich in die Erinnerungen, in die Herzen kleiner weinender Kinder, die vor „Allahu akbar“ – Schreienden geflüchtet sind, um mit „Wir sind das Volk“ empfangen zu werden?

Hineingetaucht sind ihre patriotischen Geister in Liebe zu Schwein, deutschem Kulturgut und Heimatgefühl! Machen ihre Identität an einem Tier fest, sind nichts weiter, als Mitbürger auch anderer Beheimateter – wollen es aber nicht fühlen!

Sie merken nicht, dass sie mit ihren Worten das Licht am Ende des Tunnels auslöschen, während sie andere dunkle Lichter die seit Jahrzehnten erloschen sind, wieder anzünden zu versuchen.
Mit ihren Worten färben sie Seelen braun, während sie das Kunterbunte zu ersticken versuchen! Wollen eine Alternative für das Land sein, doch mit ihren Worten machen sie krank die gesunden Herzen und gesund die Kranken. Steigen hinauf in die obersten Ebenen der Mächtigen; unter den von Steuergeldern bezahlten Nadelstreifen verstecken sich ihre Springerstiefel!

„Wir sind das Volk“ brüllen sie, missbrauchen unverschämt und in Absolutismus badend den Namen des Volkes! Erheben sich in ihrer Perversität damit. Sie sprechen Worte, mächtige Worte, während sie zerstören, in Brand setzen, Menschen erschrecken, Kinder zum weinen bringen, das Gute und die Hoffnung auf Frieden auslöschen! Hetzen, Hass verbreiten und das Eine spalten!
So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

*

Da stehe ich nun, inmitten dieser beiden Seiten. Keiner weiß mehr so recht was richtig und falsch ist. Und ich mittendrin, werde bekämpft, getreten, angefeindet und befremdet von Beiden! Kann kaum eine Zeitung aufschlagen, ohne dass einer der Beiden, am besten im Verbindung miteinander, thematisiert werden. Stehe da während 1000 nachte Zeigefinger gegen mich gestreckt sind!

Sie sagen Ich sei die Ungläubige, nein, ich bin! die Ungläubige, die, die den Ungläubigen in den Arsch kriecht, die Gott für die Demokratie verkauft hat, die, die ihre erotische Stimme selbst vor Männern erhebt, sich ihnen zeigt, sich ihnen vorführt! Ich bin ein ausgepackter Lutschbonbon, an dem sich Sarrazin, Hamed Abdelsamed und Petry gemeinsam, Lippe an Lippe vergnügen, während ich nicht beachte, dass meine Glaubensgeschwister für Gott kämpfen und sterben.
Ich bin die Ungläubige, die ignorante Egoistin, die einen liberalen Islam geschaffen hat, die vom Propheten bekämpft werden würde, wenn er lebte. Ich bin die, die das Tuch trägt, aber keinen Glauben mehr in sich. Die, die sich verkauft hat. Ich bin die, die Gott niemals erreichen wird, die, die in Reue verrecken sollte, die Gottes Vergebung niemals erhalten wird, da mein Gott nun Europa ist!

Auf der anderen Seite bin ich die Kopftuchschlampe, sagen sie, die Putze von Muhammad, die Sexsklavin meines Mannes, die Knechtin meines Vaters, der Boxsack meines Bruders! Die Kanakin, die ewige Kanakin die kein Deutsch spricht, die die niemals einen Abschluss erlangen wird, die, die unterrückt ist, befreit werden muss, die keine eigenen Entscheidungen treffen kann. Ich bin die, die gerade mal gut genug für einen Putzjob ist, aber auch die Sozialschmarotzerin, die von ihren Steuergeldern lebt. Ich bin die Hinterweltlerin, die Zurückgebliebene, die, die das Land ins Verderben stürzt, eine Seuche für jeden Deutschen, ich bin die Pest!

Anhören muss ich mir beides, von beiden Seiten, immer und immer und immer wieder.
Es scheint, als seien sie eins die Beiden, als seien sie das Selbe im Kern, als verfolgten sie die selben Ziele, hätten die selbe Motivation, wären aus dem selben Material gestrickt in ihrem Hass gegen mich, gegen die Mitte, gegen die Leute der Mitte!

Und da stehe ich nun, im Stillen schreiend, in der Schlacht friedenstiftend und im Scheinfrieden kämpfend!

Mein Haupt ist erhoben, immer, denn ich werde mich niemals meinem Glauben, meinen Flügeln der Herkunft, noch mich meinem Deutschsein berauben lassen!

Das Wort also. So mächtig ist also das Wort, so zerstörerisch.

So viel wie es Schlechtes anrichten kann, kann es auch Gutes tun – wenn man es denn zu benutzen weiß, zu formen – wie eine Kunst.

Die Macht liegt also in den Händen der Lauten.
Ist das Schweigen dann wirklich eine Lösung?

*

Nachtrag: Der Text ist für eine Lesung in Karlsruhe entstanden. Dieser wird auch im Sammelband „Farblos – Junge Dichter über Flucht und Migration“ erscheinen. Alle Infos dazu hier: facebook.com/farblospoesie/

Wir haben ein Männer-Problem!

Ich stehe an der Haltestelle nach dem ich meine warme türkische Suppe getrunken habe, und warte auf meine Bahn Richtung Heim. 

Da steht plötzlich ein Mann vor mir, viel größer und breiter als ich – starrt mich an, als würde er mir den Hals umdrehen wollen, lässt eine kurze Beleidigung fallen, rempelt mich an und läuft weg. 

Naja, denke ich mir – scheiße ist es, aber ich habe schon schlimmeres erlebt. Rege mich kurz darüber auf, und da ist auch schon meine Bahn. 

Ich setze mich an einen Einzelplatz am Fenster, bin in mein Handy vertieft bis ein Blick mich sticht. Er steht schräg gegenüber von mir. Ca 2 Meter weg und schaut mich auf eine so widerliche, ekelhafte und fast schon sabbernde Art an. Kurz davor habe ich mich in der Reflexion des Fensters angeschaut und dachte mir, wie schlimm ich denn heute aussehe. An mir kann es also nicht liegen. 

Ich werfe ihm einen „bösen“ Blick zu, aber das juckt ihn nicht weiter. Er lächelt und starrt weiter. Wirklich, ich meine es ernst – es war Ekel erregend dieses Starren! Das macht er die ganze Fahrt über. Ich schaue nur noch in mein Handy und versuche ihn zu ignorieren. Beim Aussteigen muss ich leider an ihm vorbei laufen, und wer hätte das gedacht: da ist er, der widerliche und extrem sinnfreie Anmachspruch begleitet von einem Tier ähnlichen Grinsen! 

Ich steige aus, schüttel den Ekel von mir ab und will mir Wasser kaufen gehen. An der Kasse hinter einem Mann angestellt, der sich laut mit der Kassiererin unterhält: ‚die Frau hat 7 Kinder, können sie das fassen, 7! Wie kann man heute in dieser Zeit noch 7 Kinder auf die Welt bringen. ich finde, was zur Zeit los ist in unserer Welt ist kaum zu ertragen!‘

Ich bezahle und das Fass ist voll! 

Was denken sich Männer eigentlich?! Was denken sich Rechte Männer, eine Frau zu beleidigen, nur weil sie offensichtlich einer Religion angehört? 

Was denken sich Männer, Frauen anstarren zu dürfen, zu können, ihnen Sprüche hinterher zu rufen, in der Öffentlichkeit oder auch nicht! 

Was erlauben sich Männer Frauen wegen der Anzahl ihrer Kinder verurteilen zu können! Sie hat das Kind 9 Monate im Bauch getragen, sie hat das Kind unter Todesschmerzen auf die Welt gebracht, sie kümmert sich sicher rund um die Uhr um die Kinder – nicht der Mann. Schließlich braucht es nicht viel um biologischer Vater zu werfen! Um Mutter zu werden aber schon! 

Welches Bild haben diese Männer von der Frau? Welches Bild vom Mann? Der Mann als derjenige, der über die Frau urteilen darf – egal aus welchen Motiven heraus? Der, der die Frau gerne als die Unterlegene, geile Person sehen würde, der der einem immer geilen und bereiten Tier ähnelt, der der seinen Genitalbereich nicht unter Kontrolle halten kann? Geschweige denn seine Gedanken?

Welch eine Erziehung haben dies Menschen genossen – gar keine?! Was bilden sie sich ein! Wie respektlos, zurück geblieben und ekelhaft kann man eigentlich sein? 

Ich finde es unmöglich was Männer sich raus nehmen! Unmöglich! Und das ist nicht das Problem der Frauen! Jede/r der meint, es sei die Schuld der Frau wenn Männer sie schlecht behandeln, über sie urteilen oder sie dumm anmachen hat wirklich keine Ahnung von sich selbst und solch Menschen ist das Wort Selbstreflexion sicher auch ein Fremdes! 

Sorry Leute, aber wir haben ein ernstes Männer-Problem das weit über die Grenzen von Religion, Nationalität oder Herkunft geht! 

Wählen als MuslimIn?

 

Wählen am Sonntag als MuslimIn?

(Durch Klick auf den Link gelangt ihr zum Video auf Youtube)

Liebe Leute! 

Ich habe mich vor die Kamera getraut und spreche über die Wahlen in BaWü die am Sonntag anstehen! Wenn ihr Euch das Video nicht ansehen möchtet hier in ganz kurz: bitte, bitte, bitte, geht am Sonntag wählen und tut etwas Gutes für unsere Gesellschaft! 

Mit der Hoffnung auf gute Ergebnisse am Sonntag. 

Alles Gute und viel Liebe

Eure 

Esim

Wenn der Tod eine Erinnerung ist.

Ich wollte heute eigentlich einer meiner vielen Hausarbeiten die ich schreiben muss zu Ende stellen. Aber das gelang mir nicht. 

Ich kam nicht früh genug aus dem Bett, meine Motivation war mit meiner Energie Golf spielen gegangen und mir kam alles hoch, als ich den Stapel Bücher vor mir sah, die ich brauche, um meine vielen Arbeiten zu schreiben. 

Später erhielt ich eine Nachricht. Eine traurige, schreckliche Nachricht, die mich den ganzen Tag beschäftigte. 

Während meines Praktikums in der Türkei in einer Schule für syrische Flüchtlingskinder lernte ich einen jungen Mann kennen. Er war Flüchtling. In Syrien hatte er studiert, war ein guter Sportler und vieles mehr. Er schrieb mir, dass seine Cousine und ihre zwei kleinen Kinder auf der Flucht von  Syrien nach Europa im Meer ertrunken sind. 

 

Ich habe es heute morgen nicht aus dem Bett geschafft. Ich habe es nicht geschafft mein Buch aufzuschlagen zu lesen, das Gelesene dann in eigenen Worten nieder  zu schreiben, um eine gute Pädagogin zu werden.

Ich habe mich beschwert. Über den vielen Stress den ich in der Universität und privat habe. Darüber, dass mir alles zu viel wird, und das Ganze mich lähmt. 

Heute ist mir aufgefallen, dass ich lange nicht mehr darüber nachgedacht habe, wieso ich das Ganze eigentlich mache – um etwas Gutes in der Welt bewirken zu können, um den Menschen nützlich zu sein, dadurch, dass ich ein nützlicher Mensch werde – für die Gesellschaft, für die Menschheit. 

Ist es nicht meine Pflicht etwas aus den Gaben Gottes zu machen, während viele Menschen es gerne täten, aber nicht können? Müsste mich das nicht motivieren oder anspornen? Müsste ich nicht um noch mehr Wissen, um mehr Kompetenz, um mehr Expertise streben,  um diesen Menschen vielleicht eines Tages etwas Gutes tun zu können?!

Uns geht es zu gut. Uns geht es viel zu gut! Ich habe diesen Satz früher so sehr gehasst – aber jetzt verinnerliche ich ihn.  

Und dennoch klagen wir, während wir all die Chancen die uns gegeben worden sind nicht bis zum letzen Punkt ausnutzen! Wir klagen, weil unser Studium zu hart ist, während andere in der Universität durch Bombenangriffe sterben. 

Wer weiß, wie viele Menschen, Mütter, kleine Kinder heute irgendwo in den vielen Kriegsgebieten gestorben sind, damit wir in Ruhe schlafen und leben können, ohne den Wert des Ganzen überhaupt wahrzunehmen. 

Ist es nicht genau deshalb unsere Pflicht uns noch mehr anzustrengen?

 

 

#kölnhbf – missbraucht nicht den Feminismus!

Die meisten Männer die seit Tagen wegen den Vorfällen während der Silvesternacht in Köln über Frauenrechte ihre Mäuler zerreißen, haben gestern beim Männerstammtisch noch einen Blondinenwitz mit Küchen-Thematik gebracht, während die Frauen sie brav bedient haben.

Die Heuchelei, aber vor allem die Generalisierung und Hetze, die hauptsächlich auf dem Rücken muslimischer Männer bzw. den zwischenmenschlichen Beziehungen muslimischer Menschen ausgetragen wird ist kaum zu ertragen!
Als sei die Kriminalität gegen Frauen vorher nie existent gewesen bis „nordafrikanische Männer, mit muslimischen Hintergrund“ Frauen in Köln angegriffen haben.

Als ob das nicht genügen würde versammeln sich nun Gruppen, die für ihre besonders ausgeprägte rechte Seite im inneren ihrer Seele bekannt sind und demonstrieren für Frauenrechte und Gewalt gegen Frauen? Wollt ihr mich eigentlich auf den Arm nehmen?!

Sogenannte KünsterInnen stellen sich splitterfasernackt auf die Straße um ein Zeichen für die Gleichberechtigung und den Schutz für Frauen zu setzen? Bedeutet denn nur Nacktheit Freiheit für Frauen? Spricht diese Art der Kunst wirklich für alle Frauen?

Ich kenne viele Frauen, auch viele muslimische Frauen die sich seit Jahren als Feministinnen bezeichnen und das, was sie darunter verstehen in ihrem Alltag ausleben. Sie setzen sich in den verschiedensten Netzwerken dafür ein! Sie versuchen der Frau eine Stimme zu geben, egal, ob muslimisch oder nicht! Auch andere Frauen und Vereine, die sich schon immer gegen Gewalt an Frauen und für Frauenrechte eingesetzt haben wurden bis heute kaum gehört!

Man möchte sich ja freuen, als eine Frau, die seit ihrer Kindheit schon ein besonders ausgeprägtes Frauenbild hat, dieses auslebt und immer verteidigte, wenn die Gesellschaft nun endlich – verdammt – endlich! der Stimme der Frau Gehör schenken möchte – aber so? So?!

Möchten wir nun auch dieses so wichtige Thema verseuchen und vergiften, den eigentlichen Schwerpunkt vernachlässigen, unsere eigenen Fehler oder Herausforderungen, und unsere Baustellen verdecken, sie nicht beachten, sie als nie geschehen darstellen, in dem wir auch so ein extrem wichtiges und leider im 21. Jahrhundert mitten in Europa noch kaum gehörtes Thema zu einer „Ausländer/Migranten/Flüchtlingsdebatte machen? Sie missbrauchen für unsere eigenen kapitalistischen, politischen und ungerechten Zwecke?!

Tut mir leid aber, nicht mit mir!

Seit eh und je kenne ich Menschen die ihr Leben dafür nutzen und teils aufopfern Frauen eine Stimme zu geben und die Herausforderungen unseres Landes und unserer Gesellschaft, wie oben schon erwähnt, in den Vordergrund, gar in die Mitte unserer Lebenswelt zu bringen – all das mit geringem Erfolg, denn niemand wollte sie hören! Wieso denn auch, wenn die Industrie und die Politik mit dem Frauenbild das wir heute vertreten bestens funktioniert?

Ich spreche mich absolut dagegen aus, dass so ein wichtiges und wertvolles Thema missbraucht wird für widerliche und eigennützige Zwecke! Ich bete und kämpfe für eine ehrlichere, authentische und nachhaltigere Debatte wenn es um Frauenrechte etc. geht!

Ich, als eine Frau, der das Thema schon immer in mitten ihres Herzes lag bin verletzt darüber, dass so eine schöne und wichtige Thematik leider nur, wie viele anderen Thematiken auch, in die missbrauchenden und unehrlichen Hände von unehrlichen und unguten Menschen gefallen ist.

Kopftuchgeschichten zu Weihnachten.

Während meinen Beschäftigungen außer Haus stecke ich mein Handy wenn ich telefoniere immer in mein Kopftuch, so dass ich beide Hände frei habe, wenn ich etwas tun muss. Dies auch während meinem Einkauf in einem Supermarkt. Trotz dass ich beide Hände frei hatte, hatte ich einen schweren Karton in der Hand und versuchte diesen etwas umständlich auf die hintere Ablage meines Fahrrads zu befestigen, als mir ein Mann entgegen kam und „Warten Sie, ich helfe Ihnen“, sagte.  Ich habe mir also helfen lassen und dankte ihm freundlich, als er meinte: „Das ist aber ziemlich praktisch.“ Ich dachte er meint meine Variante mit dem Karton und dem Rad und redete darüber, dass das leichter sei so zu transportieren. „Nein, ich meine das Telefon in ihrem Tuch…“ (welches ich vergessen hatte) „…sieht echt cool aus, ne Art Freisprechanlage! Vielleicht sollte ich mir beim Einkaufen auch ein Tuch umbinden. Dann kann ich in Ruhe einkaufen und meine Kinder während dem Einkauf händeln.“ Er lachte herzlich und wirklich freundlich während er ernsthaft darüber nach dachte, dass das eine gute Idee ist das so zu machen! 

 

Weiter war ich in einem Cafe in dem man, um die Kuchen- und Tortenangebote sehen zu können zum Tresen vor laufen muss. Ich legte meine Sachen ab und lief also vor als mich die Bedienung ansprach ob ich denn zu den Kuchen und Torten vorlaufe. Ich bestätigte worauf  sie sagte, ich solle mich von ihr begleiten lassen. Ich fand es etwas seltsam, denn ich hatte keine Idee wieso sie mich zum Tresen begleiten wollte. Als wir vor dem Tresen standen dann:
„So, als diesen Kuchen und den dahinten rechts sollten sie nicht essen, da sind sowohl Gelatine als auch Alkohol drin. Bei den beiden hier  ist nur Alkohol enthalten, und diese Torte beinhaltet  Gelatine. Den Rest können Sie beruhigt essen. Ich wollte Sie nur nach vorne begleiten um Ihnen das sagen zu können, nicht dass sie aus Versehen etwas bestellen, in dem Alkohol und/oder Gelatine ist.“
Ich war erstaunt und auch etwas emotional berührt. Wie zuvorkommend, aufmerksam und freundlich diese Dame war!

Ich schreibe sehr oft aus negativ- und Diskriminierungserfahrungen heraus. ich mache leider auch oft negative Erfahrungen, so dass mich schöne Erfahrungen immer ganz besonders berühren. Doch schlechten Dingen soll immer eine gute Sachen folgen, damit das Schlechte nicht im Vordergrund steht.

Ich habe heute sehr schlechte und traurige Dinge gelesen von MitbürgerInnen, die nicht einsehen möchten, dass muslimische Menschen in Deutschland auch ihre MitbürgerInnen sind. Aber ich möchte  heute nicht über diese traurigen Erfahrungen schreiben, sondern auch etwas aus selbsttherapeutischen Zwecken  über zwei schöne und erfreuliche Begegnungen, um dem Schlechten wenigstens heute  keinen Raum zu geben.

 

Ich wünsche meinen christlichen Freunden, Bekannten und LeserInnen besinnliche, friedliche und mit Liebe gefüllte Weihnachten!
Möge Liebe über unsere Herzen, Licht über unsere Seelen und Wissen über unseren Verstand herrschen.